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lassen, in einfach drapgelbern Anstrich, weder glasirte Fliesen, noch Teppiche,
noch Seidenstoffe fchmüclcen sie; nur die Plafonds zeigen wenigstens Farbe in
reichen alhambraartigen Arabesken. Etwas mehr Reichthum tragen nur die für
den Empfang des Vicekonigs bestimmten Raume mit Portieren, Teppichen,
Decken und Goldbrokatst0ffen auf den Divans zur Schau.
Dafür dürfen wir die ganze Anlage des Innern, das Verhältniss von Hof zu
Gemach, die Einrichtung der Zimmer, die Lage und Vertheilung von Herrenges
mach und Harem wohl als völlig acht betrachten, und wir können uns daraus
einen guten Begriff von diesen mysteriöfen Partien des 0rientalischen Hauses
machen. Ebenso fällt es klar in7s Auge, wie die Wohnung darauf angelegt ist,
sich gegen Sonne und Hitze abzufperren und in kühlem Schatten behaglicher
Ruhe zu pflegen, hingegeben jenem Quietismus, darin der Orientale bei sich den
Hauptgenuss des Lebens sucht. Eingetreten durch die enge kleine Pforte bei
finden wir uns alsbald in einem hochumfchlossenen Hofe, in dessen Mitte, ums
geben von frischen grossblättrigen Gewächsen, ein Springbrunnen plät.schert; zur
Seite ist eine gemachartige Halle, von drei Seiten umschlossen, nur die eine Seite
offen dem kühlen Hofe zugekehrt. Es ist ein stiller, erfrifchender Aufenthalt.
Der am meisten charakteristische Raum ist der Empfangssaal des Hausherrn,
parterre gelegen, aber bis oben durchgehend. Er ist im Kreuz angelegt, mit
einem Wasser in der Mitte, die Kreuzarme mit Divans zu Sitzgemachern herge.
richtet. Die Fenster sind vergittert und zum Theil farbig verglafet, sodass ein
reizend schillerndes Licht in den tiefen Raum hinabsällt. Oben stossen die Zinnen
des Harems an diesen Saal und kleine Gitterfenster erlauben den Damen alles zu
sehen, was unten vorgeht. Sie selber bleiben ungesehen. Diese Haremgemächer
liegen sammtlich im Hauptgeschoss. Obwohl keineswegs so ausgestattet mit
glänzenden Utens1lien, Kunsts und Luxusgegenständen, wie unsere Phantasie sich
einbilden möchte, lassen sie doch mit ihrer Einrichtung, mit ihren Lagern und
Divans, die selbst mitten im Ausbau der Fenster sich befinden, um ungestört und
ungesehen stundenlang liegend hinauszufchauen, auf das stille und sicherlich auch
langweilige Leben darin, das wohl nur die Ejfekfucht 1äkmend unterbricht, einen
Blick werfen. Allerlei Geräth von Krügen und lnstrumenten Musik gehört
zum Harem befindet sich in tiefen VVandnischen oder steht auf Consolen und
sonst herum; viel ist es nicht. ssEbenso fehlt auch der Mofchee die eigentliche Auss
stattung; einige Glaslampen, Imitationen alter orienta1ischer Muster hängen an
Balken darin; die Kuppel ist reich mit gemalten Arabesken ausgeschmückt. .Eine
offene Gallerie, im oberen Stock nach dem Garten zu gelegen, erlaubt den Damen,
die frische Luft zu geniessen, ohne das Haus zu verlassen. ssAuch der Garten ist
charakteristisch mit seiner Anlage und seinen Laubgängen, doch fehlt natürlich,
um ihn zum Genuss und zum schönen Anblick zu machen, die Ueppigkeit der
Gewächfe und der Blumen. HVom Garten aus ist uns noch ein Blick in das Grab
von Beni Hasfan gestattet, die Ruhestätte eines fast dreitausend Jahre vor Christus
lebenden egyptischen Nomarchen, die hier getreu, mit Ausnahme des Daches,
das eine Lichtöffnung erhalten hat, dem Original mit bunten Säulen und allen
seinen Malereien nachgebildet worden. Es ist die Wohnung eines Todten, ahek
dennoch wohl erlaubt, Zeit und Stil zu vergleichen. Welch ein Unterschied, welch
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