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FRAUENARBEIT.
Volksfchule, der ersten UnterrichtsanFcalt des ungefchulten Kindes, Zur AusPcels
1ung gelangte.
Frankreich hatte wenige Arbeiten weiblicher Schulen exponirt; es waren
da fehr hi.ibfcheAKlöppelfpitzen, worunter eine mit 400 Kl6ppeln angefertigt war;
eine Arbeit, welche die unter der Leitung der Soeurs de la pro.vidence ftehende
Arbeitsfchule aus der Stadt Bayeux eingefanclt hatte. Eine bunte Mifchung von
Arbeiten, Blumen, Stickereien in Weifs und in Farben, von Näharbeiten aller
Art, von Malereien auf Glas und Porzellan, von Zeichnungen u. f. w., hatten die
katholifc:hen gewerblichen Schulen aus Paris exponirt, deren derzeit 22 bestehen,
und zwar 12 weltliche und 10 Klofterfchulen, in welchen I200 Schülerinnen uns
terrichtet werden. Der Zweck diefer Schulen ifi, den Mädchen eine allgemeine,
wiffenfchaft1iche Bildung zu gewähren und sie in irgend einem gewerblich techs
nifchen Fache zu unterweifen. Zu letzterem Zwecke find besondere Curfe eins
Kindes,
AusfIels
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gerichtet, welche die HandelSwiffenfchaften, das Zeichnen, das Malen auf Email,
auf P0rzellan und auf verfchiedenerlei, gewebten Stoffen, das H0lzfchneiden, das
N0tenfkechen, das coloriren, das G0lds und silberpoliren, die Blumenfabrikation,
und alle Arten vc3n Frauenarbeiten begreifen. Leider waren die eingefandten
Arbeitspr0ben nicht gLi::lkig ausgestellt, fo clafS es fchwer hielt, lich ein entfcheis
clendes Urtheil über ihre Befchaffenheit zu bilden, da namentlich den Frauens
arbeiten und den Blumen die Reife und ihre Fäl1rlichkeiten deutlich anzuSes
hen waren.
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Viel köstlicher zeigte sich die Frauenarbeit in anderen Abtl1eilungen der frans
zös1schen Ausstellung, als Beigabe, als Schmuck, als glücklicher Gedanke, der
da und dort auf Gegenständen anderweitiger Industrie, aus Geweben, Einricl1s
tungsstücken,.aus Wohnungsgeräthen, aus Kleidern, und dergleichen zu Tage
trat. Die Franzosen haben besser und klarer als die meisten anderen europäis
schen Völker dargethan, was sich mit Hülfe der Frauenarbeit erzielen lässt, wie
sie namentlich zu decorativen Zwecken zu verwenden ist, und haben gezeigt, wie
dieselbe mit voller Wahrung des abendländischen Charakters, ohne Benutzung
der allgewinnenden orientalischen Motive und Farbenpracl1t, durch schwunghafte
Zeichnung, durch richtige Anwendung, durch glückliche Erfindung in Form und
Technik einen eminenten Effect hervorbringen kann.
Zu dem besten dieser Art zäl1lten die Fensterdraperien, die Portieren, die st0s
res, von denen in den Ansstellungen der Wohnungseinrichtungen, wie durch Zug
fa1l angebracht, und unter den Exp0s1tionsgegenitänden einzelner Firmen reis
zende Dinge Zu finden waren. Von Vorhängen hatte die Firma Meu Hier 8z Co.
eine glänzende Erfindung vorgeführt, Draperien aus locker gewebtem Leinenstofse,
wie wir ihn an den 0berhemden der 0rientalinnen fanden, und an diesen Stoff
spannenbreite B0rdüren gefügt, die aus breiten und schmalen Bändcl1en mit dem
Guipurestiche zusammengesetzt und verbunden, eine schwungvolle, in grossen Züs
gen entworfene Zeichnung hervorbrachten. 1n Weiss und in Drapfarbe waren diese
Vorhänge gearbeitet, die alsiMuster dec0rativer Frauenarbeit gelten können. Von
ebenso reizendem Effecte sind die St0res in Tiillapplicati0n, die V0rhänge, welche
als Lichtciämpfer, als Schutz gegen Insecten vor das Fenster gespannt werden,
und die aus durchs1chtigem Untergrunde köstliche Zeichnungen in dichteretn