Zweiundzwanzigstcs
Buch.
et intellectias, colzsilii et fbrtizfuciinis, scicniizle et juietretis, timoris Domini. Nach
der Apokalypse (5, 6-12) empfängt dagegen der Löwe von Juda als Gaben
des göttlichen Geistes: virtus, (Zivi-nitas, sapiexztire, fbrtitzerlo, heuer, gloriu,
benerlictio. Die mittelalterliche Kunst stellt (lurchweg die sieben Gaben nach
Jesaias, und unter dem Bilde der Taube dar. Erwägt man, dass schon
Gregor d. Gr. (Moral. I c. 28; II c. 49) sagt, diese Gaben des Heiligen Geistes
hätten zu Schwestern die sieben Tugenden, nämlich die drei theologischen und
die vier Cardinaltugenden, so kann man leicht dazu geführt werden, mit
einigen Erklarern die sieben unter diesen Medaillons sitzenden Frauen als
Allegorien dieser sieben Tugenden aufzufassen. Indessen stimmen dazu die
unten sitzenden Männer nicht, und anderseits sind diese sieben Tugenden schon
in der obern Partie des Bildes, wie wir sahen, vertreten. Ganz willkürlich
sieht Ruskin hier die Allegorien der Dogmatik, Mystik und Polemik. Schlosser
erinnert an die Eintheilung der Wissenschaften, wie sie in der ,Margarita
philosophica" das Gregorius Reich (Strassburger Druck von 1504) uns entgegen-
tritt, und meint demnach auch hier Physik, Metaphysik, Philosophia moralis
und die ,theologischen Disciplinen' nebst kanonischem und bürgerlichem ltecht
linden zu dürfen. Ueber die beiden letzteren wird kein Streit sein können: die
zwei Frauen, von denen die eine den lteichsapfel und das Schwert halt, die andere
eine Kirche, und die vor sich einen Kaiser und einen Papst sitzen haben,
werden zweifellos als weltliches und geistliches Recht zu begreifen sein;
Ralfael hat beide Rechte in der Camera della Segnatura ebenso zusammen-
gestellt. Bei dem Kaiser denkt man allgemein und in Erinnerung an Dantes
Paradiso (VI 10 f.) gewiss mit Recht an Iustinian. In dem Papst sahen
Vasari und Mecatti schon Clemens V abgebildet, weshalb, wird nicht von
ihnen angegeben; Schlosser unterstellt Innocenz IV als ,summzls iurisla" der
Kirche oder Gregor IX, der als Verfasser des ,Decretum Gregorii IX' am Platz
wäre, wie auch Clemens V wegen des Liber VII (der Clementinen). Indessen
könnte doch auch an Clemens VI (1342-1352) gedacht werden, welcher
ebenfalls als kirchlicher Gesetzgeber auftrat und unter dessen Pontificat die
Gemälde wol entstanden sind. In der nun folgenden Gestalt sah Cavalcaselle
die speculative Theologie, welche eine Scheibe halte, auf der eine Figur mit
zwei Köpfen abgebildet ist; ,unter ihr hat Petrus Lombardus beide Hände auf
den Schnitt des Buches gelegt". Schlosser dagegen vermuthet die scientia
zzaturalis, Physik oder Medicin; auf der Scheibe wäre die Gestalt Gottes als
Creator vnundi, wie sie auf den Medaillons mit den sieben Schöpfungstagen in
den Bibelminiaturen der Zeit erscheint, vorgestellt; die Figur zu Füssen hatte
man als Hippokrates oder Galenus zu deuten. Die Erklärung hatte durch
den Hinweis darauf gestützt werden können, dass, wenn die Allegorien des
Rechtes unter die Gaben des timor Donzini und der pietas zu stehen kommen,
diejenige der Medicin bezw. Naturwissenschaft ganz passenderweise ihren Platz
unter der Gabe der sciezßztia hatte und das letztere umschliessende Medaillen
(ein armer oder kranker Greis hülfeflehend vor einer weiblichen Figur) wol
auf die Function des Arztes gehen könnte. Um so schwieriger gestaltet sich
aber die Erklärung der vier übrigen Bilder. Vasari macht es sich leicht,
indem er sagt: ,seg_q0n0 sette Scienze teologiche, e ciascmza ha sotto dz" sä quelle
stato 0 condizione (Puomini ehe piü Ze crmviene, papa, ivnperatore, re, card-inali,
duchi, vescovi, marchesi ed altr-if. Von den vier Frauen sind nur zwei, und
auch diese durch nicht erklärbare Attribute (die erste hat Bogen und Pfeil,
die dritte hält einen trichterartigen Beutel bezw. ein dreieckiges Instrument;