Frührenaissance.
italienische
40 Jahre nach Cimabues Geburt erbauten) Kirche S. Maria Novella gemalt haben
sollen, halten aber seine Werthschätzung von Cimabues Leistungen im wesent-
lichen aufrecht (I 167). Demnach erscheinen hier als Werke des Cimabue die
Madonna Rucellai in S. Maria Novella, an welcher, wie die Verfasser glauben,
sich die Ueberlegenheit der Florentiner Schule documentirte, ferner die
Madonna in der Akademie der schönen Künste, eine Madonna im Louvre, die
musivische Malerei im Dom zu Pisa mit der gewaltigen Maiestas Domini,
endlich die Fresken in Assisi. Auch Springer beharrt auf diesem Boden
und sieht in Cimabue den Maler, der zuerst die fälschlich byzautinisch oder
griechisch genannte handwerksmässige Manier lockert, zwar nicht vollständig
mit der Tradition bricht, aber durch freiere Anordnung der Gruppen und
heller gestimmte Fleischfarbe seinen Figuren grössere Lebendigkeit verleiht
und der persönlichen Phantasie einen Antheil an den Schöpfungen seines
Pinsels gestattet.
Diese Anschauungen sind indessen neuestens einer scharfen Kritik unter-
zogen worden. Schon d'Agincourt und Rumohr hatten Vasarfs Bericht über
die Anfänge des italienischen Rinascimento durch den Hinweis auf die 1221
datirte Tafel Guido's von Siena in S. Doinenico zu Siena zu erschüttern unter-
nommen; neuestens hat die scharfsinnige Untersuchung Franz Wickhoffsl
aufzuweisen gesucht, wie Vasari dazu gekommen ist, Cimabue zum Ausgangs-
punkt einer neuen Epoche zu machen, wie Dante's Zusammenstellung von
(limabue und Giotto den Ausgangspunkt des ganzen Mythus bildet, der sich um
ihr Verhitltniss als Lehrer und Schüler dreht. Als einzig sicher beglaubigtes
Werk des Cimabue stellt sich ihm dessen Antheil an der seit 1301 durch Ifrancis-
aus pictor de San Simone mit elf Gesellen geschaffenen Maiestas in Pisa heraus,
und zwar nur der Johannes, nicht der Christus, der als Werk des Franciscus
anzusehen ist. Demnach erschiene Cimabue nicht als Begründer einer neuen,
sondern als einer der letzten Vertreter einer absterbenden Richtung. In der
Madonna Rucellai sieht Wickhoff ein sienesisches Bild vielleicht dasselbe,
welches 1285 bei Duccio di Buoninsegna noch während des Baues der Kirche
bestellt wurde; die Fresken in Assisi setzt er in die Zeit 1253-1260, welcher
das stilistisch mit ihnen übereinstimmende und durch Nennung der Aebtissin
Benedicta datirte Crucilix im Chore von S. Chiara zu Assisi angehört. Jener
todte Cruciüxus in S. Chiara wie derjenige in S. Francesco weisen auf die
Cruciüxe des Giuuto Pisano hin. Wie jene Cruciiixe mit dem ausgebeugten,
hängenden Körper, den geschlossenen Augen ein neues Motiv der christlichen
Kunst darstellen, so erscheint Wiekhoff auch die als gleichzeitig erkannte
Madonna im rechten Querschiff von Assisi (Ostwand) nebst mehreren andern
Exemplaren als Vertreter eines neuen Typus von Marienbildern, welche nicht
mehr mit den Mosaiken die Jungfrau geradeaus sitzend, mit dem Kinde in
der Vorderansicht, aufweisen, sondern, wie das schon in byzantinischen Halb-
' FR. WIGKHOFF Ueber die Zeit des Guido
von Siena (Mitth. d. Inst. f. österr. Geschichts-
forsch. 1889, X 2). Jos. STRZYGOWSKI
Cimnbue und Rom. Wien 1888. Vgl. dazu
AL. RlneL Kunstchron. XXIII 318 und 549.
Der Versuch, Oimabue als Urheber eines
Stadtplans (erhalten in den von MÜNTZ
und STEVENSON verößentlichten Plänen des
15. Jaln-h.) von Rom darzuthuxx, ist, soviel
ich sehe, von der Kritik einstimmig zurück-
gewiesen worden, so auch von Dmano Deutsche
Litteraturzeitung 1888, Nr. 19. Ebenso ist
die Werthschätzung der Madonna in Assisi
übertrieben und das, was über die Evan-
gelistenbildei- daselbst gesagt wird, sehr
zweifelhaft. Zu Cimabue vgl. noch
Tnoms Repertorium für Kunstwissenschaft
XIII 25.
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