Volltext: Kunst und Kunstgewerbe auf der Wiener Weltausstellung 1873

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ausftellung bedurft hätte, fondern was aus der früheren Erfahrung bereits hins 
länglich feitfteht; und f1e wird, foweit dies ohne ermijdende Weitfchweifigkeit 
und Eintönigkeit möglich ist, das Einzelne verzeichnen muffen, das als befonders 
hervorragend von Zeit zu Zeit immer einmal wieder betrachtet zu werden vers 
dient, oder das der bisherigen Beobachtung f1ch entzogen hat. 
In letzterer Beziehung wird freilich, wenn von der fubjectiven Schranke des 
einzelnen Berichterftatters abgesehen und die Summe des hiftorifch Bekannten als 
Mafsftab angenommen wird, gar nichts Erhebliches zu notiren fein. Kein einziger 
neuer befonders genialer Künstler und kein einziges neues fehr bedeutendes Kunlts 
Werk hat f1ch auf der We1tausftellung zum ersten Male dem Publicum dargestellt. 
Eine ganz geringe Modification erleidet diefes auch fchon von anderer Seite in einem 
früheren Abfchnitte diefes Berichtes gefällte Urtheil allenfalls, wenn man in den 
Begriff der Weltausftellung das gefammte Wien des Ausltellungsjahres mit eins 
bezieht und das Auftreten Adolph Hildebrand7s im öfterreichifchen Mufeum 
und der Caterina Cornar0 von Hans Makart im KünPclerhaufe mit in Betracht 
zieht, was allerdings eine gewiffe Berechtigung hat, da nur private Gründe zum 
Theil ganz berechtigter Natur die S0nderauslke11ung der betreffenden Arbeiten 
veranlafst haben.  
Ein gleich von vorn herein fehr auffa1lender Mangel der KunfI auf der 
Wiener We1tausfiellung war das Fehlen der m0numentalen KunPc. Ich 
denke dabei natürlich nicht etwa bl0fs an öffentliche Denkmäler; ich verfiehe. 
diefen Ausdruck auch natürlich nicht in dem von Detmold verdienter Lächerlic11s 
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keit preisgegebenen Sinne. der sogenannten und einst allein selig machenden 
Hiskorienmalerei, sondern ich denke an diejenige Kunst, welche im innigsten 
Zusammenhange mit grossen Bauunternehmungen aus dem Bedürfnisse einer Nation 
und getragen von dem grossen Sinne der Gesammtheit hervortritt. 
In dieser Richtung war fast nur Frankreich in einigermafsen befriedigender 
WVeise auf dem Kampfplatze erschienen; und dies der Wahrheit gemäfs ans 
erkennen Zu müssen, fällt um so schwerer, als die beiden Hauptgründe dieser 
Erscheinung, wenn man unbefangen die Vorgänge beobachten kann, sich nur 
allzuleicht ergeben und nichts weniger als erfreulich und rühmlich für uns sind. 
Erstlich treten derartige Arbeiten dort in grösserer Zahl hervor, weil seit 
lange alle leitenden Gesellschaftsklafsen, die Herrscher refp. der Staat, die Aristos 
kratie, die Gei1tlichkeit, die Gemeinden, die Nothwendigkeit eingesehen und eine 
Ehre darein gesetzt haben, die Kunst bei jedem grossen gemeinnützigen, von der 
Allgemeinheit ausgehenden und für sie bestimmten Unternehmen in grossartigem 
Massstabe heranzuziehen, und sich dadurch in Frankreich bis in unsere Tage 
selbst unter der Herrschaft der kleinlichsten Modethorheiten in der Kunst die 
Uebung und der Sinn für monumentale Grösse in der Künsklerschaft lebendig 
und werkthätig erhalten hat. 
Der zweite Grund jener Erscheinung liegt darin, dass eben diefelben leitens 
den Kreise in Frankreich mehr als irgend sonst wo das Bewusstsein haben, dass 
es eine .Ehre für sie selbst und für die ganze Nation und eine Auszeichnung 
über .alle übrigen Auszeichnungen ist, wenn sie sich gerade in dieser Richtung. 
so glänzend wie nur immer möglich vertreten lassen. Daher die.Anftrengungen, 
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