Volltext: Kunst und Kunstgewerbe auf der Wiener Weltausstellung 1873

ll   
  
DIE 
FRAUENA.RBEIT. 
is 
Linnenzeuge wurden aus den verschiedenen LandPcrichen Daln1atiens gebracht. 
Daneben glänzten die Aloefäden, aus denen manches fpitzenartige Krägelchen 
oder Tüchlein geknüpft war, und prangten die Teppiche und Decken in ihrer 
fröhlichen Farbenfchönheit und den undef1nirbaren,i weichen Linien ihrer fchwungs 
vollen, untadeligen Zeichnung. 
Mähren hatte im Pavillon für Frauenarbeiten weit reicher ausgestellt, als es 
die vorgenannten Länder gethan. Es waren da die lxVeifsPrickereien und die 
bunten Arbeiten zu finden, mit welcl1en die Bäuerin ihre Schürzen, Rocke und 
Kopftücher schmückt, CoPcün1flücke mannigfacher Art, die 0berhemden mit Arn1s 
und Halsbefätzen, in schwarzer oder gelber Seide geftickt, bunte Mieder mit f1ls 
bernen oder goldenen Blumen bedeckt, weite Schürzen aus WollPcoff, aus Seide 
oder sammt mit einer bunten Blumenbordüre geftickt; K0pftücl1er, wie sie die 
Mädchen zum Tanze und die Frauen zum Kirchgange tragen; die Velun1s, lange 
breite schärpen mit schöner Stickerei in schwarzer Seide; Tücher in welche die 
Bauerfrau sich beim 0pfergange des Sonntags hüllt; die absonderlich geforn1ten 
Hauben aus Tü1l, mit weissen Fäden durchzogen, die zierliche Dess1ns in den 
glatten Unterftoff bringen. 
Einige der Arbeiten welche. l1ier vorlagen, haben ihren Weg in die Welt 
hinausgefunden, wie die Lofchitzer Weifsstickereien, die IsIotzenplotzer Spitzen, 
die mit Perlen durchftrickten Häubchen und Lätzchen. Die letztgenannte Arbeit 
wird in den sehr armen Bezirken des Landes angefertigt, und theils im Haufe 
verbraucht, wo die kleinen Kinder die schweren, harten Perlenguirlanden im Ges 
webe der weissen Häubchen, nach Landess1ttc, im Sonntagsfkaate tragen müssen, 
theils von IsIändlern und Hauf1erern einzeln aufgekauft, und nach dem Ins und 
Auslande, nach Bayern, nach Ungarn, und insbefondere nach der Türkei verfandt. 
Ebenso geht es mit den Weifsftickereien und den gekl6ppelten Spitzen; beide 
Arbeiten werden von den ärmsten Bew0hnerinnen des Landes angefertigt und 
gegen ein kleines Entgelt an Unterhändler veräufsert, welche die billige Waare, 
mit reichem Gewinn, in die meisten Kronländer Oesterreichs und hinaus in die 
Fremde senden. Aufser diesen Spitzen und Stickereien war wenig verkäuflich, 
das da vom Dorfe zur Ausftellung gewandert kam; die vielen gehäkelten und 
geltickten Schürzenbänder, die Tücher, die 0berhen1den mit den prunkvo1len, 
breiten Spitzenkrausen, die rotl1seidenen Mieder, die Leibchen in Silberbrocat, 
und was da mehr von folehen Dingen erfchienen war, zeigte sich als stolzer Bes 
sitz der einzelnen Frau, der hier wohl prangen, aber wieder dahin zurückkehren 
sollte, von wo er gekommen.  
schles i en hatte nur einige CoPcümskücke gebracht, darunter die langen, gre1ls 
rothen Strümpfe, den saltigen kurzen Weiberrock und das seidene Mieder, in 
welchen die Mädchen dort zu Lande erscheinen; daneben zeigte lich eine primis 
tive Go1dstickerei und ein sortiment geklöppelter Spitzen, ähnlich denen, welche 
Mähren ausgestellt, und die um ihrer Ha1tbarkeit und ihres bescheidenen Preises 
willen reiche Verbreitung verdienten. 
Aus Galizien und aus der Bukowina war eine Menge fremdartiger Ob. 
jecte, absonderlicher, in Form, Farbe und Material eigenthüm1icher Dinge zur 
Auslte11ung gelangt. Diefe Länder, welche noch verhä1tnjfsmäfsig ferne von der
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.