DIE
FRAUENARBEIT.
wie wenig sie im Stande find, das einfache Rechenexempe1 zu machen, das ihnen
nachweift, ob das Resultat ihrer Arbeit im Verhältniffe zu der aufgewendeten
Mühe steht. Es fei hier noch einmal betont, dass die vorliegende Stickerei zu
den besten ihrer Art zählte; die Zeichnung war gut gewählt, die Ausführung
kecker als fonsk, die Stiche gröfser, daher die Mühe geringer und der Eins
druck nicht f0 peinlich, als durchfchnittlich der ift, den folche Arbeiten auf den
vernünftigen Befchauer machen.
In dem kleinen Schweizerhaufe, im Parke, waren neben mannigfachen Holzs
fchnitzereien die Arbeitsproben vieler Schulen ausgestellt, worunter auch die
mehrerer weiblicher Unterrichtsanstalten zu Hnclen waren. Einzelne dieser Schus
1en brachten ein reiches S0rtiment der verfchiedenartigsten Nutzarbeiten, und
die Volksfchule aus dem Aargau fandte einen ausgezeichneten .Lehrplan für
den Unterricht in den weiblichen Handarbeiten, welchem Plane zufolge die
Schülerin in einem fechsjährigen Lehrgange mit allen Fächern der Frauenarbeit,
infofern dieselbe für das Haus und die Familie von unbeclingtem Nutzen ist, volls
kommen vertraut wird, ohne die Zeit mit jenen. Luxusarbeiten zu vergeuden,
welche das Programm der meisten Mädchenfchulen bis zum Uebermafse füllen.
Italien, das Land, welches durch das bunte, reizende Gemisch feiner Auss
ftellungsobjecte, und namentlich durch feinen vielfach angefocl1tenen Verfucl1,
die Kunst in bedenklicher Weife zu popularifiren, die Maffe der BefuCl1er für
sich gewann, Italien hatte auch der Frauenarbeit einen bedeutenden Raum Zuges
Wiesen, und dort rückhaltlos zur Anfchauung gebracht, was die Frauen des Lans
des für ausfiellungswerth erachteten.
Es war eine grofse Zahl weiblicher Schulen vertreten, viele mit ausges
zeichneten Arbeiten, viele mit Abfonder1ichkeiten merlcwürdiger Art, die geWöh11s
lich in das Gebiet der Buntsiickerei gehörten, und die auffal1endPcen Ges
schmacksverirrungen zeigten. In Weifsflickereien hatten das Stabilimento delle
figlie di Gesu, das Educandato della Miseria, die Giunta municipa1e Zu Mailand,
die Scuola superi0re zu Modena, das OrfanotroHo di sinigallia die pracl1tv0llllen
Arbeiten ausgestellt, von we1cl1en wohl hie und da die Zeichnung nicht ganz ges
lungen, die Ausführung aber tadellos war. Von eben folcher Reinheit und
Schönheit zeigten sich in vielen Schulen mannigfache NutZEIkbeitC11, I1EM1C11tIiCI1
Knüpfarbeiten, von denen das Educandato della Miseria ein gutes S0ktiment
brachte, und Stopfs und Flickarbeiten, in we1che11 die Ausflellung der lfkACHkis
fchen Schule zu Florenz vor allen excellirte. Sehr traurig fah es dagegen
hier, wie fchon oben erwähnt wurde, mit den bunten LUXUSEU.bClkCI1 Aus,
mit den Stickereien in Wolle und Seide, von denen einzelne Schulen I3ilde1s.
,Landfchaften in Stramin gesliclct und ähnliche Spielereien brachten, in welchen,
abgefel1en von den verfehlten Motiven, in Wahl und Zufammenllellung der Fars
ben hie und da unglückliche Eingebungen zu Tage traten.
Denselben Eindruck, welcher den Gefammtcharakter der Ausflellung mans
cher Schulen, trotz der guten Nutzarbeiten, die sie brachten, als einen ungünftis
gen erfcheinen liess, weil die lautsprechendsken 0bjCCkE: die III 7tHS11 Farben
fchimmernden Arbeiten, nicht nur l1äfslich, sondern oft sogar lächerlich .waren,
den gleichen Eindruck empfing der Befchauer wieder, wenn er f1ch von den
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