Zweiundzwanzl gstes
Benozzo
G ozzoli.
Diese Serie alttestamentlicher Bilder hat dann Benozzo Gozzoli
in 22 Fresken fortgesetzt, zu deren Ucbernahme er 1468 nach Pisa berufen
wurde und die er im Jahre 1482 mit dem Besuch der Königin von Saba bei
Salomon abschloss. Bis 1481 hatte er dafür etwas über 8066 Lire an Honorar
entgegengenommen. Der Inhalt der Compositionen ist, in Kürze, folgender:
5. die Vindemmia (WVeinlese) und Trunkenheit Noahs (Fig. 52), auf der die
Vergognosa besonders bemerkt wird einer der frühesten genrehaften Züge
der italienischen Kunst; 6. die Verfluchung Chams; 7. der babylonische Thurm-
bau, mit den Porträts Lorenzo's und Giuliarlds de' Medici und Angelo Poli-
ziano's; über der Cappellex Ammanati, die Anbetung der Könige, mit
dem Bildniss des Malers selbst auf dem braunen Pferde; das Fresco erinnert
stark an das übrigens viel bedeutendere des Palazzo Riccardi in Florenz:
unter ihm eine Annunziata; 10. Abraham und die Baalsdiener; 11. Abra-
ham und Lot in Aegypten, mit der berühmten Perspective in dem Reiter-
zug; 12. Abrahams Sieg, Untergang der Sodomiten; 13. Hagars Auszug;
14. Sodoma's Untergang; 15. Abrahams Opfer, mit dem vielberufenen ver-
kürzten Esel; 16. Hochzeit Isaaks und Itebekkas; 17. Geburt Jakobs und
Esau's, mit der überreichen Palastarchitektur; 18. Hochzeit Jakobs und
Itahels, mit der lieblichen Gruppe der Jeglqiarlrissirne jigure da" darzzatori";
19. Begegnung Jakobs und Esauls, Raub der Dina durch die Sichemiten, mit
vielen Porträts vor den Zelten, insbesondere demjenigen des Lorenzo il Ma-
gnifico. Es folgt: 20. die Cappella Aula, mit der oben erwähnten, fragmen-
tarisch erhaltenen Krönung der hl. Jungfrau, von Puccio; 21. und 22., neben
der Kapellenthüre: Petrus mit dem Schlüssel und andere Apostel, und ein
zerstörtes Bild; 23-24. Geschichte Josephs von Aegypten, dazu die vier
das Lob des Malers singenden lateinischen Distichen: Quirl spectas u. s. f.;
15. M0ses' Kindheit und erste Wunder; 26. Durchgang durchs Rothe Meer;
27. Moses empfängt die Gesetzestafeln auf Sinai, die Stiftshütte und das
Goldene Kalb; 28. und zwei andere zerstört; 29.-30. die Austheilung der
Stäbe an die zwölf Stämme, die Bundeslade, die eherne Schlange, Rückkehr
des Moses; 31. Fall Jericho's und Goliath; 32. Besuch der Königin von Saba,
theilweise zerstört. Unter den Bildnissen gibt man Marsilio Ficino, Platina,
einen Gambacorti und Visconti an.
Die Beurteilung dieser viel bewunderten Reihenfolge, welche man den ins
Weltliche übersetzten Fiesole genannt hat, ist durch den ruinösen Zustand
vieler derselben und die unglaubliche Restauration des Rondinosi von 1667
überaus erschwert. Vasari (III 48) nennt sie eine ,_qromolissima invenzione,
zm' opera terribilissimcf; Lanzi und Ciampi sind voll des glänzendsten Lobes
und Letzterer meint, Benozzo habe hier seinen Lehrer Fiesole übertroffen. Ins-
besondere rühmt er die Behandlung des Landschaftlichen, die idealen Physiogno-
mien und prächtigen Porträts, das vorzügliche Studium des Costüms, die
Gewandung, die unaussprechliche Grazie und die heitere Fröhlichkeit der
jugendlichen Gestalten, die namentlich in der Weinlese und der Verlluchung
Chams uns begegnen. Crowe und Cavalcaselle (III 276) dagegen unterziehen
diese ganze Schöpfung einer sehr harten Kritik. Sie finden die Struetur der
menschlichen Körper mangelhaft, das Gebärdenspiel kalt und steif, keine Wirk-
lichkeit in der Darstellung des Leidenschaftlichen, keine Originalität, sondern
nur Nachahmungsfahigkeit und Anempfinden, die Perspective ebenso rücksichts-
los gegen die wissenschaftlichen Gesetze als die Architekturen überladen und
incorrect. Diesem scharfen Urteil haben sich auch die neuesten Beurteiler