Volltext: Die Kunst des Mittelalters, der Renaissance und der Neuzeit: Renaissance und Neuzeit (Bd. 2, Abth. 2, Hälfte 1)

Begriff, 
Natur 
Elelnente 
constitutive 
Renaxssance. 
aber 1526 von den Gelübden dispensirt worden zu sein und tritt seit 1539 als 
Abt von Vaiano, d. h. als Administrator der Badia von Prato auf. Sein Tod 
ereignete sich zwischen 1544 und 1548 in Rom, wo er in S. Prassede be- 
graben ist. Dieser seltsame ,Abt' unterhielt die Damen von Prato mit seinen 
,Disc0rsi intorno alle. bellezza delle Donneß welches Thema in allen Einzelheiten 
und merkwürdigerweise ohne Frivolität behandelt wird 1. Auch Firenznola 
ist die Körperschönheit noch immer der Abglanz der seelischen Schönheit. 
Eigenthümlich in seiner Naivetät, geistreich und fein in seinen Beobachtungen, 
ist Firenzuela einer der merkwürdigsten Typen der Zeit n11d unsere wichtigste 
Quelle für die Kenntniss des Schönheitsidcals des Cinquecento. 
Der Entdeckung des Menschen ist diejenige der Natur gefolgt 2. Entdeckuni 
In den poetischen Werken und den Reiseschilderungen des frühem und de" Nut" 
selbst des hohen Mittelalters kommt nur selten ein wirklich persönliches 
Gefühl für die Natur zum Ausdruck. In Deutschland begegnen wir zuerst 
bei Gottfried von Strassburg Schilderungen der Lenzeswvonne, der süssen, 
sanften Maienzeit. Seine Beschreibung der Minnegrotte führt uns Bäume, 
Blumen, den Sang der Vögel und das romantische Liebesleben vor; wir hören 
von Windeswehen und Liederschallen, von1 Rauschen des Baches, von der 
geblümten Aue, von Galander und Nachtigall und den wilden Waldvögeleixi. 
Auch unser grösster Lyriker des 13. Jahrhunderts, Walther von der Vogel- 
weide, weiss von Heide und Blumen, von Gras und Nachtigallen, von Früh- 
ling und Frauen zu singen; die Frühlingssehnsucht und die Winterklage 
kommen zum Durchbruch. Seit Mitte des 14. Jahrhunderts dringt diese sub- 
jective Stimmung schon in der französischen, Ende des 14. in dem Tafel- 
bild der Kölner Schule durch. Man empfindet das Bedürfniss, den Hinter- 
grund zu beleben, doch bewahren Häuser, Hügel und Bäume noch ihre con- 
ventionelle Form. Am lieblichsten regt sich das lyrische Element in den 
deutschen Marienbildern, jenen köstlichen Idyllen mit der Madonna im Rosen- 
hag, wie demjenigen des Frankfurter Museums (II1 252). Aber noch ge- 
lingt es nicht, die disparaten Elemente zu einem einheitlichen Hintergründe 
zu verschmelzen und über den tastenden Dilettantismus zu einer wahrhaft 
künstlerischen Wiedergabe der Natur vorzuschreiten 3. 
Die provencalischen Troubadours waren den Italienern auch in der Aus- 
bildung des Naturgefühls vorausgegangen. Schon Bernart von Ventadour 
(gest. 1195) Wird von Wehmuth ergriffen, wenn er das Laub von den Bäumen 
fallen sieht; er 11eidet in seiner Schwermuth die Lerche um ihre Fröhlichkeit. 
Aehnlich Bertran von Born, Arnold von Marueil (um 1220). Ungleich stärker 
als auf die deutsche haben diese Minnesänger auf die Entwicklung der 
' Le opere di AGNOLO FIRENZUOLA, ed. da. 
B. BIANCHI I (Napoli 1864) 200 sg. Aeltere 
Ausg. von Fir. 1763, Mil. 1802. Einen Aus- 
zug gibt BURCKHARDT a. a. O. H4 63. 
2 A. v. HUMBOLDTS Kosmos II. BURCK- 
HARDT a. a. O. 114 6-25.  ALFR. Bmsn 
Die Entwicklung des Naturgefülnls im Mittel- 
alter und in der Neuzeit (Lpz. 18872; ebd. 1892) 
S. 125-275.  Ders. (betr. des Naturgefühls 
bei Dante, Petrarca, Enea Silvio) in Preuss. 
Jahrb. LVII (1886) 527.  VISCHER Aesthetik 
II (1854) 514; V 3. Dazu KONDAKOFF Art 
byz. I 101. 
3 L. KÄMMERER Die Landsch. in d. deutschen 
Kunst bis zum TodeA. Dürers (Lpz. 1880) S. 40. 
 Bmsr: a. a. O. S. 124. _WOLFG. KALLAB Die 
toscail. Landschaftsmalerei im 14. u. 15.Ja]1rl1. 
(Jahrb. d. kunsthist. Samml. XXI. Wien 1900). 
2 ßk
	        
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