FRAUENARBEIT.
Effect hervorbrachte, und den Zweck, den feinen Untergrund feiner Structur
entfprechend zu fchmiicken und nicht blos aufdringlich oder nichtsfagend zu
erfcheinen, erfüllte.
An einer der Säulen in der Halle, welche die Ausltellung Spaniens enthielt,
Hand eine CoftümHgur, die Frau des Landes, in leider fehr modernif1rter Tracht,
der keine Eigenthiimlichkeit, kein nationaler Charakter, aufser dem fchweren
Metal1fchmucke am Halfe und in den Ohren, abzufehen war. Nur das weifse
Spitzentuch, das um die Schultern gefchlungen lag, erinnerte an die vielgeruhmte,
vielbefungene Mantille, und dieses Kleidungsltiick trug auch eine Arbeit halbs
vergeffener Technik an lich, die durch Tiill gezogenen Fäden, welche wir noch
hie und da in den Schleiern finden, welche unfere Grofsmiitter trugen. Derzeit
ift diefe Arbeit fast gänzlich aus Europa verfchwunden und hat lich auf der Aus.
fkellung, aufser in Spanien, nur in einigen reizendcn MuPrern, die Egypten brachte,
vorgefunden. Draufsen im Parke hatte f1ch Spanien ein kleines, einHockiges
Haus erbaut, in deffen Räumen es neben manchem alten Geräthe Wunderbarer
Art, neben Waffen, Bildern, Kirchenparamenten, neben RuPcungen, mit koPclis
chen Zeichnungen bedeckt, neben Glasmalereien, alten Urkunden und Büchern,
auch das bunte Ding, die Frauenarbeit, mit einem PlätZchen bedacht hatte. Es
waren da mehrere Schulen ausgePcellt, darunter das Taubfkummens und Blindens
infiitut zu Madrid, welches einige fehr hiibfche Leinwebereien, grobe Näharbeis
ten, Weifsftickereien und bunte Tambourarbeiten brachte, welche letztere auf der
Wäsche, namentlich auf Hemden Verwendung fanden, und dadurch an die Arbeis
ten der flavifchen Hausinduftrie gemahnten. Traurig fahen neben diefen einfachen
Dingen die Luxusexperimente in Farbe, mit Seide, Wolle, Chenille, Atlas und
Blumen aus, Reliefarbeiten, Kiffen mit dicken rothen Wollblumen, und fonPcige
häfsliche Erfindungen, neben denen eine in Zeichnung und Ausführung unedle
Goldfiickerei prangte.
Beffer fahen sich die Arbeiten des Lehrerinnenfeminars zu Madrid an,.w0runi
ter jedoch leider auch die Lithograpl1iesImitationen und die grellfarbigen Bunts
Pcickereien zu b.eklagen waren, in welchen hie und da die Matadore des Regens
bogens einen unentfcheidbaren Streit um den V0rrang führten.
Verföhnlich, ernst, gewinnend trat uns dagegen eine alte, herrliche KunPcs
Ilickerei entgegen, die über einer der Thüren des Haufes hing, ein Kirchenpara.
ment in Gold und Seide in längftverblichener Pracht, von der noch hie. und da
der glitzernde Faden erzählte, der in architektonifcher Zeichnung die Figuren
umrahmte, die eine über der anderen den Rand des fchweren Gewandes ziekten,
Portugal hatte aufser einer collection ziemlich gewöhnlicher Klöppelspitzen,
die ein ganz befcheidenes, Plätzchen einnahmen, keine Arbeit von Fkaue11haHd
ausgestellt. Ein Schrank, der theils mit Kinderfpielzeug, mit alterthümlichem, uns
förmlichem H0lzgerijmpe1 naiver Art, theils mit Thonf1gürchen, Typen aus dem
portugiefifchen Volke, gefüllt war, zeigte uns die Frauen in nationaler Tracht,
mit ;dem breitkrämpigen, runden Filzhute, dem weifsen, fchleierartigen Tuche,
das über den Rand des Hutes niederfällt, mit dem bunten Mieder, dem weifsen
0berhemde, dem kleinen Tüchlein, um die Schultern gefchlagen,. und dem dunks
len, faltigen Rocke, der bis an die Knöchel reicht.4 Die Figurchen, welche die
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