DEUTScHLAND,
OESTERRElCH
UND
UNGARN.
Deutschland,
0esterreioh
Ungarn.
Wenn auch die grossen hist0rischen, religiösen, mythologischen und alleg0kj.
schen Gemälde der französischen Abtheilungdurchschnittlicli nicht das waren,was hier
den Beschauer vorzugsweise anzog, wenn auch C aba i1el, T ony Rob erts F l eury,
Ulmann, Antigna, Sirouy, Barrias iiicht ii1 den1 Masse wie Meis.s0.
nier, Breton, Mlle. Jacquemart, Gaillard, Daubigny uns reine kiinsts
lerische Befriedigung gewährten, so hatten ihre Arbeiten doch nach einer andern
Seite hiii ernste Bedeutung. Sie legten für die Art, wie die französischen Maler
studiren, Zeugniss ab. Bilder solchen Charakters und so grossen F0rmats kamen
in grösserer Anzahl nur in der französischen Abtheilung vor. Sie sind ein Beweis
für die ernsten Bestrebungen der Künstler, zu einer möglichst gediegenen Bes
herrschung der Form, zu möglichst sicherer Haltung bei becleutenderen Dimeiis
sionen zu kommen. Dass solches Streben feinen Werth hat, lernt man ans besten
da erkennen, wo es fehlt, wie in der deutschen Kunst. Unsere Maler schaffen
ihre Landschaften, ihre Genrebilder sfür den Markt, selteii wagen sie sich an solche
Ausgaben, die einen grösseren Aufwand von Kraft und Mitteln verlangen. sie
sind auch nicht in der Lage, dies thun zu können, Niemand würde es ihnen danken
und ihre Arbeit bezahlen. Anders sieht es in Frankreich, wo in solchen Fällen
der Staat eintritt, das Streben zu belohnen. Wenn irgend etwas den französischen
Bildersalen jenen bereits früher hervorgehobenen Charakter einer grösseren Ruhe
und Harmonie gegenüber dem wirren, bunten Durcheinander der deutschen Säle
gab und es mit sich brachte, dass man dort in einem Museum, hier aber nur in
einem Kunskbazar zu sein glaubte, so ist es eben nicht sowohl die grössere lcünsis
lerische Begabung der Franzosen überhaupt, als die durchaus andere Stellung
der französischen Kunst im Staate und im öffentlichen Leben.
Vor Allem müssen wir uns davor hüten, nach hergebrachten Vorstellungen
uns etwas auf unsere eigene Gründlichkeit undsGediegenheit gegenüber den
leichtfertigen und flüchtigen Franzosen zu Gute zu thun. Gerade umgekehrt vers
hält sich die Sache. Der lxVettstreit, der in der Kunsthalle der Weltauss
Heilung ausgefochten wurde, führte nicht so sehr das Talent als vielmehr die Ge.
diegenheit der Ausbildung. und der Arbeit als cntfcheidende Mächte in das
Treffen, und gerade in dieser Beziehung sind uns die Franzosen um vieles
voraus.
Die echte Bildung des FormenlinnS fehlt nicht nur unfern Ha11dwerkern,
unferm gr0fsen Publicum, He mange1t bei uns gewöhnlich auch den Künfi1em.
Es ist ein Unglück für die Entwicklung der modernen deutfchen
Malerei, dafs diejenigen MeiPcer, die einen gr0fsen und eigenthiimlichen F0rmens
f1nn befassen, einen viel origine1leren und genialeren als irgend ein FkgHz0f,3z
Cornelius und die meifien übrigen Künstler der idealen Richtung, niemals Zur
vollen Ausbildung diefes F0.rmenlinns kamen, über dem Wurf der Erfindung die
f01ide Durchführung und das Studium der Natur verfEiun1ten, in der Farbe nicht
die Zeichnung, in der M0dellirung nicht den Urnrifs, im Cart0n nicht die SkizZe
erreichten und unfähig waren, bei gr6fserem Mafslkabe die GePcalten mit wahrem
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