italienische
FfülllWiälliliSSallüß.
gewaltige Kraft des Meisters einem Gedanken christlicher Liebe und Iloif-
nung ihren Ursprung.
Manche Berührungspunkte hatte mit Vecchietta Matteo di Giovanni isiiaa-e .11
(geb. um 1435, gest. 1495), der mit ihm an dem Dom zu Pienza zusammen
gearbeitet hatte und gleiche Vorliebe für das Hospital della Scala an Tag
legte. Vom armen Gehülfen war er rasch zum Meister emporgestiegen. Sein
erstes grösseres Werk war die Ausmalung der Kapelle des hl. Bernarrlin im
Dome. Die in der Akademie erhaltenen Bilder geben keine hohe Vorstellung
von seiner Begabung und rechtfertigen den Ruf kaum, welchen er, der Freund
Francesco di Giorgiois, weit über seine Vaterstadt hinaus genoss. Das Werk,
welches seinen Namen am bekanntesten machte, war der berühmte ,Kinder-
mordß den er gelegentlich seiner übrigens fraglichen Reise nach Neapel 1468
für die Kirche von Formelle malte (Copie in Schleissheim) und der so oft
im In- und Auslande copirt wurde. Sowol Rio als Förster und Cavalcaselle
urteilen über dieses Bild sehr ungünstig. Es ist eine abstossende und grauen-
erregende Schöpfung. Die gemordeten Knaben am Boden, die entsetzten
Mütter, die einer Vision aus der Hölle abgewonnenen Köpfe des Herodes und
der Henker sind einfach scheusslich. Massvoller und ruhiger erscheint frei-
lich die Wiederholung derselben Composition, welche Matteo 1491 für die
Serviten unternahm. Wieviel edler ist noch sein Wirkliches Hauptwerk, die
Madonna della Neve, dessen von Glückseligkeit strahlende Engel von unver-
gleichlicher Schönheit sicher die beste Inspiration seines Lebens sind. Auch
die für S. Domenico gemalte hl. Barbara verräth den tiefern und innigern
Zug im Wesen eines Mannes, der seine letzten Jahre als ,feraroros0 fratelloi
zum guten Theil freiwilliger Krankenpliege im Hospital della Scala widmete,
dessen Hieronymus-Bruderschaft er 1460 beigetreten war und das nun unter
den Händen frommer Maler ein förmliches Museum geworden.
Der Eindruck, welchen die Canonisation und das Leben Ber-nardinds wie Ausgangdcr
Caterinais, dann die Regierung Pius' II auf die Sienesen gemacht, hatte seitsioääülffe"
Mitte des 15. Jahrhunderts beruhigend auf die Republik gewirkt und die eben
geschilderte Nachblüte ihrer Kunst ermöglicht. Aber vierzig Jahre später
brach der alte Parteihass von neuem aus; seit die Demokraten 1483 ein
Schutz- und Trutzbündniss mit Lorenzo de, Medici abgeschlossen, wuchs ihr
Uebermuth ins Sehrankenlose, es kam zu unglaublichen Ausbrüchen zügelloser
Ausschweifung und wilder Gewaltthätigkeit, bei welchen die Religion nur zu
oft zu scheinheiliger Beschönigung des Lasters herhalten musste. Schreckens-
scenen wie die Ermordung der politischen Gefangenen zu Ostern 1483 mussten
zu völliger Zerklüftung der Parteien führen. Nach langen Bürgerkriegen mit
ihren Exiliirungen und Conliscationen war das völlig verarmte und entwürdigte
Volk für die Tyrannis reif. Es fand vorübergehend an dem kühnen Pandolfo
Petrucci einen Herrn (1487), den bald wieder Karls VIII von Frankreich Ein-
fluss, bald Cesare Borgia's Intriguen auszustechen suchten. Maximilian I that
der Stadt im Jahre 1512 den Schimpf an, sie für 30 000 Ducaten an Iulius II
zu verkaufen. Dann in die Kämpfe der Medici unter Clemens VII hinein-
gezogen, verfiel die Republik wiederum einem Schreekensregiment, das mit
seinen geschwatzigen und herrschsüchtigon Clubs wie ein Vorläufer der Jako-
biner von 1793 erscheint. Der Todeskampf des Freistaates zog sich bis tief
ins 16. Jahrhundert hinein: tiefste Ohnmacht und krankhaftes Emporraffen
der alten Kraft wechseln ab, bis Siena endlich aus diesen Convulsionen Karl V
und dann Cosimo dem Jüngern zu Füssen fallt. Während dieses socialen und