italienische
Frührenaissance.
lesung!) u. a. Inwieweit das Retabulum von S. Frediano (Fig. 102) Jacopds
Werk ist, erscheint auch heute noch sehr fraglich 1.
Jacopo della Quercias Bedeutung wird schon dadurch bestätigt, dass
Michelangelo unter allen Quattrocentisten nur ihm und Donatello einen tiefern
Einüuss auf sein eigenes Schaifen einräulnte. Von ihm hat er das Form-
gefühl übernommen. Quercia hat zuerst die von der Gothik überkommene
Gebundenheit des menschlichen Körpers überwunden und die Beweglichkeit
desselben in all seinen Theilen zum Ausdruck gebracht: ,das formale Haupt-
motiv: die Drehung und Bewegung in den Hüften, ist seine eigentlichste Ent-
deckung" (Cornelius). Die Behandlung des Flachreliefs zeigt ihn in seiner
wahren Grösse. Vergleicht man die Genesis-Scenen an dem Portal von S. Pe-
tronio mit den dieselben Sujets behandelnden Medaillons an Ghibertfs Thüren,
so könnte man sagen: letztere repräsentiren in der Kunst des damaligen
Italiens das weibliche, jene das männliche
Element: Ghiberti anmuthig, des Kleinwerks
beilissen; Quercia auf solches gänzlich ver-
zichtend, direct nur auf Schilderung der
' Bewegung und That losgehend. Es tritt
uns das am entschiedensten in seiner Aus-
lr der treibung der Stammeltern aus dem Para-
f; 1' d diese entgegen 2, welche an Grösse der Auf-
lfiäsft" j? 3, fassung auf gleicher Stufe mit derjenigen
ßfm? des Masaccio steht (s. oben S. 183).
l "T Unter den Nachahmern Querciafs sind Nachahmer
g i) Antonio Federighi (gest. 1490), Ne- (luerclm
' "l , roccio di Bartolommeo (1447-1500) zu
Z i; _i nennen. Einer mehr gemüthvollen Behand-
g, " i? lung neigte der Sienese Lorenzo Vec-
, chietta (ca. 1412-1480) mit seinen Hei-
.4 ; ' ligenüguren zu, welchem die Architekten
Fi" 103 Niccolö deIPArc-i Leuchterengel Fl-iancesco
Siybomexiieo zu Bologna. liPhot. Alinari.). Glacon] 0 Cozzarelh Hut
ihren Äanmuthigen Gestalten nachfolgten.
Namhafte-r ist Niccolo delliArca aus Bari (gest. 1494), dessen Hauptwerk
die berühmte Arca des hl. Dominicus in Bologna (S. Domenico, 1469-1473)
ist. Sein viel bewunderter Engel mit dem reizenden Lockenköpfchen (Fig. 103)
'Dasselbe trägt das Datum Hoc opus
fccit Jacobus magistri ,Pctri de Senis 1422i
Indessen ist der Abstand der Predella. von
den Statuen des Altarwerkes so enorm, dass
sie kaum demselben Künstler zuzuschreiben
sind. CORNELIUS bezieht die Inschrift bloss
auf die Predella. und setzt die Statuen 1413;
REYMOND p. 39 will die (am Sockel der
Madonnenstatue, nicht an der Predella an-
gebrachte) Inschrift auf das obere Altarwerk
mit seiner gothischen Architektur beziehen
und die Predella einem ganz andern Künstler
zuweisen. Die Madonna des Retabnlum er-
innert in ihrem Manierismus (Position des
Kindes) einigermassen andiejenige der Fonte
Gaja (vergleiche die Abbildung bei REYMOND
1. c. p. 36. 37). Trotzdem scheint mir der
Abstand der Figuren der letztem von denen
des Retabulum so gross, dass der Künstler,
welcher jene 1419 bildet, 1422 nicht das
Retabulum geschaffen haben kann. Letz-
teres gehört einer entschieden altern Zeit
an und ist meines Erachtens kein Werk
des Quercia. Auffallend ist und bleibt,
dass VASARI (II 115) die besagte Inschrift
nicht auf dem Retabulum, sondern auf
dem Grabstein des Federigo Trenta las.
Die Sache bedarf jedenfalls einer erneuten
Prüfung.
2 Abbildung bei REYMOND p. 43.