PLASTIK
UND
MALEREl.
der Pflege der KunPc Zu Grunde gegangen oder bankerott geworden, und fclbft
nach Grundfatzen für den Augenblick etwas übertriebene
Aufwendungen haben lich auf Umwegen in der Folgezeit mehr als bezahlt ges
macht. Oder wer bereut beifpiel8weife in Dresden heute noch die co1offalen sums
n1en, welche in der Mitte des vorigen Jahrhunderts für die Verfchönerung Dress
dem; und feine Bereicherung mit KunA:fchätzen aller Art aufgewendet worden
f1ndP Es liegt eben lediglich an dem Mangel an Sinn, dafs bei uns nichts
gefchieht, und diefer Mangel an Sinn iPc ein Zeugnifs von Mangel an Cultur.
Als die drei Grossmächte aus dem Gebiete der Kunst stellen sich schon durch
ihre rauinliche Entfaltung, aber auch durch das, was sie bieten, Frankreich,
0esterreich Cmit UngarnJ und Deutschland dar. Nur bei diesen ist die
Kiiiist nach allen Richtungen hin ungefähr gleichmässig entwickelt, und nur sie
zeigen einen selbständigen eigenartigen Charakter.
Alle anderen Nationen sind mehr oder weniger von diesen Hauptmächten
abhängig, so Belgien von Frankreich, Holland theils von diesem, theils von
Deutschland Ctiberhaupt auf dieser Ausstellung sehr massig vertretenI; die S eh weiz
als ein Boden sur internationale Eintliisse; der skandinavische Norden, ja
selbst Russland fast ausschliesslich von Deutschland her, hauptsächlich durch
die Dtisseld0rser Malerakademie bestimmt. Spanien, welches an den Traditios
nen seiner Vergangenheit zehrt und sich am Bornc der französischen Kunst zu
beleben versucht, trat.in einer innerlich und äusserlich so auffallendei1 WVeise zus
rück, dass man es nur mit den unklaren politischen Zuständen des Landes ents
schuldigen kann. Portugal hat es vorgezogen, zu pausiren.
So bleiben nur noch England und Italien von den europäischen Staaten
übrig; denn das osmanische Reich zählt gar nicht mit, und Griechenland
weist eigentlich nur einen einzigen Künstler auf, und das ist unter graecisirtem
Namen ein Deutscher. England hat etwas ganz selbständiges zu bieten in seinen
Aquarellgemälden und überhaupt in seiner Malerei, und Italien elektrisirt das
Publicum durch seine Sculpturen.
Die aussereuropäischen Länder schweigen in diesem kiinstlerisclien Volkers
concerte, wenn nicht etwa der eine und der andere Herrscher in den Besitz eines
eur0päischen Künstlers gekommen ist, der dann ihn selbst oder seine Minister oder
auch Ansichten aus seinem Lande oder dergleichen malt. Von irgend einem nati0s
nalen Charakter einer solchen Kunstvertretung kann daher gar keine Rede sein. .Der
einzige aussereuropäische Staat, der mit einiger Selbständigkeit hätte austreten
können, wenn er sich die Mühe gegeben hätte, und wenn er nur so gut vertreten
gewesen wäre, wie in Paris I867, sind die Vereinigten Staaten von N0rds
america, aber kein Mensch kann einen Begriff von dem bekommen, was dort in
der Kunst geleistet wird, wenn er nichts weiter kennt, als was die lxViener Welts
ausstellung ihm v0rstihrte. Die klangv0l1sten Namen wurden vergeblich gesucht,
und Werke von solchem Interesse und solcher ansprecl1enden WVirkung, wie Paris
sie bot, Bilder von Eastmann Johnso n, dem amerikanischen Knaus, und Anderen,
waren nicht zu finden.s