DAS
KUNsT GEWERBE.
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haft betriebener Glasfabriken, deren Leistungen, deren Kunstarbeiten wir an
zah1losen Gegenständen auf der Ausstellung bewundern konnten, wo sie, dichtges
drängt stehend, den Vierfachen Raum hätten ausfüllen können. Wir wollen sie
nicht weiter schildern, die eleganten Trinkgläfer, die blumigen Lüstres, die Spies
gel, die Vasen in klarem oder farbigem oder opalisirendem Glas, sondern uns
begnügen, iie in die Erinnerung der Besucher zurückzurufen. Aber Salviati ist
bei diesem Triumphe nicht stehen geblieben. Ein zweites Genre alter Kunstübung,
das ihm feine Wiedererstehung verdankt, sind die Glasm0saiken des Mittelalters,
deren grofsartige Ueberreste noch so manche Kuppel und WandAäche italienischer
Kirchen bedecken. Die Restauration der Mosaiken von S. Marco, welche Sa1viati
übernahm, rief diese Technik zuerst wieder hervor, und heute findet sie durch
das Institut salviati7s an verschiedenen Orten und in verschiedenen Ländern bereits
grossartige Anwendung. Die Ausstellung bot uns eine lehrreichc Auswahl der
mannigfachsten Muster zu verschiedenartiger Verwerthung, 1igürlich wie rein
ornamental. Auch an die alten farbigen Glasfenster hat Salviati gedacht und
fabrizirt jetzt eine Fülle gefärbter Gläser, welche an Nüancen, an Farbenpracht,
sowie darin, dass sie wohl .das Licht durchlassen, aber nicht in farbigen strahlen
auf den Boden werfen, den alten am nächsten kommen dürften.
Die Bedeutung, welche Salviati in der Glasfabrikation hat, dieselbe kommt
für die italienische Goldschmiedekunst der Familie der Castellani in Rom und
Neapel zu. lhre Bestrebungen, welche besonders auf die Wiedererweckung der
antiken Goldarbeiten hinausgingen und damit eine Veredlung der Formen und
des 0rnaments wie eine Erweiterung und Verfeinerung der Technik im Gefolge
hatten, sind schon Jahrzehnte alt, Vielleicht vom alten Pio Castellani schon ein
halbes Jahrhundert, aber erst neuerdings haben sie vollauf zum Ziele geführt.
Heute sind die Goldarbeiten der Brüder Castellani, deren schönste Stücke auf
der Ausstellung von den Museen erworben wurden, nicht bloss die ersten
Italiens, vielleicht der Welt, sie haben auch die übrigen Goldschmiede Italiens in
ihre Bahn hineingezogen. Twerembold, Bel1ezza und Andere arbeiten zum
grossen Theil mit in.derselben.Richtung und was stilistifch davon abweicht, ist
in Zeichnung und Ausführung verfeinert und veredelt. Man vergleiche nur z. B.
die Fassungen des M0faiks und Cameenschmucks von Einst und Jetzt, und der
Fortschritt springt in die Augen. Mit Hülfe der Franzosen sind die Formen des
antiken Goldschmucks selbst in die allgemeine Mode eingedrungen, freilich frans
z6s1rt. Diesem antikisirenden Modefchmuck fehlt freilich der Hauptreiz durch
die Abwesenheit des Filigrans, welcher den Castellani mit Hülfe von Arbeitern
des Volksschmucks fast in antiker Feinheit und Freiheit gelungen ist. Vieler
Orten hat sich im nationalen Schmuck das Filigran erhalten, nirgends aber wohl
in so reicher Anwendung wie iniItalien. Einmal wieder in den vornehmen
Schmuck übergegangen, hat es selbst wieder an Bedeutung gewonnen und zeigte
sich auf der Ausstellung als ein blühender Fabrikszweig, der in Genua und Turin
seinen Hauptsitz hat.
Eng mit der Goldfchmiedekunst verbunden sind zwei andere Zweige itas
lienischer Kunstübung, der Cameenschnitt und das Mosaik. Ersterer, obwohl
auch in Frankreich, Hanau, Wien geübt, behauptet in Rom und Florenz wohl
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