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ausftellung bedurft hätte, fondern was aus der früheren Erfahrung bereits hins
länglich feitfteht; und f1e wird, foweit dies ohne ermijdende Weitfchweifigkeit
und Eintönigkeit möglich ist, das Einzelne verzeichnen muffen, das als befonders
hervorragend von Zeit zu Zeit immer einmal wieder betrachtet zu werden vers
dient, oder das der bisherigen Beobachtung f1ch entzogen hat.
In letzterer Beziehung wird freilich, wenn von der fubjectiven Schranke des
einzelnen Berichterftatters abgesehen und die Summe des hiftorifch Bekannten als
Mafsftab angenommen wird, gar nichts Erhebliches zu notiren fein. Kein einziger
neuer befonders genialer Künstler und kein einziges neues fehr bedeutendes Kunlts
Werk hat f1ch auf der We1tausftellung zum ersten Male dem Publicum dargestellt.
Eine ganz geringe Modification erleidet diefes auch fchon von anderer Seite in einem
früheren Abfchnitte diefes Berichtes gefällte Urtheil allenfalls, wenn man in den
Begriff der Weltausftellung das gefammte Wien des Ausltellungsjahres mit eins
bezieht und das Auftreten Adolph Hildebrand7s im öfterreichifchen Mufeum
und der Caterina Cornar0 von Hans Makart im KünPclerhaufe mit in Betracht
zieht, was allerdings eine gewiffe Berechtigung hat, da nur private Gründe zum
Theil ganz berechtigter Natur die S0nderauslke11ung der betreffenden Arbeiten
veranlafst haben.
Ein gleich von vorn herein fehr auffa1lender Mangel der KunfI auf der
Wiener We1tausfiellung war das Fehlen der m0numentalen KunPc. Ich
denke dabei natürlich nicht etwa bl0fs an öffentliche Denkmäler; ich verfiehe.
diefen Ausdruck auch natürlich nicht in dem von Detmold verdienter Lächerlic11s
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keit preisgegebenen Sinne. der sogenannten und einst allein selig machenden
Hiskorienmalerei, sondern ich denke an diejenige Kunst, welche im innigsten
Zusammenhange mit grossen Bauunternehmungen aus dem Bedürfnisse einer Nation
und getragen von dem grossen Sinne der Gesammtheit hervortritt.
In dieser Richtung war fast nur Frankreich in einigermafsen befriedigender
WVeise auf dem Kampfplatze erschienen; und dies der Wahrheit gemäfs ans
erkennen Zu müssen, fällt um so schwerer, als die beiden Hauptgründe dieser
Erscheinung, wenn man unbefangen die Vorgänge beobachten kann, sich nur
allzuleicht ergeben und nichts weniger als erfreulich und rühmlich für uns sind.
Erstlich treten derartige Arbeiten dort in grösserer Zahl hervor, weil seit
lange alle leitenden Gesellschaftsklafsen, die Herrscher refp. der Staat, die Aristos
kratie, die Gei1tlichkeit, die Gemeinden, die Nothwendigkeit eingesehen und eine
Ehre darein gesetzt haben, die Kunst bei jedem grossen gemeinnützigen, von der
Allgemeinheit ausgehenden und für sie bestimmten Unternehmen in grossartigem
Massstabe heranzuziehen, und sich dadurch in Frankreich bis in unsere Tage
selbst unter der Herrschaft der kleinlichsten Modethorheiten in der Kunst die
Uebung und der Sinn für monumentale Grösse in der Künsklerschaft lebendig
und werkthätig erhalten hat.
Der zweite Grund jener Erscheinung liegt darin, dass eben diefelben leitens
den Kreise in Frankreich mehr als irgend sonst wo das Bewusstsein haben, dass
es eine .Ehre für sie selbst und für die ganze Nation und eine Auszeichnung
über .alle übrigen Auszeichnungen ist, wenn sie sich gerade in dieser Richtung.
so glänzend wie nur immer möglich vertreten lassen. Daher die.Anftrengungen,
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