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FRAUENARBEIT.
waren die Arbeiten der flavifchen, f1ebenbürgifchen und rumänifchen Bevölkerung
Ungarns neben denen Slavoniens und Croatiens gruppirt, während draufsen im
Parke, in dem fächf1fchen Bauernhaufe und in der hölzernen wallachifchen Hütte,
f1ch ergänzende Studien machen liefsen. In diefer letzteren war wenig zu finden;
auf einem niederen WebPcuhl war ein fchmaler, teppichartiger StoffPcreifen auss
gefpannt, etwa eine Schürze, wie wir sie, oft einfach, oft mit bunter, ausnehmend
fchöner Stickerei verziert und mit blitzenden Goldfäden durchzogen, an der
Wand hängen fahen, oder ein Stück der wollenen Decke, wie f1e über die roh
gezimmerten, mit Stroh gefüllten Betten gebreitet war. Aufser dem Weblluhle
war da der Spinnrocken, einige grobleinene Hemden mit der KreuzlIichverzies
rung auf BruPc und Aermel, und einige andere dürftige Wäfchfiücke mit fchmas
len B0rdüren im Schnürfaume und der eigenthümlichen Flechtarbeit, die wir an
Handtüchern und ähnlichen Dingen in Dänemark gefunden.
Viel freundlicher als das vereinfamte wallachifche Haus mit feinen öden,
freudlofen Wänden, empHng den Befueher das Haus der iiebenbürger Sachfen,
in welchem, nebst manchem nationalen Geräthe, hinter den GlaSthüren der ges
bohnten Commode eine ganze Sammlung von nationaler Frauenarbeit, auf dem
Sonntagsfiaate der Bewohner zu finden war. WeifsPcickereien in breiten Räns
dern auf Hemden, Schürzen und Tüchern, fchwarze SeidenPcickereien, zwifchen
deren Arabesken, goldene Flitterfternchen und blitzende Linien prangten, Deff1ns
mit weifsen Fäden in Tüll genaht, Flachfkickereien in WVolle und Seide auf den
fchwercn Kleidern des Mannes, kleine Mützchen, metallene Gürtel und ähnliche
Schätze füllten den Schrank.
II
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Viel l1übfcher und viel eigenthümlicher als diefe Dinge zeigten Ach die
Kreuzfiicl1arbeiten in blau, fchwarz und roth, mit denen die h0chgefüllten, weifsen
Kiffen, die auf den Betten im Wohnzimmer und in der GafIfkube lagen, reich
verziert waren. Köfiliche Deflins von Pcilgerechter Klarheit lagen auf dem Lins
nenzeug, Arabesken, Blumen in reizenden Linien und origineller Schönheit.
Diefelbe Arbeit war drüben im Inclultriepalafie zu finden; auch da hatten die
fachf1fchen Frauen Siebenbürgens von den wunderhübfchen Kreuzfticharbeiten
auf Decken, Tücl1ern und auf Linnenzeug aller Art die prächtigPcen Dinge ges
liefert. Statt der feinen Ranken, die f1ch über den Rand. der Kiffen hinzogen,
waren da fchwere Bordüren in glühendem Roth auf weifsem Untergrunde ausges
führt, neben denen an anderer Stelle graziöfe Lifieren oder leichte Bändchen in
zarten Linien erfchienen. Neben den KreuzPcicharbeiten zeigten f1cl1 viele
Flachftickereien, die aber von den ersteren an Schönheit und Originalität weit
übertroffen wurden. Ganze Käfichen lagen da. v011 von diefen Arbeiten;
ganz wunderhübfche Dinge, eine Fülle von ErHndungen in den Zeichnungen, in
der Anwendung fkilgerechter Motive waren da zu fehen, von denen eine grofse
Zahl mit ihrer frifchen Schönheit als belebendes Element in unsere moderne
Frauenarbeit mit vielem Glücke einzuführen wären.
Unter den Arbeiten der flavifcl1en Hausinduflrie zeigte lich das verfchies
denartigPce Material von dem fchweren, dicken Schafwollfaclen bis zur Seide
und zum blitzenden Golde, in höchfi willkürlicher FarbensMifchung verwens
det. Auf den weifsen 0berhernden, mit den kurzen, weit gebaufchten Aers
Hj.1L., 1:
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