lßäührenamissance.
italienische
toren der Arno-Stadt freilich vor, aber der Sienese hat keine Schule begründet
und seine Thatigkeit hat keinen massgebcnden Einfluss auf den Gang der
Entwicklung geübt.
In Florenz hatte Orcagnzüs Tabernakel in Orsanmichele (1359) den Die
Abschluss des gothischen Stiles gebildet. Dieses köstliche Heiligthum von
Orsanmichele blieb, neben dem Dom, die Hauptstätte, an der sich die Kunst Gruß-eva-
Derjenigen bethätigte, die man, in einem bescheidenen Masse, als Ueberleiter
zu den grossen Meistern des 15. Jahrhunderts bezeichen kann (Niccolo
Piero d'Arezzo, gest. 1421; Piero Giovanni Tedesco, zwischen 1386
und 1402 am Dom thätig; Nanni dlAntonio di Banco, 137319-1420).
Die drei bahnbrechenden Meister sind Ghiberti, Donatello, Luca della Robbia:
den Ausgangspunkt der Umwälzung bezeichnet die Wettbewerbung um die
plastische Decoration der zweiten Thüre am Baptisterium (1401). Von den
Probestücken, welche als Thema das Opfer Isaaks zu behandeln hatten, sind
uns einige im Museo Naziona-le erhalten: die idealere Auffassung Ghibertfs siegte
hier über die urwüchsige Kraft Brunelleschfs, die, etwas ruhiger und
edler, auch in des grossen Architekten Cruciiix in S. Maria Novella sich wieder-
findet (Fig. 77). Ghiberti Lorenzo di Gione (1378-1455) schuf seine erste Ghibcrti.
Broncethüre am Baptisterium (Nordthüre, mit der Geschichte Christi, den vier
Evangelisten und den vier grossen Kirchenlehrern) 1403-14241; die zweite
(mit den Geschichten des Alten Testamentes, jetzt die östliche Haupteingangs-
thüre) 1425-1452 es ist die, welche Michelangelo würdig erklärt hat, die
Pforten des Paradieses zu schmücken; zwischendurch den Reliquienschrein des
hl. Zanobius unter dem Altar der Domtribuna (1432-1440), einige Grab-
platten, für Orsanmichele die Statuen des hl. Johannes des Täufers (1414),
des hl. Matthaeus (1420-1422), des hl. Stephanus (1428). Die unmittelbare,
rasche und reiche Erfassung des Lebens, die poetisch-phantasievolle Erfin-
dung verschafften Ghiberti rasch eine grosse Popularität seiner Werke. Die
Antike wird nicht bloss bei ihm nachgeahmt, sie wirkt in der Wahl der Typen,
in der Anordnung des Costüms durch. Was Ghiberti aber von der antiken
Plastik trennt und ihn in festem Zusammenhang mit der christlichen Kunst
erhält, ist seine malerische Auffassung und sein Streben, selbst mit Durch-
lorechung der Gesetze des plastischen Stiles im Effect mit der Malerei zu con-
curriren. An Kenntniss der Anatomie steht er weit unter Donatello, vor
gewaltthätigen dramatischen Scenen schreckt er zurück, um die Wunderbare
Harmonie seiner Gestalten und Draperien nicht zu stören. In dieser Hinsicht
ist er Grieche; in Hinsicht seiner Sujets bewahrt er ganz den Zusammenhang
mit der kirchlichen Tradition, im Gegensatz zu Donatello, der sich seine Typen
nach seinem Belieben neu schafft und auf dem Gebiete der christlichen Ikono-
graphie geradezu Revolutionär ist. Dem extremen Realismus opfert Ghiberti
in keiner Weise: er steht mitten in jener Linie des Idealismus, die von Giotto
zu Itaifael führt. Wenn an seiner ersten Thüre (Fig. 78 u. 79) noch als
starke Reminiseenz der gothischen Schule eine Befangenheit herrscht, so gibt
MARCEL REYMOND La Sculpture Florentine:
1m pm-tie du 158 siöclo. Flor. 1898. AD.
VENTURI Conferenza (Riv. d' Italia 1899,
p. 355. 659).
' VASARI II 221. PERKINS Ghiborti et
son äcole. Paris 1886. Lmumxz SGOTT
Ghibcrti and Donatello, With other e-arly
Italiarl Sculptors. Lond. 1882. SCHMARSQW
Ghibcrtfs Kompositionsgesetze an der Nord-
thür des Flor. Baptisteriunls (Abh. d. phil.-
hist. O1. d. sächs. Ges. d. YVissensch. XVIII,
Nr. 4. Lpz. 1899).