Zweiundzwanzigstes
Buch.
Säulenbasilika ordinirt; die Hohenpriester sitzen unter einer antiken Halle,
der Richter, der Laurentius verurteilt, ist ein vollendeter römischer Proconsul,
der in einem antiken Tribunal mit Concha Platz genommen hat. Aber auch
seine Persönlichkeit ist ganz antike geschildert. Die Menschen, Welche in
diesen Scenen auftreten, sind keine giottesken Gestalten mehr: Fiesole hat
jetzt das breitere Leben gesehen, das sich in der Hauptstadt der Christenheit
Fiä
Fra. Angelieo, S. Laurentius vertheilt Almosen an
Kapelle Nikolaus' V im Vatican.
die Armen.
entfaltet; seine Gestalten und Physiognomien rivalisiren vollkommen mit denen
Masolinds und Masacciois (man vergleiche auch den herrlichen hl. Bonaventura
an einem der Pilaster; Fig. 118), die Gruppen haben ein ganz neues Leben ge-
wonnen, und wenn die Schilderung des heftig Bewegten noch immer der Art
des Künstlers fern liegt, so entschädigen uns dafür köstliche Züge, wie z. B.
auf der Predigt des hl. Stephan jene Frau, die andächtig zuhört und ihren
unruhig gewordenen Buben zu zähmen sucht (Fig. 119), oder die zwei kleinen
Kinder, Bruder und Schwesterlein, die glücklich über das empfangene Almosen
sich zur Seite drücken (Fig. 120).