Volltext: Kunst und Kunstgewerbe auf der Wiener Weltausstellung 1873

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beit, mit Spindel und Spule und Nadel und anderem Arbeitsgeräthe. Es ist 
eine bunte Gesellschaft; auf jedem Fleckchen Erde in dem kleinen Lande 
haben die Menschen eine andere Tracht, von jeder Insel zur andern kommen 
Leute in anderen Hüten, in anderen Rocken und Schuhen, und es giebt ein 
lustiges Bild, sich alle die Gestalten in ein und demselben Lande, zur Marktzeit, 
vielleicht in derselben Stadt, durcheinander wimmelnd zufdenken. 
In der Ausftellung Schwedens war nicht nur die eigentliche Frauenarbeit, 
sondern auch die Arbeit von Frauenhand überhaupt reichlich, und nicht selten 
in ganz ausgezeichneter Weise vertreten. Draussen in dem einjtöckigen Schuls 
hause, im Parke, lagen die Arbeiten der SchLi1erinnen der verschiedensten Uns 
terrichtsanstalten vor; in dem kleinen Jagdpavillon mit dem spitzen T hürmchen, 
den traulichen Gemächern hatten die Frauenarbeiten des Landes, die von der 
Hand der Di1ettantinnen in allen Gebieten weib1icher Industriearbeiten, die kunsts 
gewerblichen und kiinstlerischen Versuclie ihren Platz gefunden, und durch die 
zahlreichen Produkte weiblicher Erfindungsgabe, durch die lustigen und die erns 
sten Experimente, die da in mannigfacher Form und mannigfachem Stoffe zu 
Tage traten, sich zu einem bunten, fesselnden Bilde gestaltet. 
F Lir7s Erste waren es die Schulen, welche hier, wie dies wohl nur in wenig 
anderen Ländern der Fall war, durch gute, tadellose Arbeit glänzten. Es lag 
ein eigenthtimlicher Charakter eri1ster Ruhe und Ordnung über den Dingen, 
welche aus den verschiedenartigsten Schulen, aus Dorf und Stadt zur Ausstels 
lung gelangt waren. Fast nirgends war eine kindische Spielarbeit zu finden, 
überall trat System, ZweckmäsSigkeit, Fleiss und Klarheit in der Anordnung und 
in der Ausführung zu Tage, und machten den WVeg, den sicl1 die Schule vorges 
setzt, aus den Arbeiten ersichtlich. In den Landschulen ist der Spinnrocken und 
der Webstuhl noch daheim; reinliche Gespinnste, weisse und bunte Kattunges 
webe, Bänder und Litzen mit netten Dessins lagen aus der Volksschule vor, 
welche nebst diesen echt nationalen Arbeiten ein reiches Sortiment von Stricks 
und Näharbeiten und von allerliebsten Rohrgeflechten brachte. 
Im Schulhause hatten 35 Schulen ausgestellt, darunter, nebst der vorgenanns 
ten V0lksschule, eine grosse Zahl von Arbeitsscliulen, Kleinkinderasylen, Elemens 
tarschulen, Privatinstituten, nebst mehreren Gewerbeschulen, darunter eine fiir 
Bauernkinder, eine Landwirthschaftsschule, eine weibliche Volksschule, Asyle für 
Blinde, für Taubstumme und Blodsinnige. , 
Unter den Arbeiten der Privatschulen war, ebenso wie in den öffentlichen 
Unterrichtsanstalten, nichts von den Luxusgegenständen, von den Modeersinduns 
gen zu sehen, mit welchen jene Anstalten in den meisten Anderen LTi11dCk11, Zum 
Leidwesen des Beschauers, prangten. Nett, reinlich präsentirte sich eine Reihe 
von Arbeiten, wie sie, mit anmuthigen1 Schmucke versehen, überall am Platze 
sind; keine prunkencle, verletzende Farbe forderte den Blick heraus, keine 
Formverirrung störte den guten Eindruck, den man empfing, und manche aus. 
gezeichnet schöne Zeichnung verlieh den einfachen, vortrefflichen Arbeiten einen 
hervorragenden Werth. Einige der Schulen waren aus Raumniangel aus dem 
Schulhause nach dem Jagdpavillon hinüber gewandert, wo sie in einer ijberras 
sehend bunten Gesellschaft zu finden waren. Auch hier, unter den Arbeiten der 
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