Volltext: Kunst und Kunstgewerbe auf der Wiener Weltausstellung 1873

DIE 
F RAUENARBElT. 
0bergewandes, wo sie als Blümchen, Arabesken und Falter in wechfe1nder Ges 
Halt Ach zeigte.  
Die AusPce1lungen einiger weiblichen UnterrichtsanPca1ten, der Communa1s 
fchule Zu C0rfu, der Institute Arfakion und s.urmelis zu Athen, hatten auSges 
zeichnet fchöne Arbeiten, Weifss und Buntfkickcreien, Spitzen, Nähereien, gute 
St0pfarbeiten gebracht. Einige Luxusarbeiten, wie eine G0be1inftickerei des Ins 
ftitutes Arfa1ci0n und einige reiZende Fi1etguipurearbeiten, welche die Schule 
Surn1elis brachte, gehörten zu den befien Dingen der AusfIel1ung; leider wurde 
der günstige Eindruck, welchen der Befchauer hier empfing, durch m;1nchesPr0s 
duct ganz kläg1icher, eur0päifcher Erfindung gestört, durch 1ärrnende Tuchb1umen 
und straminftickereien und durch ähnliche Dinge von unfchöner Farbe und 
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plumper Gestalt.  
An der Schwelle der Ausste1lung Griechenlands, und hoch oben an den WVäns 
den des weiten Raumes, waren die gewebten Teppiche und Decken zu sehen, 
von denen viele zu den Producten der Hausindustrie des Landes zu zählen sincl, 
und deren Mehrzahl durch Farbenschönl1eit und Zeichnung ihre Verwandtschaft 
mit den Geweben ähnlicher Art, welche Dalmatien, die Bukowina und Rumänien 
aufwiesen, deutlich bekundeten.  
In anderer Weise prunkend und prangend als die Frauenarbeit in den beis 
den Ländern, über welche eben berichtet worden, zeigte sie sich in Russland, 
wo einzelne Producte solcher Thätigkeit als fremde, absonderliche Erscheinungen 
sich vorstellten. Hier ist es die Kreuzsticharbeit auf weissem Linnen, das bunts 
bedrückte kattunene Gewebe und die grobe gelcloppelte Spitze, welche den 
ersten Rang im nationalen Gewande der Frau und aus den mannigfachen Wäschs 
stricken, dem Leinenzeug, den Tüchern behauptet. Effectvo11e Zeicl1nungen, 
breite und schmale Bordüren aus stilgerechten Blumen, Sternen, Arabesken Zug 
sammengesügt, laufen in Blau oder Roth auf dem weissen Untergrunde rund um 
den Saum des Rockes, auf diese Bordiire folgt eine geklöppelte Spitze oder ein 
Zwischensatz, der in den Stoff genaht ist, dann ein farbiger, meist grell rotlier 
Kattuiistreisen, auf dem eine naive Zeichnung von gelben Blumen und Ranken 
erscheint, und dann wieder die Kloppelspitze und wieder die Kreuzstichbordüre, 
und so fort, Rand an Rand, in bunter Farbe und weisser Spitze vom Saume bis 
zum Gürtel hinan. Ebenso sind die Schürzen geschmückt; ein schmaler weisser 
oder blauer Streifen zeigt den eigentlichen Grundstoff, dann kommt Zierrath an 
Zierrath in bunter Farbe, Klöppelspitzen mit rothen Hähnen, mit Böcken und 
Ziegen darin, glührothe Bänder von Kreuzsticharbeit mit ausgezeichnet schonen 
Ornamenten von classischem Geschmack und dazwischen die hellsarbigen Stoffs 
bordüren, die wie ein lustiger Gedanke durch das Gewebe gehen. Blau und 
Roth dominiren; wo sich die Kreuzsticharbeit zeigt, ist sie in diesen Farben auss 
geführt, auf den Handtüchern, dem TischzeugTind die Ornamente von leuchtens 
dem Roth oder tief dunklem Blau, die Stofsstreisen in Seide und in Wolle sind 
Von gleicher Färbung, und nicht nur in der geklöppelten Bauernspitze, sondern 
selbst in einigen prachtvo1l gezeichneten Venezianer Guipuren läuft der rothe 
Faden keck und verwegen rund um die schönen Blumen und Arabesken, die in 
dem kühlen, blendend weissen Untergrunde liegen. 
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