Frührenaissance.
italienische
In der Malerei vollendet sich dieser Process durch die volle Einführung
des antiken Elementes, die Verarbeitung desselben in der mythologischen
Richtung der Florentiner. Für jene sind Giusto und Mantegna die Führer,
diese vollzieht sich in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts in Florenz
unter den Händen der Verrocchio und Botticelli.
Ehe die Dinge zu dieser Ausbildung gelangen, erhebt sich in Fra Angelico
die eigenartige Erscheinung, die in ihrer Art den Abschluss der mittelalter-
lichen Kunst darstellt. Man hat ihn den Maler der mystischen Schule ge-
nannt, aber dabei ganz vergessen, dass er mit dem, was ihn gross und für
die Entwicklung bedeutsam macht, ganz und mitten in dem Strom des Rina-
scimento steht. Ihm haben wir ein eigenes Kapitel zu widmen, sobald wir
die organische Ausbildung der Malerei des Quattrocento in den Schulen von
Padua und Florenz studirt haben.
Realismus
und
Antike
in
den ober-italienischen Schulen.
Richtung in Florenz.
Die
mythologische
Man nimmt allgemein an, dass die auf das Studium der Antike, besonders Wiederauf-
im Decorativen, gewandte Richtung ihren Ausgangspunkt in Padua, und "ßjjf,'gkjf'
zwar bei Francesco Squarcione (1394-1474), habe, welcher auf seinen Pßdußglßr-
Reisen in Italien, angeblich auch in Griechenland, manchfache Reste des Sqlmrcmmx"
Alterthums zusammengebracht, sie in seiner Werkstatt aufgestellt und seinen
Schülern als Gegenstand des Studiums empfohlen habe. Squarcione selbst
war als ausübender Künstler nicht von Bedeutung (Hieronymus in der Galerie
zu Padua, zwischen 1449-1452). Man unterstellte dann (Springer), dass die
schärfere Beobachtung plastischer Formen durch Donatellois Werke in
Padua angeregt und so das Auftreten des Hauptmeisters der Paduaner Schule,
Andrea Mantegna's (1431-1506), Vorbereitet wurde. Mßßtßgnß-
Dies ganze Bild ist verändert, seit wir durch A. Venturfs glückliche
Entdeckung die wahre Bedeutung des Meisters kennen lernten, welcher in
der That an der Spitze dieser ganzen Entwicklung steht.
Reihe von technischen Fortschritten, wie der
Entwicklung der Contraste, dem Fortschritt
der Luft- und Linienperspeetive. Der Im-
port altniederländischer und altdeiltscher Ge-
mälde nach Italien, durch die Handelsverbin-
dungen der Florentiner Bankhiiuser wesent-
lich erleichtert, hat hier zweifellos eine
namhafte Einwirkung auf den Florentiner
Realismus geübt. Der wunderbare Lichtglanz
der lälarben, die frühzeitige Ausbildung des
landschaftlichen Elementes in der nieder-
ländischen Malerei hat sicher die Florentiner
Realisten vortheilhaft beeinilusst, wie ander-
seits der Ernst einer aus den deutschen und
niederländischen Malereien hervorleuchtenden
tiefern Frömmigkeit und das energische Streben
nach Charakteristik wenigstens hier und da
bei den Italienern noch orientirend oder cor-
rigirend gewirkt haben mag. BURCKHARDT
(Cicerone H17 716) hat die altniederländischen
und altdeutschen Schöpfungen zusammen-
gestellt, welche nachweisbarermassen über
die Alpen wanderten. Unter ihnen sind Roger
van der Weydens Grablegung in den Ufüzien
(Nr. 795), dessen Altar in der Turiner Ga-
lerie (Nr. 312. 320), Hugo van der Goesf A11-
betlnlg des Kindes mit der Familie der Por-
tinari als Donatoren (früher in S. Maria
Nuova, jetzt in der Akademie zu Florenz),
Justus van Gents Einsetzung deseAbend-
mahls (1474) in Urbino, Hans Memlings
Scenen aus dem Leben Jesu (Galerie zu
Turin Nr. 358) und Desselben Madonna mit
zwei Engeln in den Uffizien (Nr. 703) die
namhaftesten, wenigstens soweit das 15. J ahr-
hundert in Betracht kommt. Auch BURCK-
HARDT nimmt an, dass gerade das grosse
Werk des Hugo van der Goes mit seiner er-
greifenden ilandriselien lndividualistik wesent-
lich dazu beigetragen habe, die alten Flo-
rentiner in der Porträtkunst zu vervoll-
kommnen.