DIE
EROFFNUNGSFEIER.
von braufendem Jubelrufe begrüfs.t, betrat der Kaifer, die Kronprinzeff1n des deuts
fchen Reiches am Arm, an der spitze des von dem Generaldirekt0r, Baron
Schwarzs senborn geführten Zuges, .die prachtvoll gefchmljc1cte Eingangshalle.
Ihm folgten der Kronprinz des deutschen Reiches mit der Kaiferin, dann der
Prinz von Wales, der Kronprinz von Dänemark, der Graf von Flandern, der
Kr0nprinZ Rudolph mit dem Prinzen Friedrich Wilhelm, die iämmtlichen Erzs
herzoge und Erzherzoginnen, fowie die übrigen hohen Herren und Damen, dann
die MiniPcer, die Generalität und eine unüberfehbare Suite anderer Würdenträger.
Nachdem der Hof auf der dem Eingange gegenüber befindlichen, mit Blumen
reich verzierten Efirade angelangt war, begrLifste der Erzherzog Karl Ludwig, als
Protector der Aussiellung, unter Ueberreichung einer die Gefchichte der Auss
fkellungsunternehn1ens fchildernden Denkfchrift, den Kaifer mit folgender Ans
fprache:
,,In fefllicher Stimmung begriifse ich Eure Majeftät in diefen dem friedlichen
Fortschritte geweihten Räumen. Die allerhöchste Theilnahme Eurer MajePcät gibt
einem Werke den Abfchlufs, das den Blick der Welt auf 0efIerreich lenkt und
unferm Vaterlande die Anerkennung hervorragender Theilnahme an der Förderung
von Menfchenwohl durch Unterricht und Arbeit f1chert. Nicht uns, die das Vers
trauen Eurer Majefiät ZunächPt zur Durchführung Allerhöchft ihres EntfchluffeS
berufen hat, ziemt es, Richter des eigenen Vollbringens zu fein. Aber es fei uns
gestattet, auf die Elemente hinZuweifen, welche das Werk gefchaffen haben: auf
die erhabene Iniative Eurer Majeflät, auf das zielbewufste und opferwillige Zus
fammenwirken eigener und fremder Volkskraft, auf die ftttliche und staatliche
Macht der Arbeit und der Cultur. Diefe Elemente find es, die der Schöpfung
Eurer Majefiät heute ihren innern Werth verleihen und Ehren und Andenken
derfelben vererben werden auf die nachlebenden Gefchlechter.
Geruhen Eure Majeftät den AusfiellungssKatalog und die Denkfchrift über
die hifiorische Entwicklung der Ausfkellung huldvollfl entgegenzunehmen und die
Weltausfte1lung des Jahres I873 für eröffnet zu erklären0.
Der Kaiser erwiederte hierauf mit weithin vernehmbarer stimme:
,,Mit 1ebhaster Befriedigung sehe Ich die Vollendung eines Unternehmens,
dessen Wichtigkeit und Bedeutung Ich im vol1stem Maasse würdige. Mein Vers
trauen in den Patriotismus und die Leistungsfähigkeit Meiner Völker, in die Syms
pathien und die Unterstützung der uns besreundeten Nationen hat die Entwicks
lung des grosses Werkes begleitet. Mein kaiserliches Wohlwollen und Meine
dankbare Anerkennung sind feinem Abschlusse gewidmet. Ich erkläre die Welts
ausstellung des Jahres I873 sur eröffnet.U
Fansarengeschmetter, Geschiitzdonner und erneuter Jubelrus folgten diesen
Worten. Darauf hielten auch der Ministerpräs1dent und der Bürgermeister von
Wien Ansprachen an den Kaiser, ihm den Dank im Namen der Völker Oesters
reichs und der Hauptstadt für die Gründung und Förderung des grossen Werkes
darbringend. Ein Festgesang von Joses Weilen, nach der Melodie des SiegeSs
liedes aus Händel7s ,,Judas Makkabäus H, von den Gesangvereinen vorgetragen,
machte den Beschluss der Feier. Die Worte lauteten:
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