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KUNsTPFLEGE.
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Frankreich vor Allem lehrt den XMerth einer gründlichen KLinftlerbildung auf
Akademien kennen, während das deutfche Reich in diefer Beziehung fast Alles
zu wijnfchen übrig läfst. In Deutfchlasnd macht lich allein die Schule Pi10ty7s
in München geltend, die eigentlich nicht durch die Akademie, Sondern neben
ihr exifiirt und Zweige der KunPc das Genrebild und das f0genannte
hifi0rifche Genrebild pflegt, die eines akademifchen UnterrichteS und einer
akademifchen Methode des Unterrichtes entrathen, ja defi0 mehr gedeihen, je
weniger He Ach an AkademifcheS anfchlieLsen. In diefer Beziehung ist Pil0ty eine
Specialität, deren EinHufs auf die Künfk1erbildung bei dem ZuPcande der Akades
mien im deutfchen Reiche, der ein fast tr0Pcl0fer iPc, nicht hoch genug angefchlas
gen werden kann.
VVO gäbe es im deutfchen Reiche eine AnPcalt, die f1ch nur im Entfernteften
mit der Academie des BeauxsArts in Paris, der Academie de France im Rom
meffen k6nnteP VVO wircl dafelbfi mit folcher C0nfequenz die IcunPr gr0fsen Stils,
wo mit dem Ernfie betrieben, wie an der franz6sifchen Akaden1ieF XVO find KÜ11fis
lerpreise und Ausftellungen fo wohl organif1rt und fo confequent durchgeführt,
wie in FrankreichP Ich habe bereits aus Anlafs der erften XVelta11sPrcllungEJ
in Paris auf die Confequenzen der 0rganifation des KunPtunterricl1ts in Frankreich
aufmerlcfam gemacht für 0efterreich nicht ganz ohne Erfolg und damals
fehon nachgewiefe11, dafs die unbeftreitbare suprematie Frankreichs in Ange1es
genheiten der Kunst wefentlich von der trefflichen Organifation der KunPcanftalten
und der Kunfterziehung abhängt, die bis in die Zeiten Colbert7s, in gewiffer Bei
ziehung bis in die Franz des I. zurückreicht. Auf der Wiener Weltausftellung
trat diefe ThatfaclTe noch entfcheidender in den Vordergrund. Aber nicht genug
damit, auch der Antheil des Staates und der Gefellfchaft macht f1ch in Franks
reich ganz anders bemerkbar als im deutfchen Reiche.
Im deutfchen Reiche giebt es keine Akademie der bilde11den Künfte, die im
Stande wäre, der deutfchen Nation jenen Fonds foliderKunftbildung zuzuführen,
wie dies in Frankreich der Fall ist. Mehrere deutfcl1e Akaden1ien bewegen f1cl1
in fo bee11gten Verhältniffen, dafs von einem Einfluffe derfelben auf die Kunstbils
dung der Nation nur in fehr befcheidenem Mafse die Rede fein kann. Die Düffels
dorferAkaden1ie ist gröfserem staatlichen Einfluffe fast entrückt, Die Münchener
Akademie, in der Zeit ihrer Blüthe von einem grofsen uncl grofse Ziele verfo1s
genden KünPclerftand umgeben, getragen von den Ideen der Romantik auch in
Fragen der Kijnftlerbildung, f1eht lich gegenwärtig vereinfamt, und mufs, wie die
Düffeld0rfer Malerfchule, ihren Blick auf den Markt werfen und das pflegen, was
diefer begehrt. Die Dresdener Akademie hat ihren Schwerpunkt in den beiden
Ateliers für Plafiik, welche in den Händen von Hähnel und schilling liegen. Und
die Berliner Akademie, die am meisten dazu berufen fein follte, einen Mittelpunkt
für grofse Kunjibeftrebungen zu,bilden und für die deutfche Kunst das zu fein,
was die Berliner Universität für die deutfcl1e Wiffenfchaft zur Zeit ihrer Gründung
war, sssjetzt freilich nicht mehr ist die Berliner Akademie ift von allen deutfchen
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VII Briefe über
1858.
dies m0deme
Kunft
An1afs
Frankreichs an S
Pariser
We1tausfte1lung