Volltext: Kunst und Kunstgewerbe auf der Wiener Weltausstellung 1873

DAS 
KUNsT GEWERBE. 
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haft betriebener Glasfabriken, deren Leistungen, deren Kunstarbeiten wir an 
zah1losen Gegenständen auf der Ausstellung bewundern konnten, wo sie, dichtges 
drängt stehend, den Vierfachen Raum hätten ausfüllen können. Wir wollen sie 
nicht weiter schildern, die eleganten Trinkgläfer, die blumigen Lüstres, die Spies 
gel, die Vasen in klarem oder farbigem oder opalisirendem Glas, sondern uns 
begnügen, iie in die Erinnerung der Besucher zurückzurufen. Aber Salviati ist 
bei diesem Triumphe nicht stehen geblieben. Ein zweites Genre alter Kunstübung, 
das ihm feine Wiedererstehung verdankt, sind die Glasm0saiken des Mittelalters, 
deren grofsartige Ueberreste noch so manche Kuppel und WandAäche italienischer 
Kirchen bedecken. Die Restauration der Mosaiken von S. Marco, welche Sa1viati 
übernahm, rief diese Technik zuerst wieder hervor, und heute findet sie durch 
das Institut salviati7s an verschiedenen Orten und in verschiedenen Ländern bereits 
grossartige Anwendung. Die Ausstellung bot uns eine lehrreichc Auswahl der 
mannigfachsten Muster zu verschiedenartiger Verwerthung, 1igürlich wie rein 
ornamental. Auch an die alten farbigen Glasfenster hat Salviati gedacht und 
fabrizirt jetzt eine Fülle gefärbter Gläser, welche an Nüancen, an Farbenpracht, 
sowie darin, dass sie wohl .das Licht durchlassen, aber nicht in farbigen strahlen 
auf den Boden werfen, den alten am nächsten kommen dürften. 
Die Bedeutung, welche Salviati in der Glasfabrikation hat, dieselbe kommt 
für die italienische Goldschmiedekunst der Familie der Castellani in Rom und 
Neapel zu. lhre Bestrebungen, welche besonders auf die Wiedererweckung der 
antiken Goldarbeiten hinausgingen und damit eine Veredlung der Formen und 
des 0rnaments wie eine Erweiterung und Verfeinerung der Technik im Gefolge 
hatten, sind schon Jahrzehnte alt, Vielleicht vom alten Pio Castellani schon ein 
halbes Jahrhundert, aber erst neuerdings haben sie vollauf zum Ziele geführt. 
Heute sind die Goldarbeiten der Brüder Castellani, deren schönste Stücke auf 
der Ausstellung von den Museen erworben wurden, nicht bloss die ersten 
Italiens, vielleicht der Welt, sie haben auch die übrigen Goldschmiede Italiens in 
ihre Bahn hineingezogen. Twerembold, Bel1ezza und Andere arbeiten zum 
grossen Theil mit in.derselben.Richtung und was stilistifch davon abweicht, ist 
in Zeichnung und Ausführung verfeinert und veredelt. Man vergleiche nur z. B. 
die Fassungen des M0faiks und Cameenschmucks von Einst und Jetzt, und der 
Fortschritt springt in die Augen. Mit Hülfe der Franzosen sind die Formen des 
antiken Goldschmucks selbst in die allgemeine Mode eingedrungen, freilich frans 
z6s1rt. Diesem antikisirenden Modefchmuck fehlt freilich der Hauptreiz durch 
die Abwesenheit des Filigrans, welcher den Castellani mit Hülfe von Arbeitern 
des Volksschmucks fast in antiker Feinheit und Freiheit gelungen ist. Vieler 
Orten hat sich im nationalen Schmuck das Filigran erhalten, nirgends aber wohl 
in so reicher Anwendung wie iniItalien. Einmal wieder in den vornehmen 
Schmuck übergegangen, hat es selbst wieder an Bedeutung gewonnen und zeigte 
sich auf der Ausstellung als ein blühender Fabrikszweig, der in Genua und Turin 
seinen Hauptsitz hat.     
Eng mit der Goldfchmiedekunst verbunden sind zwei andere Zweige itas 
lienischer Kunstübung, der Cameenschnitt und das Mosaik. Ersterer, obwohl 
auch in Frankreich, Hanau, Wien geübt, behauptet in Rom und Florenz wohl 
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