Zwciunmizwzxl
lzigstcs
Buch.
Arbeiten an der Kathedrale von Orvieto, der Schwestorkirche Sienas Um
dieselbe Zeit malte ein anderer Sienesc für die Dominicaner zu Orvieto Tafel-
bilder, welche eine ausserordentliche Sorgfalt im Vortrag beurkunden. Es
war Simone Martini, geb. 1283, seit 1324 Schwiegersohn des Malers
Memmo di Filiguccio, was Vasari zu dem Irrthum verführte, ihm den Bei-
namen Memmi zu geben; unverzeihlicher ist jener zweite Irrthum, der ihn
zum Schüler Gi0tto's gemacht hat. Mit Letzterm hatte Simone nichts gemein,
als das Glück, den grössten Dichter seiner Zeit zum Freunde zu haben. Wie
Giotto zu Dante, so stand der Sienese zu Petrarca. ,Ich habe', schreibt Letzterer,
,zwei hervorragende Maler gekannt, Giotto von Florenz und Simon von Siena."
Schon Simones früheste Fresken im Palazzo pubblico zu Siena zeigen ihn
als Schüler Duccids; doch verräth die Formgebung in den Köpfen Mariae und
des Jesuskindes bereits einen Fortschritt über den Lehrer hinaus. Die Ueber-
einstimmung Beider zeigt sich noch in der Vorliebe, mit der liebreizende weib-
liche Heilige den ernsten männlichen gegenüber gestellt werden. Mehr noch
als bei seinen Vorgängern entfernt sich Simones Heilandsgestalt von der
regungslosen Starrheit des traditionellen Typus. Als Frescomaler entfaltete
er sich in Assisi, wo er die Kapelle des hl. Martin mit einem Bildercyklus
aus dem Leben des Patrons schmückte, der zwar das Gleichmass der Com-
position vermissen lässt, aber eine gewisse Annäherung an die wirkliche Natur
veirräth, im monumentalen Vortrag zugleich die Genauigkeit des Miniators auf-
weisend. Ausser Assisi und Orvieto rühmen sich Pisa (sign. Bild von ca.
1320, im Erzb. Seminar: Madonna mit dem Kinde u. s. f.) und Neapel, Werke
Simoneis zu besitzen. Unwahrscheinlich ist, dass er der Urheber des riesigen
Bildwerkes in der Spanischen Kapelle zu S. Maria N ovella in Florenz ist, welches
den Sieg der Kirche durch die Thätigkeit der Dominicaner-lnquisitoren ver-
anschaulichen sollte. Seine Hauptwerke besitzen Siena und Avignon. Dort
malte er im Jahre 1311- die Sala del Consiglio im Palazzo pubblico mit einer
grandiosen Maiestas aus: die Mzrdonna, thront auf gothischem Stuhle mit dem
aufrecht stehenden J esusknaben, umgeben von Heiligen und Blumenkörbe tragen-
den Engeln (Fig. 37). Viele Jahre später, 1328, malte Simone in derselben
Sala del Consiglio das Reiterbild des Guidoriccio Fogliani de' lticci, des Siegers
über Florenz. Im Jahre 1338-1339 siedelte er nach Avignon über, wo er
Petrarca's Freundschaft gewann und ihn und Laura portratirte, vielleicht auch
Petrarcas Handexemplar des Virgil mit einem Titelblatt schmückte (Ambrosiana
in Mailand). Die Schilderung der Züge jenes Weibes, das neben Beatrice
die grösste Rolle in der Geschichte der italienischen Litteratur gespielt, rief
die süssesten Erinnerungen aus dem Leben des Dichters wieder auf; es zeigte
den Künstler Diesem als seelenverwandt und verrieth, dass Jener gleich Diesem
hinter dem Schleier der irdischen Schönheit eine höhere, ideale entdeckt hatte;
Petrarca selbst ist es, der es bestätigt:
Ma ccrto il mio Sinlonc fu in Paradiso,
Ondc questa gentil (lonna si partc;
Ivi 1a vide e 1a ritrasse in carte
"Per far fcde quaggiü dcl suo bel viso.
Ifopcra fu ben di quelle ehe nel cielo
Si ponno immaginar, non qui fra noi
Ove 1c mombra fanno all' ahna vclo
1 PETRARCA Rime
MÜNTZ Pötrarque
Sonette 57. Vgl.
ot Simone Martini ä
propos du Virgilo de PAmbn
(Gaz. archäol.)
)siana.
Par.
1887.