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KUNsTPFLEGE.
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häingig, ganz untreu allen Traditionen der Ges
fchichte, allen Beispielen, welche Frankreich, Be1s
gien und Italien geben, und fchliefst damit Künsts
ler ersten Ranges und ganze Stilrichtungen von
der Kunstübung für die Kirche aus; von der andern
Seite dünkt man f1ch für zu freif1nnig und liberal,
un1 Künstlern noch mit Aufgaben Zu kommen,
für welche in den modernen Evangelien keine
Stelle Zu finden ist. In Frankreich kennt man
weder diefe Gef1nnungsmalerei, noch diefen düns
ke1haften I,iberalismus, der jeder Berührung mit
der Kunst in der Kirche scheu aus dem XVege
geht, fondern man giebt Künstlern die in Deutfchs
land wie in Oefterreich f0 feltene Gelegenheit, sich
in Vorwürfen grossen Stiles zu verfuchen, wie He
die Kirchenausfchmückung verlangt, so oft sich
eine solche Gelegenheit darbietet. Daher kommt
es, dafs in Frankreich die Gewohnheit, im grossen
Stile zu arbeiten, nicht aufgehört hat; eben c1ess
wegen haben die franzöf1fchen Kunstausste1lungen
einen vornehmen, das Ideal nie verläugnenden
Charakter, während die 6sterreichifche und deutfche
Kunstausstellung wie eine vergri:Ssserte Kunftvers
einsausste1lung unter den Arkade11 in München,
unter den Tuchlauben in Wien, bei Sachse in
Berlin oder schulte in Düffeld0rf ausf1el1t,
ermüdend durch Vorführung von Bildern dessels
ben Charakters, f1ch meistens befchränkend auf
Genrebilder und Landfchaftcn und einige4Portraite,
denen man anf1eht, dafs das grofse Portrait, wels
ches aus der Uebung der grofsen Hist0rienmalerei
hervorgeht, nicht gepflegt wird, während die
wenigen hist0rifchen GemTilde,, eigentlich mehr der
hiitorifchen DecorationSmalerei als der hist0rifchei1
Kunst angehörend, die Bedürfnifslos1gkeit ihrer
Erscheinung, das Nichts im Eink1angesStehens mit
den Anforderungen des. Staates und der Gesells
fchaft in wahrhaft betrübender VVeife an der Stirne
tragen.
Allerdings hat sich das WVechfelverhä1tnifs der
bildenden Kunst Zur Gemeinde im deutschen Reiche
etwas gebesfert; aber das Verhältnifs der Kunst
zur Kirche und fe1bst zum Staate konnte f1ch in
keinem trüberen Lichte zeigen, als es auf der
VViener XxVeltausstellung gefchah.
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