Volltext: Die Kunst des Mittelalters, der Renaissance und der Neuzeit: Renaissance und Neuzeit (Bd. 2, Abth. 2, Hälfte 1)

Zweiun 
Buch. 
dzwanzigstes 
Die Sculp- 
turen zu 
Ravello. 
aus dessen 'l'ri'1nnnern die drei jetzt im Museo Campano in (lapuzi. aufbewahrten 
(lolessalbüsten hervor-gezogen wurden, welche nach alter [leberlieferung die 
Donna Capua und die beiden llathgelaei- Friedrichs, Pier della Vigna und 
Roffrede da Benevento, darstellen (Fig. 244). In ersterer wird man mit 
Fabriezy die Nachbildung einer Iunobüste, in den beiden andern Imitationen 
von Philosophenporträits sehen dürfen 1. 
Die Büste der Sigilgaita aus Havello (1272  und eine in ihrem Kopf- 
oval, dem wellenfiörmigen Haar und der breiten W angenbilduiig verwandte 
Sculptnr des Berliner Museums (lürften als eine weitere, bereits selbstiindigere 
lllntwieklung dieser Richtung bezeichnet werden. 
Im Grunde brauchte man ja nur an Bestrebungen anzuknüpfen, welche 
bereits im 12. {Iahrhunmlert aufgetreten 
waren und in denen sich gegenüber 
   der Verwilderung und Verrohung der 
 indigenen Kunst zum erstenmal wieder 
    Ansätzeheines Auflebens zeigten. Diese 
55'   2 rein lateinischen lnstincteir geherchende 
d   . i"  v; Bewegung offenbarte sich m der Schule 
'      der sogen. (losmitten. 
Es;   Die  des italienischen 
     Mittelalters lassen sich in ihren Spuren 
   bis ins 6. Jahrhundert hinauf verfolgen. 
 Capitelle, Ambonen, lßisehofssitze in 
  Rom und Ravenna zeugen von einer 
  achtliayen Blüte dieses Kuirstliaiidwxrep- 
 kes, welches die Spolien antiker Bauten 
 zum Schmuck des Gotteshauses ver- 
  in wandte 2. Im 8. und S). Jahrhundert 
"V57"  mehren sich diese Marmerarlieiten, so- 
   wol in Rom (S. Maria in (flesmealin, 
  S. Giovanni im Lateran, Kreuzgang) 
als namentlich in dem langobardiscehen 
    Norden (Cividale, Wlalpolieella, Brescia), 
 n     bald auch in Mittelitalien (Orviete, 
     e,   w.  
11. Jahrhundert sich fast wieder zu 
verlieren, im 12. und 13. Jahrhundert ihren Höhepunkt zu ersteigen und 
dann rasch zu verfallen. Aus dem 12. Jahrhundert allein werden uns über 
fünfzig Meister inscliriftlich genannt, welche verwaltend in Rom und Mittel- 
italien (Foligno, Narni, Spoleto, wo neuerdings die von de Hossi und uns 
einst dem 6. Jahrhundert zugeschriebenen Scnlpturen an dem zur Kirche um- 
gewandelten Tempietto di Clitunno u. a. als "Werke des 12. Jahirhunrlerts 
erkannt wurden; Sutri, "Ferentino, Alba, Orviete, Viterbo) wirkten; unter 
ihnen ragen Petrus und Nikolaus, die Söhne eines gewissen lianuceius (S. Maria 
' So urteilen auch SPRINGER und SCHLOS- 
SER, während HETTNER und BURCKIIARDTS 
Cicerone (neben Andern) die Oapuarler 
Sculpturen für altrönuisch erklären, FREY 
in ihnen eine Ueberarbeitung antiker Werke 
sieht. 
2 [Tnter Sergius I nennt sich der erste 
uns nanlentlich bekannte Mamnorarius An- 
dreas auf der Inschrift eines Ambo zu Anconn 
(Mjsericordizm) mit dem Zusatz:    f ecit fuara! 
ex vetuslu lapis set nußnvc rutilat splendens 
(CLAUSSE p. 27).
	        
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