PLASTlK
UND
MALEREI.
E
schaut, ist harmlos sinnlich ohne verletzenden Zug und col0riPcifch wol1l gelungen,
allerdings ohne höheres Schönheitsgefuhl.
Unter den Malern der Landfchaft, des ViehPciicks u. f. w. iiber1trahlten die
Werke von zwei berühmten Verllorbenen, Tro you und Th eodore R0 u fseau
an Naturgeflihl, Meisterfchaft des Vortrags, Colorit, Tonwirkung und poetifcher
Empfindung alles Uebrige. Aufserdeni fanden wir Landfchaften von Franc,;ais,
Cabat, Dupre, Diaz, Paul Huet, eine grofse Anzahl Bilder von Corot,
die bei der vollen AuHöfung alles GegenPcändlichen in Schimmer und Duft, denn
doch von zauberhafter Wirkung des Tons find, mag es auch nicht an manierilIis
fchen Zügen fehlen, endlich mehrere Gemälde von Franc,;0is Daubigny mit
ihrer Kühnheit des freien, skizzenhaften Vortrags, dem fast äng1tlichen Vermeiden
aller Linienfchönheit, der energifchen Wirkung ohne eigentliches Hafchen nach
Effect. Charles Pierre Dausbigny arbeitet glücklich im Stil seines Vaters,
wie fein ausgeftelltes strandbi1d zeigte. Von hoher poetifcher Schönheit find
die Winterlandfchaften, namentlich der Wald bei Sonnenuntergang, von dem
jüngeren F,mile Breton.
Unter den stilllebens und Blumenmalern, die zwar vorwiegend Alle mehr
auf glänzende decorative WVirkung als auf ein feineres Stimmungsleben ausgehen,
feienCouder, Philippe Rouffeau, Desgoffe, Mme.Escallier, dann aber
namentlich Vollon um feiner meiPcerhaft gemalten 5eef1fche willen erwähnt.
Der franzöfischen Plastik wurde bereits oben im Zusammenhange mit
der m0numentalen Malerei Frankreichs im Allgemeinen kurz gedacht. VVir
tragen dazu hier über die wichtigsten der ausgestellten Werke einige Bemerkuns
gen nach.
Schritt man auf das Hauptportal der Kunfthalle zu, fo fand man vor dems
felben im Freien ein Marmorwerk von dem Baron Charles Arthur Bourgeois,
ein leidenschaftliches Frauenzimmer, das fich mit der Linken in die Haare fährt
und die Rechte warnend emporhebt. Wer im Katalog nachfieht, erfährt, dass
diefe Gestalt die Pythia darPcellt und merkt dann auch, dafs fie auf einem Dreis
fufs fitzt; jeder Unbefangene hält sie für la France, die vRevancheIa fchreit. Die
Franz0fen find aber viel mafsvoller als wir es ihnen zutrauen; Cabel7s Gypss
modell ssI87Ia führt uns in der Figur Frankreichs nur ein Bild dun1pser vers
zweifelter Trauer vor Augen. Die Begabung der Franzosen für das Patl1etifche,
welche jenes Werk von Bourgeois in rhetorifcher Uebertreibung zeigt, tritt wirks
famer und bedeutender in einer Marm0rgruppe von Barrias zu Tage, dem
Knaben Spartacus, der zu den Fufsen feines gekreuzigten Vaters Rache schwört.
Das Herbe des Motivs bringt auch hier und da eine gewisse formale Härte mit
fich, aber die Compofiti0n hat etwas Mächtiges, der Ausdruck ift dramatifch.
Von, demselben KtinPcler fanden wir, fowohl in Marmor wie in verfilberter Bi;0nze,
ein schlichtes, gut durchgefiihrtes Genrewerk: die spinnerin von Megara. C0n1i
pofitionstalent mit ann1uthiger Schönheit verbunden offenbart die Hebe von Cars
riersBelleuse, einem Schüler von David d7Angers; von dem mächtigen Adler,
der über ihr zu wachen fcheii1t, befchattet, liegt die zarte Mädchenfigur weich
hingebettet auf Jupjter7s Thron. Gestalten in fchlichter, idylliseher Situation,
mögen die Motive aus der antiken Myt11e gefchöpft sein.oder nicht, gelingen den
I
H
L
I
I
I