PLAsTIK
UND
MALEREI.
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ziemlich gutem Anstande im grossen Stoffe bewegen, unselbständige und im
höheren Sinne unproductive, wie etwa Eugene Lenepveu Cum für beide
Arten etwas ältere Namen, deren Entwickelung zu übersehen ist, beizubringenJ,
sich doch durch eine gewisse Unanstössigkeit und äussere Zuverlässigkeit als brauchs
bare Kräfte empfehlen können.
.Ueber dem Allen aber schwebt herrschend und bestimmend jene grossartige
Kunstgesinnung der Franzosen, in der sie allerdings auch eine gewisse Aehns
lichkeit mit den alten Römern haben, mit dem ungeheuer wesentlichen Unters
schiede jedoch, dass es ihnen an wirklicher Begabung zur künstlerischen Producs
tion und zu schöpferischem Auftreten nicht gleich jenen gebricht. Dadurch hat
bei ihnen, und zwar unter allen modernen Völkern bei ihnen einzig und allein,
die Kunst in Staat und Gesellschaft diejenige Stellung, die ihr bei einem Culturs
Volke ersten Ranges gebührt, die ihr vorzuenthalten das Zeichen ist, dass dem
betreffenden Volke zu einem Culturvo1ke ersten Ranges doch noch etwas fehlt.
Nur um nicht missverstanden zu werden, nicht um uns über uns selbst zu
täuschen und zu trösten, sei ausdrücklich bemerkt, dass natürlich nicht die Würs
digung der Kunst im öffentlichen Leben der Nation allein schon ein positives
Kriterium sür den Rang eines Culturvolkes abgeben kann.
Ein weiteres Eingehen aus Einzelheiten aus dem Gebiete der sranzösischen
Monumentalmalere1 wollen wir uns als relativ unerspriesslich erlassen,
ja selbst der Plastik an dieser Stelle nur eine kurze Erwähnung zu Theil werden
lassen; und zwar aus zwei Gründen. Einmal ist die Bilclhauerkunst ihrer Natur
nach wesentlich monumental, und ihre Uebung in monumentalem Sinne begrüns
det daher nicht eine so durchgreifende und entschiedene Theilung der Prodiiction,
wie im Gebiete der Malerei. Zweitens aber darf sich die sran7.ösische Sculptur
nicht nur nicht der gleichen kraftvollen Blüthe rühmen, wie die Malerei sie
steht in der modernen Welt ja immer und überall hinter der letzteren zurück,
sondern sie hat auch nicht einmal relativ eine ähnliche Bedeutung erlangt. Die
Plastik ist eine spröde Kunst und verträgt keine gewagten Experimente. Sie ist
daher wohl gelegentlich durch überkühne Neuerungen aus den Fugen gegangen,
aber ein classischer moderner Typussss wie in der deutschen Kunst durch Thors
waldsen und die Schad0wsRauch7sche Schule ift dort nicht pr0ducirt worden.
Ein sicheres, selbstbewusstes Können hat sie mit der Malerei gemein es stammt
bei Beiden aus gleicher Quelle. Eine gewisse Unverzagtheit im Wurf ist auch ihr
aus diesem Grunde eigenthümlich. Der einzelnen Künstler Erwähnung zu thun,
kann hier unterlassen werden. Nur Francisque J0feph Durst, der form.
gewandte Meister des h. Michael mit dem Drachen, an der Fontaine St.
Michel, und zahlreicher anderen öffentlichen Denkmäler in Paris, der fein etwas
theatralisches Wesen durch nicht forcirte Grösse der Erfindung und entschiedenes
Schönheitsgesühl freilich ohne die Gabe tieferer Charakteristik in Vergessens
heit bringt, mag an dieser Stelle seines Lobes verdienten Antheil erhalten.
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