DIE
FRAUENARBEIT.
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blüthen in rother glühender Seide tamb0urirt, aus deren Kelchen goldene .Staubs
fäden. hingen, Arabesken, Zwifc11en denen die Flügeldecken blitzender Käfer
fchimmerten, feine feidene Blumen, durch die lich breite, fchwere goldene Bänder
fchlangen, und ähnliche reizende Erfindungen voll EleganZ und Pracht, zeigten
lich hier in Fülle. Oft war es ein k6stlicl1er, reicher Unterfi0fL auf dem folche
Zier lag, oft ein durftigeS, lcattunenes Gewebe, das befcheiden und schüchtern
aus dem wunderbaren, das Auge blendenden Zierwer.lc von tr0pifchen Blumen
und gluhendem Golde l1ervorlugte.
MerlcwLjrdig war es hier, in all diefem Glanze, unter all den Gewändern,
von denen manches wie ein funke1ndes Gefchmeide erfchien, eine Arbeit zu ents
decken, die uns durch ihre Fügung weit weg, bis hoch in den N0rden.Eur0pa7s
verfetzte. Es war das eine Decke, aus .verfchieden gefärbtem, bunt bedruc1ctem
Kattun zufamrnengenäht, die aus Vierecken, aus Würfelkreuzen in weifsem
Untergrunde, und aus grellfarbigen streifen bestand, ein Ding, das ganz f0 aus.
fah wie die Röcke, die Decken, die Schürzen, welche Rufsland zur Ausfkellung
gebracht hatte. Unfcheinbar, vereinzelt, kaum bemerkt hing dass fremdartige
Zeug hier zwifchen Gold und Seide, ohne dafs fein Urfprung, die Gefchichte
feiner Uebertragung nach dem fernen, füdlichen Lande zu erf0rfChen war.
Weit verfchieden von der Frauenarbeit des übrigen 0rients zeigte lich die
Japans und Chinas. Die Technik, welche in diefen beiden Ländern v0rzügs
lich geübt wird, ist die der F lachlkickerei mit gedrehter und mit 0ffener Seide,
und zwar in letzterem Falle mit F äden, deren Glanz und Feinheit unnachahmlicl1
erfcheint. Zart, dünn und doch Hramm liegt die Stickerei auf dem Untergrunde,
Faden an Faden, mit langen Stichen, die ineinander übergreifen, Ach vermengen,
je nachdem eine neue Farbe, ein Schattens oder Lichtt0n in die Zeichnung eins
zuführen R, wobei Ach oft grofse Flächen ergeben, über denen die langen Fäden
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