Frührenaissanco.
Wenn so das Marienbild in Fra Lippfs späteren Jahren auf die Bahn der Ver-
weltlichung geführt wurde, die, im bessern Sinn als Verherrlichung des Mutter-
glückes, uns in Baffaels Florentiner Madonna wieder begegnet, so stellt Lippfs
frühere Thatigkeit als Frescomaler doch eine ernstere Richtung dar, welche noch
wesentlich unter Fra Angelicds Einflusse stand. Die Geschichten des Johannes
des Täufers und des Stephanus, der Tanz der Salome im Domchor zu Prato
(seit 1456) sind Werke, in denen der eben in Florenz erwachte Naturalismus
durch Anmuth und schon durch eine fast genrehafte Erfassung einzelner Züge
gemildert wird und eine bis dahin nicht gesehene Bravour im Colorit uns
entgegentritt; und so bleibt auch die Malerei im Domchor zu Spoleto mit
Fra Filippo Lippi.
Tod Mariae.
Dom zu Spoleto.
Alinari.)
dem Tode der heiligen Jungfrau (Fig. 57) ein bedeutsames und würdiges Werk,
Welches den Meister vor der gar zu ungünstigen Beurteilung durch Rio hätte
schützen sollen.
Ehe wir weiter gehen, muss des ausserordentlichen Umschwungs gödaßhtEinwirkung
werden, welchen die gesammte Malerei nicht bloss durch das Studium des defäfggfer"
Nackten, der Anatomie, der menschlichen Bewegungen, sondern auch durch Oelmalerei.
die Einwirkung des flandrischen Naturalismus und die von Flandern
aus eingebürgerte Oelmalerei erfuhr.
Die Untersuchungen über die technischen Verfahren, deren sich die Künst-
ler im Mittelalter bedienten, sind noch keineswegs als abgeschlossen zu be-
trachten. Dass auch die ältesten diesseits der Alpen ausgeführten Wand-
malereien (Reichenau) die Anwendung eines Bindemittels bedingten, wird