PLASTIK
UND
MALEREl.
dem Ensemble der betreffenden Saaldecoration 1ninder fchwer empfunden werden
wird. Wer f1ch von der Trefflichkeit der Compof1tion recht schlagend überzeus
gen will, der braucht nur die iiberrafchend kräftig ausgefallene Photographie ans
zufehen.gBei Cabanel hat f1ch Julius Meyer7s Vermuthung, bei der man I867 ein
Fragezeichen zu machen sich gedrungen fühlte, bestätigt: ,,Es steckt wohl in dem
gut gefchulten Maler das Zeug zu ernsteren Arbeiten, wenn es ihm gelingt, aus
diefem frivolen Gebiete herauszutreten.U Von Frivo1ität ist in diefem Gemälde
keine Spur, wenn auch freilich ebensowenig eine warme, lebhafte Empfindung
dies Gestaltenheer durchströmt.
Indem wir die zahlreichen Namen der fonst noch mit monumentalen Ars
beiten Befchäftigten musIern, fällt uns die zunächst fcheinbar befremdliche Thats
facl1e auf, dafs Künstler der allerverfchiedens7cen Richtungen in einem oder dem
anderen Stadium ihrer Entwickelung durch die praktische Uebung in der grofsen
Kunst hindurchgegangen find: Es ist höchst anziehend und belehrend, Art und
Grad des Gelingens oder Mifs1ingens mit der anderweitigen früheren, gleichzeitigen
oder fpateren Bewährung des Künstlers in Vergleich zu stellen. Dass aber so
grundverfchiedene Künstler gelegentlich verfuchsweife zu solchen Arbeiten heraus
gezogen werden, das ietzt die wenigstens inslinctiv vorhandene richtige
Ueberzeugung voraus, dass nur durch einen ernfthaften Versuch die Tragweite
der Begabung zuverläff1g ermittelt werden kann, und dafS selbst das ausgefprochene
Talent oft von felbst nicht auf seine eigentlichen WVege kommt, oder nach fchiichs
ternen, andeutenden aus eigenem Antriebe ausgeführten Proben nicht hinlänglich
erkannt wird. Wie follte es nicht auch in der Kunst gelten: ,,Es wächst der Mensch
mit feinen höhern ZweckenUP Und iPc nicht die Ausfiil1rung hoher denn die skizze,
nicht die monumentale 1.eislung begeisterndcr als das ohne Bestimmung gemalte
StaffeleibildF
Nächsl: jener fubjectivcn V0rausfetZung i1n Befkeller hat dicke vielfeitige,
faPc allfeitige Antheilnahme der Künstler an den monumentalen Arbeiten aber
auch noch eine 0bjective in den Künstlern selber. Was bei uns noch immer
Gegenstand der Erwägung ift, ob und wann dem angehenden Künstler eine indis
viduelle Richtung gegeben und gestattet werden foll, das ist in der Praxis der frans
Zof1fchen KünPclerbildung 1ängft und mit bestem Erfolge in der einzig richtigen
Weile entfchieden. Bei uns fuhlt f1ch der junge Akaden1iker fchleuniglt als
Künstler, geniefst akaden1ifche Freiheiten, und trägt lange. Haare und einen Rus
benshut. Er achtet Alles gering, was er nicht kann oder nicht versieht, und sieht
die ganze Kun1I befchloffen in dem, was ihm zufällig entweder wirklich, oder
auch nur nach feiner Meinung gelingt. Es fitzt unferer ganzen Akademies
wirthfchaft, wenn auch mit Worten in Abrede gestellt, doch th3.tfäch1ich der
alte Zopf noch im Nacken, zu glauben, dass es möglich, und fomit Aufgabe fei,
jemanden zum KiinPcler zu machen. Es wird auch von den KiinPclerbildungsans
Halten her jeder Zögling als Künstler angefehen, deffen oft gewiss höchst vers
kehrter und befchränkter Individualität eine Berechtigung zuerkannt und eine
Rücksicht erwiefen wird, auf die doch lediglich erst die fertige, bewahrte KLinPcs
1ernatur Anfpruch hat.
Bei den Franzofen weifs man und beachtet man PcrengltenS, dafs von der
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