Begriff,
Natur
Elemente
constitutive
Renaissance.
das Product einer Rivalität, welche die Nachbarstadt an Pracht und Herr-
lichkeit ihrer öffentlichen Bauten zu übertreffen strebte. Für die Künstler
ergab sich daraus der Vortheil unausgesetzter wohlbezahlter Aufträge und
die Möglichkeit, die eigenen Ansprüche nach Massgabe des Angebotes und
der sich die besten Kräfte streitig machenden Auftraggeber zu steigern. So
grosse Aufgaben, wie sie in diesen Republiken namentlich der öffentlichen
Baulust gestellt wurden, verlangten bald eine geregelte amtliche Bauleitung.
Venedig war den übrigen Freistaaten mit seinem S. Marco-Dome voraus-
gegangen. An diesen unvergleichlichen Prachtbau reihte sich eine Menge
anderer Staatsbauten, wie der Dogenpalast, an welchem mehr als drei Jahr-
hunderte (im Wesentlichen 1801-1610) gearbeitet wurde, die alten Procu-
ratien (1436-1517, noch aus kirchlichem Vermögen erbaut), die neuen Pro-
curatien mit der alten Bibliothek (1584). Alle diese und andere Luxusbauten
wurden aus den Erträgnissen der Salzpacht gezahlt und die Provveditori del
sale erwuchsen so zu einer ständigen Kunst- und Baubehörde. In Florenz
erfahren wir schon früh von ähnlichen Veranstaltungen. Seit 1285 wurde
die Stadt erweitert, es wurden Kanäle, Mauern, Brücken, neue Plätze an-
gelegt, und Arnoldo di Cambio begann an S. Croce und dem Baptiste-
rium zu arbeiten, während zu gleicher Zeit der Grund zu dem neuen Dome
S. Maria del Fiore gelegt, S. Maria Novella und S. Spirito, 1295 auch der
Palazzo dei Signori begründet wurden. Die von Migliori publicirte, den Bau
des Domes anordnende Pr0vvisi0ne ist vielleicht nur eine spätere Umarbeitung.
Dass aber um jene Zeit schon eine städtische Bauverwaltung bestand, muss
angesichts so umfassender Neubauten wol angenommen werden, und es wird
uns bald darauf durch die Nachricht bestätigt, dass Dante im April 1301 mit
einer Aufsicht in Bausachen beauftragt wird. Man darf unterstellen, dass
seit dem 14. Jahrhundert in allen übrigen Republiken, wie Pisa, Sicna u. s. f.,
ähnliche Behörden bestanden. In Siena ist dies durch zahlreiche Beispiele
bewiesen. Schon 1259 lesen wir von Berathungen des Grau Consiglio betreHs
des Domchors, im selben Jahre tritt eine Neunercommission zur Begutachtung
der am Domplatz nothwendigen Arbeiten auf, und von da ab wiederholen
sich in den von Gaetano Milanesi herausgegebenen ,Docwnzenti' fast auf jeder
Seite die Belege für die von den städtischen Behörden den Angelegenheiten
der Kunst und der Künstler zugewandte amtliche Sorge.
Neben, aber aus und mitten in diesen Republiken entwickelte sich die Die
Tyrannis. Seit die kaiserliche Oberherrschaft nur mehr ein Name war,
erhebt sich allenthalben die kühne, durch waghalsige Tapferkeit und politische
Verschlagenhcit unterstützte Ruchlosigkeit, um die Freiheit der Communen
zu confisciren: die Visconti in Mailand sind im Zeitalter Petrarcafs der eigent-
liche Typus dieser Erscheinung. Das 15. Jahrhundert lässt von diesen kleinen
Tyrannen viele verschwinden, die Condottieri als neue Anwärter von Gewalt-
herrschaften emporkommen; die grossen Gewaltherrscher fangen an, mit dem
Ausland Politik zu treiben und sich in die Welthandel einzumischen. Um
eine solche Stellung zu gewinnen und festzuhalten, war eine vollendete Ge-
wissenlosigkeit meist die erste und selbstverständliche Bedingung; aber sie
reichte nicht hin ohne den Besitz grosser intellectueller und persönlicher
Eigenschaften, welche den Tyrannen zum Gegenstand der Bewunderung, des
Schreckens, nicht selten zum unentbehrlichen Berather und Herrn des Gemein-
wesens machten. Das Beispiel der antiken Dictatoren und Herrscher, nament-
lich das der Cäsaren, Ward seit dem Aufkommen des Humanismus ansteckend.
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