Buch.
Zwoiundzwan zigstes
Pistoja und Giovanni Apparecchiati aus Lucca hergestellte Madonnenbild eine
erste Decoration erfuhr. Die systematische Ausmalung der innern Wandflächen
begann seit Mitte des 14. Jahrhunderts, ohne Zweifel mit den heute noch vielfach
Buffalmaco und Orcagna zugeschriebenen Gemälden. Nach den älteren, Vasari
vorausgehenden und ihm folgenden Angaben hätten Giotto die Geschichten
Hiobs, Bnlfalmaco die Schöpfung, Kreuzigung, Auferstehung und Himmelfahrt,
Andrea Orcagna den Triumph des Todes und das Weltgericht, sein Bruder
Bernardo (Nardo) das Inferno, Simone Memmi (Martini) die Legende des
hl. Ranieri gemalt, auch Taddeo Gaddi und Taddeo Bartoli wären hier be-
schäftigt gewesen. In Wirklichkeit erfahren wir aus Urkunden bezw. Rech-
nungen erst 1368 f., dass die Maler Nino und Giannello, Paolo di Giunta,
Neruccio, Gievanni di Mosca hier malten. Andere Namen, die um 1371-1372
hier auftreten und die uns Trenta bekannt gegeben hat, sind Francesco
da Volterra, Berto d'Argomento, Cecco di Pietro, Jacopo di Francesco, der
1371, am 4. August, die früher Giotto zugeschriebene Geschichte Hiobs be-
gann. 1377 ist Andrea da Firenze mit der Geschichte des hl. Ranieri be-
schäftigt, die Antonio Veneziano 1386 in ihren untern Theilen vollendete. Die
Genesis ward 1390 von Piero di Puccio aus Orvieto, die Legende der hll. Ephy-
sius und Potitus 1391 durch Spinello Aretino begonnen. 1467 und 1474 sollten
Andrea Squarcione und Botticelli berufen werden, doch fiel der Abschluss
der malerischen Decoration Benozzo Gozzoli zu, der 1469 nach Pisa kam,
dort 1485 sein Grab im Camposanto geschenkt erhielt (das Epitaph besteht
noch) und 1498 in Pisa starb. Das sind die Wesentlichen urkundlichen An-
gaben: sie lassen uns hinsichtlich der Urheberschaft der ältesten und wichtig-
sten Gemälde nahezu völlig im Stich.
Der Niemand sagt uns, mit welchem Bilde die Arbeit der Maler im Campo-
THTFÄFÄQICS santo begonnen wurde; aber es kann kaum zweifelhaft sein, dass der Triumph
des Todes (Fig. 50) 1 den Anfang gemacht hat und dass sein Entstehen in un-
mittelbarem Zusammenhänge steht mit dem Auftreten jener furchtbaren Pest-
seuche, welche 1348 und 1349 Italien und Deutschland durchzog und deren
Schrecken Boccaccio in seinem Decamerone in so ergreifender Weise geschildert
hat. Wir haben früher gesehen, wie der Gedanke der Alles und Alle be-
zwingenden Herrschaft des Todes in der Kunst des Mittelalters seine Darstellung
fand. Hier ist zur Veranschaulichung dieser Idee die Allegorie des Triumplies
gewählt werden, über welche wir seiner Zeit uns ebenfalls verbreitet haben (II 1,
448) 2. Unser Gemälde nimmt die Ostecke der Südwand ein (in unserm
' Vgl. ausser der oben (Il 1, 488) verzeich-
neten Litteratur DIDRON Ann. arcll. XXlV
145. VASARI Ed. SANs. l 596 f.
E. DOBBERT in DQIIMI-fs Kunst und Künstler
des Mittelalters und der Neuzeit I (Lpz. 1878).
2. Abth, S. 75 f. Ders., Bepert. f. Kunst-
wissensch. lV 1 f. wTnonm ebd. XI 13 f.
HETTNER Ital. Studien S. 123 f. RIEGEL
ltal. Bl. S. 182. Neue Ausg. 1899. SU-
PINO ll Trionfo della morte etc. (Estr. dal-
l'Arcl1. stor. dell' arte, ann. VII, fasc. 1,
p. 10 sg.) G. TRENTA Iflnferno etc. (s.
Pisa. 1894. Ders, Alcnne osservazioni snpra
,Il Camposanto di Piszf (li J. Benvenuto
Supino. C011 (locunlonti inemliti. Fir. 1897.
SAL. Monvnneo L0 Epigrafi volgari in
rima de] Trionfo delln. morte , del Gin-
dizio universale e Inferno e degli Anacorcti
nel Cnmposanto di Pisa (UArte 1899, II
51
2 Vgl. dazu noch Duc DE RwoLl Etudes
sur les triomphes de Pötrarque (Graz. des
Beaux-Arts 1887, ApIz-Juii). Ferner Mon-
PURGO 1. c p. 64 und den dort veröffentlich-
ten Holzschnitt der Albertina. MÜNTZ Re-
naissance IT, 64. 124. 151-152. 469-470.
Bemerkenswerth ist auch hier der Zusammen-
hang der bildenden Kunst mit den Rappre-
sentazirvni. Dass der Trionfo della niorte als
lebendes Bild auf einem Carro vorgeführt