Frührenaissance.
italienische
dem Cruciiix erhoben, das Antlitz in namenloser, schmerzvoller Verzückung
ihm zugekehrt. Hinter ihm kniet mit gefalteten Händen Hieronymus, als
Greis mit langem Barte geschildert, in weisser Tilnica, nur charakterisirt
durch den am Boden liegenden Cardinalshut. Die beiden hinter ihnen stehenden
Heiligen werden verschieden angegeben. Der rechts von dem linken Schächer-
kreuz stehende und nach dem Erlöser weisende Bischof, der eine mit Kreuzen
besetzte gekreuzte Stola und eine mit kostbaren Steinen und Agraffen ver-
zierte Cappa magna trägt, soll nach Einigen der hl. Zanobi, nach Andern Am-
brosius, nachiSc-hrörs der hl. Basilius sein; das Buch in seiner Linken wäre
seine Ordensregel. Indessen erscheinen diese Indicien nicht ausschlaggebend.
Der zweite neben dem Schächerkreuz stehende Bischof mit Feder, Stab
und Buch wird wol Augustinus sein, obgleich auch dies nicht sicher ist. Es
folgt eine knieende Gestalt, die sein Habit und die Stigmen als Francesco
d'Assisi verrathen; er tragt in der Linken ein Buch und stützt wehmuthsvoll
sein Haupt mit der Rechten. Hinter ihm steht, mit der Disciplin in der
Hand, der hl. Benedict, vor welchem, mit dem Buch vor der Brust, im
weissen Gewand der Oistercienser S. Bernhard zu erkennen ist. Unzweifelhaft
sind dann am Schluss der Serie der hl. Petrus Martyr, der mit seiner
blutenden, Kopfwunde und über der Brust gefalteten Händen dakniet, und
S. Thomas von Aquin hinter ihm, gekennzeichnet durch den traditionellen
breiten deutschen Kopf und den flammenden Stern an seiner Brust. Dagegen
sind zweifelhaft die zwischen sie und Bernhard eingeschobenen Figuren. Der
stehende Mönch mit dem langen Bart, welcher die Hände auf den Krück-
stock legt, wird S. Romuald sein, der weinende S. Giovanni Gualbertol.
Der Halbbogen, welcher die Kreuzigung umschliesst, ist mit über Eck
gestellten Quadraten besetzt, welche Prophetenbilder mit auf die Passion des
Herrn sich beziehenden Spruchbändern enthalten. Unter der Composition läuft
ein Fries von Rundmedaillons hin, welcher die Heiligen des Dominicaner-
ordens darstellt. S. Dominicus in der Mitte, rechts und links je acht seiner
geistlichen Sühne 2.
1 Hr. Prof. Senreöns (a. a. O. S. 339) stützt
sich für das gerade Gegentheil auf S. Au-
TONIN. Chron. op. lII, tit. XV, c. 15 u. 17
(p. 537. 549), welcher bezeigt, dass Romuald
häufig über seine Sünden weinte und Gual-
berto in seinem Alter sehr schwach war.
indessen ist auch Gualbert ein grosserBüssen-
der gewesen (der Gestus der vor das Ant-
litz gehaltenen Hände wiederholt sich übrigens
in dem Kreuzigungsbild des Donnitorio, auf
welchem Dominieus, neben der Meter dolorosa
stehend, die Arme weit ausgebreitet hält),
und seine ziemlich zahlreichen Bilder zeigen
ihn, zwar einigemal auch mit der Krücke,
fast immer bartlos. Romuald ist der Legende
gemäss 120 Jahre alt geworden und bedient
sich darum auf seinen Bildern durchweg der
Krücke (so auf dem Domenico Ghirlandajo
zugeschriebenen zu Volterra; in dem des
Taddeo Gaddi in der Nationalgalerie zu London ;
auf dem Altarblatt des Andrea Sacchi bei
den Camaldulensern in Rom). Vgl. auch Mrs.
JAMEsoN Ilegends of the Monastic Orders
(ßLond. 1872) p. 116. 120. Ich glaube mit
Obigem die beiden Figuren festgestellt zu
haben, in Uebereinstinnnung mit Mnncnnsn,
der indes keine Begründung angibt (Mem.
14 327).
2 VASARI II 507 und ihm folgend MARA
cnnsr: Mein. I4 329 geben das Verzeichniss
der in den Medaillons dargestellten Ordens-
mitglieder. Die Inschriften, welche diese
Rundbilder begleiten, sind offenbar später
überarbeitet werden, wie schon daraus her-
vorgeht, dass der 14-59, also 4 Jahre nach
Fiesole, verstorbene Antoninus hier als Hei-
liger aufgeführt wird. Mir scheinen aber auch
die Bilder selbst nur zum Theil mehr von der
Hand des Frate lierzurühren. Tommaso da
Modena hatte, ein Jahrhundert vorher, im
Convent zu Trevigi schon diesen Stammbaum
der Doininicaner gemalt; auf Grund des von
FEDERICI Mein. 'l'revigiane I 34 gegebenen
Stiohes glaubt MARCHESE annehmen zu dürfen,
dass die Malerei in Trevigi hier nachgebildet
werden sei. Die jetzt zu lesenden Inschriften