Volltext: Die Kunst des Mittelalters, der Renaissance und der Neuzeit: Renaissance und Neuzeit (Bd. 2, Abth. 2, Hälfte 1)

dzwanzigstes 
heit ernst war, oder ob er mit dem Heiligsten, was die Kunst kennt, ohne 
innere Theililahme, Handel getrieben habe. Vasari hatte Perugino für völlig 
ungläubig erklärtl, und das Porträt, welches Itaffael auf Peruginds (jetzt von 
Morelli dem Spagna zugeschriebenen) Bilde der Auferstehung in der vatica- 
nischen Pinakothek von seinem Lehrer entworfen haben soll, schien das zu 
bestätigen, was der Aretiner über dies ßeruello di porfidzf geschrieben hatte 2. 
Es kann dahingestellt bleiben, ob dem Zeugniss des Gasparo Celio Werth 
beizulegen ist, nach welchem der Maler beim Herannahen des Todes die 
Tröst-ungen der Religion abgelehnt habe? Dagegen kann eine Geschichte 
der christlichen Kunst nicht an dem Urteil vorbeigehen, welches Jakob 
Burckhardt über diesen Gegenstand gefallt hatä ,Wir lassen", sagt der Ge- 
schichtschreiber der Renaissance, ,die Frage ganz aus dem Spiel, ob Pietro 
selber jemals so gefühlt hat, wie seine Gestalten fühlen. Sie ist eine ganz 
Perugino, 
issolgewalt. 
Uebergabe der Schli 
Sixtinischc Kapelle im Vatican. 
unstatthafte und beeinträchtigt die ewigen Rechte der Poesie. Auch als 
Atheist, wofür Vasari ihn ausgibt, hätte Pietro seine Ekstasen malen dürfen, 
und sie könnten ganz wahr und gross sein; nur hätte ihn dabei eine innere 
poetische Nothwendigkeit bestimmen müssen. (Ueber die "Gesinnung" des 
Künstlers und Dichters cursiren mancherlei unklare Begriffe, Wonach diese 
1 VASARI III 598: ,fu Pietro persona di 
assai poca religione, e non se gli potä mai 
far credero Pixnmortalitä del1' anima: anzi, 
con parole acconmdate a1 suo ccrvcllo di 
porüdo, ostinatissimalnente ricusö ogni buona 
vita. Aveva ogni sua speranza ne' beni della 
fortuna, e per danari avrebbe fatto ogni malo 
contrattof 
2 Peruginds authentisches Selbstporträt 
im Cambio zu Perugia von 1500 (abgeb. 
bei MÜNTZ Renaiss. II 715) zeigt einen breiten, 
die Wirklichkeit des Lebens fest ins Auge 
fassenden, aber keineswegs pyrrhonianischen 
oder frivolen Ausdruck. 
3 Siehe R10 II 269, wo die Anmerkung des 
römischen Malers Celio, eines Zeitgenossen 
Vasarfs, zu dessen erster Ausgabe der ,Vite' 
abgedruckt ist. 
4 Buncxnnnnr Cicerone 7. Aufl. III 662. 
Die Stelle findet sich auch in den älteren 
Ausgaben und rührt also von dem Ver- 
fasser her.
	        
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