Buch.
Zweiundzwanzigstes
Hauptdenkmälern der dramatischen Richtung des Meisters macht. Daneben
zeigt sich auch hier, wie der Realismus desselben selbst vor dem Hässlichen
nicht zurückschrak (wie seine hl. Maria Aegyptiaca im Battistero zu Florenz
beweist; Fig. 87) 1. Das Leben, in seiner Wirklichkeit beobachtet, geht ihm
Donatollo,
über die Schönheit; mit dem bewussten Ergreifen desselben, der ebenso be-
wussten Wiederbelebung des Alterthums, und zwar jetzt auch des griechischen,
ist Donatello der richtige Exponent der Renaissance; immer aber noch mit
seinen Ueberzeugungen im (Jhristenthum haftend
und die Kluft noch nicht ahnend, welche die ein-
seitige Betonung des realistischen wie des anti-
A, t kisirenden Momentes zwischen der neuen ltich-
tung und der alten christlichen Weltanschauung
r schaffen musste.
Es bleibt ein merkwürdiges Zeugniss für die
unvergleichliche Lebenskraft des damaligen Flo-
f renz, dass neben einem Ghiberti und vollends
neben einem Donatello, der wie kein Zweiter seit
Giotte auf die ganze italienische Kunst seinen
Einfluss ausübte, noch Platz für einen dritten
grcssen Bildhauer war.
17.? Die Sculptur der Renaissance hat sich in
Italien des verschiedensten Materials (am seltensten
des Elfenbeins!) bedient, um bald in lloch- bald
Fig. a4. Donatello. H]. Cäcillil. in Mittel- oder Flachrelief (alte riliervr), mezzo und
Besitz volälzid gliflläiii)" L0"d0"' basso rilievo) zu arbeiten, in welch letzterm Dona-
tello das fast zum Sgralfit herabsinkende, kaum
mehr erhabene Sehiacciato geschaffen hat. Sehr beliebt war die Arbeit in Wachs
und Terracotta (di cem e (Zi (rreta): sie erfuhr eine "Polycliroinirung, von welcher
die Jungfrau mit dem Kinde im Louvre? das gläinzendste Beispiel gibt. Der
1 Abbildung bei REYMOND a. a. O. ll 1, 153.
Karl VlII bewunderte das Werk noch sehr,
aber schon der Präsident was Bnosszs meinte:
,i1 y a une Madeleine en bois par Donatello,
grandcmcnt puisee, qui est tellement söche,
noire, echevelee et effroyable, qu'elle m'a pour
jamais dägoutö de 1a pänitenceä (Lettres I 250).
R10 (I 324) ündet in dem Werk dagegen
,une intelligence exquise des exigences de Part
chrötien et un respect profond pour 1a donneie
touto exceptionnelle qui lui ätait offertei
2 Abbildung bei MÜNTZ p. 508.