DIE
FRAUENARBEIT.
Umgebung anderer Art. Herrliche Stoffe in purpurner Seide durchweht, Klei:
der, auf denen ein ganzer blitzender Regen von goldenen und f1lbernen Blüthen
lag, kostbare Vorhänge und Decken zu religi6fem Gebrauch, mit pomphaft fchwes
rer Zeichnung, mit Ampeln, Säulen und aufskrebenden Blätterranken in Golds
Ilickerei bedeckt, Schuhe, Schleier, Ueberwürfe, alles mit dem leuchtenden Ges
funkel überfchüttet. Besondere Vorliebe und Sorgfalt war dem Schmucke der
Sattel, der Pferdes und Kameeldecken gewidmet. Es waren da einzelne diefer
Dinge mit feltenem Reichthum ausgestattet; dunkelgrüner oder purpurr0ther
Sammet bildeten den Untergrund, auf dem mit Ueberfülle und Verfchwendung
Zierrath an Zierratl1 sich zu breiten Bordüren, zu fchwungvoll verfchlungenen Ecks
ftücken aneinander reihten,. und mit Gold, Silber und Flitter oft hohe Knaufe
auf bauten, in denen vielfarbiges Metall wie ein Regenbogen fchillerte.
Mannigfach gefchmücktes Sattelzeug war auch fast die einzige Frauenarbeit,
welche die Ausstellung Centralafrika7s, die sich an die Egyptens fchlofs,
aufzuweifen hatte. Hier, wo die freundliche Bahn der Cultur ihrem Ende zugeht,
wo aller Schmuck, aller Luxus verfchwindet und nur die dürftigen Geräthe für
den Bedarf dürftiger Existenzen zur Stelle waren, hier fand lich wohl nichts von
Gold und Seide auf den hoch gebauten Sätte1n und den fchmalen langen Decken,
die vom Rücken des Kameeles herabhängen. Statt folcher glänzender Zier waren
weifse kleine Mufche1n in geraden Linien und Arabesken aufgenäht, viels
farbige Glasperlen und stoffendchen daran, gereiht, und wo der Schmuck und
der Luxus ihren Gipfelpunkt erreichten, hie und da ein winziges Plättchen Flitters
gold angebracht. VVie Kinderfpielzeug fehen diefe Embryonen des Luxus und
der verfeinerten Bedürfniffe aus; f1e find eben ein Anfang, wie er taufendmal das
gewesen, und wie ihn jedes Ding gehabt; der Weg is7c weit von den kleinen,
weissen Mufchelreihen auf den ledernen Decken zu der funkelnden, blendenden
Pracht, wie f1e dort im Nebenraume, auf Sammet und Seide und den prunkenden
Gewändern lag; aber der Weg ist da, und mag es noch fo lange währen, er wird
endlich zurückgelegt werden.
Ein Frauengewa11d darf nicht vergeffen werden, das unweit von dem hier
ausgePcellten kleinen Beduinenhaufe an der hölzernen Wand hing, und als Gegens
fatz von culturhiPcorifcher Bedeutung dem Rahet, der Schürze aus Ledersträhnen,
welche die Mädchen als einzige Bekleidung tragen, diente. Es waren Beins
1deider und ein 0ber11emd aus grobem, weissen BaumwollPcoffe, die an den Nähten
und Säumen reich mit Arabesken gefchmückt waren; in bunter Schafwolle tams
bourirt zeigte f1ch eine einfache, ftilgerechte Zeichnung, die an der Brust des
0berkleides sich in Rofetten und feinen Liiieren ausbreitete und nach unten,
nach dem Rande des langen Gewandes, fpitz zulief.
Hatten die Türkei und die Culturländer Afrikals die Macht des Goldes und
des Silbers auf den prächtig fchimmernden Geweben gezeigt, fo .wiessPerfien
den anmuthigen, allbezwingenden Zauber der Farbe nach. Aus allen Schranken,
von allen Wänden grüfste ein fröhliches, leuchtendes, glühendeS Farbengemenge,
ein Meer von unentwirrbaren Blumen und Arabesken, die auf Teppichen,
Decken, Tüchern und Gewändern lagen, und, trotz aller Fülle und aller Mannigs
fa1kl8kCIt. der Farbentöne, lich wie die gefchaute Harmonie darstellten. Es iPc
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