Zweiundzwarnzirrstes Buch.
C!
Pietro
Perugino.
Chamereno, 1447) zwischen Franciscus und Dominicus thronende Madonna
(Fig. 124), ein Zeugniss früher Mischung liorentinischer und umbrischer Rich-
tung und in ihren köstlichen Engelknaben und musicirenden Kindern, in
dieser ganzen von einem herrlichen Rosengarten umschlossenen Scenerie eine
der poetischsten Schöpfungen der Zeit. So weiter in Saal VII, Nr. 1 und
Nr. 10 dic Verlobung der hl. Katharina von Bernardino di Mariotto
aus Perugia (ca. 1500) und die Processionsfahne der Bruderschaft von S. Ber-
nardino von 1465, Nr. 14 den Gonfalone der Annunziata von Caporali
(1466) u. a. Eine zweifelhafte Persönlichkeit, vielleicht identisch mit Lorenzo,
ist Vasari's (III, 595) Ingegno (Andrea di Luigi), der vielleicht nur ein
Verwaltungsbeamter und kein Maler war (Cavalcaselle IV 170). Besser
steht es um Ludovico Angeli (genannt zwischen 1481-1506) und die
,Ant0niassi' (Antonius der Aeltere um 1460-1517; der Jüngere 1511,
dessen Auferstehung in S. Chiara di Rieti).
Das war die umbrische Kunst, ehe ihr grosses Haupt, Pietro Perugino
(geb. in Citta di Pieve als Sohn des Cristoforo Vannucci 1446) 1, erschien
'l Perusino, wie ihn Santi besingt, ,Pz'er della. Prie-ve clßc 1m divin pittore". Früh-
zeitig nach Perugia in die Lehre gebracht, kam er in seinen Wanderjahren
mit Piero della Francesca zusammen, dem er die Perspective ablernte, dann zu
Florenz mit Verrocchio (1475 ? oder 1479), der sein Lehrer in der Farbenteclmik
geworden ist. Auch dem bekannten Mathematiker Luca Pagioli, der 1478 in
Perugia lehrte, wird er Manches zu danken haben. Die Geheimnisse der Farben-
mischung mag er mit Lionardo in Verrocchids Werkstätte studirt haben; in
Beiden konnte Florenz bald die höchste Ausbildung des Farbensinnes bewundern.
Peruginds frühestes uns bekannte Werk von Bedeutung ist die Ueber-
gabe der Schlüssel an Petrus in der Sixtinischen Kapelle (Fig. 125), das ein-
zige von dem, was er für Sixtus IV ausgeführt, uns Ueberbliebene: denn
Moses und die Taufe Christi werden jetzt Pinturicchio zugeeignet als Com-
position wol das Grösste, was der Meister geschaffen hat. 1486 kehrte er
nach Florenz zurück, ist 1491 wieder in Rom, um in der Villa Albani das
köstliche Temperabild mit der Anbetung des Kindes zu malen; dann geht er
nach seiner Heimat, um bald seinen Wohnsitz in Florenz aufzuschlagen, ohne
das Atelier in Perugia, aufzugeben. Es entstehen 1495 die Kreuzabnahme oder
Pieta in S. Chiara zu Florenz (jetzt im Pitti), 1496 die Himmelfahrt (seit 1812
in Lyon), um dieselbe Zeit die Madonna di Pavia (für die Certosa gemalt,
jetzt in London), die Erscheinung der heiligen Jungfrau vor dem hl. Bernhard
(München), zwischen 1492 und 1496 auch die Kreuzigung in S. Maddalena
de" Pazzi in Florenz (Fig. 126), 1499-1500 die Ausschmückung des Cambio
in Perugia, eine Bilderfolge, die den Meister auf der Höhe seiner Leistungs-
fähigkeit zeigt (Sujets: die weltlichen Tugenden und ihre Träger in der an-
tiken Geschichte Verheissung der Erlösung und Führung auf Christus hin
durch die Propheten und Sibyllen Geburt und Verklärung Christi als In-
begriff des irdischen Daseins Christi Beeinflussung des Geschickes durch
die Sterne; das Programm auch hier von gelehrter Hand zugeführt, wie die
Handschriften des Humanisten Francesco Maturanzio in der Bibliothek zu
Perugia zeigen). Mit diesen Werken schliesst die gute Zeit des Meisters:
1 VASARI III 565. QRSINI Vita, Elogio
e Memorie deI1' cgr. pitt. P. Perugino. Pe-
rugia 1804. MEZZANOTTE Commentario della
vita. e delle
gia 1836.
IV 179.
opere di
Onowvn
P. Vanucci. Peru-
und CAVALCASELLE