lzigst:
Die Ueberleitung zu dieser grössern Reife des Malers mögen freilich die
ersten Jahre des Trecento gebildet haben. Von einem Aufenthalt Giottds
in Pisa wissen wir nichts, indessen mochte er auch andere Gelegenheit
haben, sich mit den Schöpfungen Giovanni Pisands zu befreunden, dessen
Thatigkeit in jener Zeit zwischen Pisa und Pistoia getheilt war. Jedenfalls
ist es dem Einfluss dieser Pisaner Kunst zuzuschreiben, wenn von da ab (las
(lramatische Element in Giottds Compositionen entschiedener hervortritt und
jene neue Richtung sich in seinen Werken ausprägt, Welche man gemeinhin,
nicht ohne den Widerspruch namhafter Beurtheiler (wie Springers), als gothiseh
bezeichnet.
Die erste grosse Frucht dieser neuen Wendung der Dinge, zugleich die
innfztngreichste seiner Compositionen neben denen von Assisi, ist der bildnerische
Allegorie
des Gehorsams. Unterkirche vor
(Phot. Alinari.)
Prancesco zu Assisi.
Schmuck der Scrovegno-Kapelle in Padua (Arena), welche 1303 erbaut war
und deren Ausmalung zwischen 1303-1306 gesetzt wird eine Annahme,
Welche sich im Grunde nur auf die Combination stützt, dass Benvenuto von
Irnola den Besuch Dantes bei Giotto meldet und urkundlich 1306 ein ,Dantinus
q. Alligerii de Illlorentird als in Padua anwesend erwähnt wird 1. Man hat
aus dieser Angabe auf eine Inspiration des von Giotto im Eingang der Kapelle
gemalten Weltgerichtes durch den Dichter geschlossen. Aber jedenfalls existirte
damals die Commedia noch nicht, und es liegt kein besonderer Grund vor,
aus dem Gemälde auf eine Abhängigkeit des Künstlers vom Dichter zu schliessen.
W01 aber scheinen gewisse Einzelheiten auf die pisanische Kunst zu verweisen 2.
' Auch für diese Details verweise
meinen ,Dante' S. 60 f. 539 f.
ich auf
2 Vgl. JEssEN Die Darstellung des Wcltger.
bis auf Michelangelo (Berl. 1883) S. 44.