Einundzwanzigstes
Buch.
[äcennter
thum.
nelli, Botticelli, Ghirlandajo, Rosselli, berufen wurden. Unter Innocenz VIII
entstanden das Belvedere und die Villa Magliana; Alexander VI, obgleich
von der Politik verzehrt, fand immerhin Zeit, um das Mausoleum Hadrians
zur Festung umzubauen und das Appartamento Borgia, welches in unsern
Tagen Leo XIII seine Restauration verdankt, durch Pinturicchids unsterbliche
Fresken zu zieren. Die Pontiiicate Iulius' II und Leo's X stellen den
Höhepunkt des Renaissance-Papstthums dar; man darf kühnlich sagen: zugleich
den Höhepunkt dessen, was königliche Einsicht und fürstliche Freigebigkeit
jemals für die Kunst geleistet haben. Wir haben uns seiner Zeit mit der
Schilderung dessen, was die drei grössten Genies der damaligen Künstlerwelt,
Bramante, Michelangelo und Raffael, unter diesen Päpsten geschaffen haben,
eingehend zu beschäftigen.
Aber neben der Kirche treten jetzt neue Mächte als Mäcenaten der bil-
denden Kunst auf den Plan.
Zunächst beginnt seit dem 13. Jahrhundert sich die Idee des modernen
Staates auszubilden. Die Regierung Friedrichs II, der diese Idee zuerst
lebendig ergriffen, ist nicht mit Unrecht als der Prolog der Renaissance be-
zeichnet worden. Der grosse Hohenstaufe ist, obgleich der Sohn eines
deutschen Vaters, ganz Italiener, und obgleich das Kind des Jahrhunderts
der Kreuzzüge, ein ganz moderner Mensch: der erste moderne Fürst, selbst
Poet und Künstler. Von da ab beginnt der Staat als solcher dem Betrieb
der bildenden Künste näher zu treten, wie das freilich schon Karl dem Grossen
als eine Function und Verpflichtung desselben vorgeschwebt hatte (II, 1, S. 4).
Man dachte sich aber das Verhältniss des Staates zur Kunst noch lange nicht
so, dass es jenem obliege, Kunst zu lehren und zu diesem Zwecke Unterrichts-
anstalten zu gründen oder Akademien zu unterhalten. So etwas hatten,
wie wir gesehen, schon im Alterthum Constantin und Valentinian (334-337,
375) versucht, ohne dass es gelungen wäre, der erlöschenden nationalen Kraft
neues Leben einzuhauchen. Auch die moderne Akademie ist erst aufgetreten,
seit die Schaffungskraft der Nationen verbraucht war und nichts mehr übrig
blieb, als der talentirten Mittelmässigkeit Zuschnitt und Zucht zu geben. Die
Schulen, welche einzelne Meister des Cinquecento, wie Lionardo in Mailand,
um sich einrichteten, sind nicht mit diesen staatlichen Akademien auf gleiche
Stufe zu stellen. Dass bei der Gründung der Accademia di S. Luca, welche
Federigo Zuccari 1593 einweihte, wesentlich erziehliche Momente den Aus-
schlag gaben, ist in der Stiftungsbulle Sixtus' V ausdrücklich betont 1.
Nächst der Kirche kommt das Mäcenatenthum der Republiken
und der Fürsten in Betracht.
Das rasche Aufblühen der freien Städte führte zu Rivalitäten, welche,
wie der Kampf zwischen Genua und Pisa, Venedig und Genua, ganze Jahr-
hunderte ausfüllte. Schon Petrarca hatte eingesehen und geklagt, dass (ler
Antagonismus zwischen den beiden grossen Seemächten Genua und Venedig
nur dem Türken zu gute kommen werde, und in der That hat der innere Zwist
der italienischen Freistaaten schliesslich zum Untergang der nationalen Frei-
heit und zur Herrschaft des Fremden den Weg gebahnt. Aber für das Kunst-
leben war diese Eifersucht der Städte ein unbedingter Vortheil. Die grossen
Dome und die prachtvollen übrigen Kirchenbauten, die Staatspaläste und
Rathhäuser der toscanischen und lombardischen Städte sind zum guten Theil
JANITSCHEK
dessen
trefflichen Ausführungen
wir hier
gefolgt
sind.