Volltext: Die Kunst des Mittelalters, der Renaissance und der Neuzeit: Renaissance und Neuzeit (Bd. 2, Abth. 2, Hälfte 1)

Buch. 
Zwei undzwanzigstes 
derjenige Ciniabuas durch Giotto, verdunkelt werden. Die Commentare zur 
Göttlichen Komödie sind von da ab voll des Lobes für Cimabue, aber keiner 
gibt vor Ende des 14. Jahrhunderts Nachricht über des Meisters Leben und 
Werke. Erst der sogen. ,Ottimo Commento' hat die Angabe, Cimabue sei 
Gi0tto's Lehrer gewesen und habe eine Tafel für S. Maria Nuova di Firenze 
gemalt. In Lorenzo Ghibertis Commentaren findet sich zuerst die Fabel von 
der Entdeckung des jungen Giotto durch Cimabue, der gerade des Weges 
durch Vespignano kam, als Jener als Kind ein Schaf nach der Natur zeichnete. 
In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts schleppte sich neuer legendarischer 
Stoff durch Landino in die Dante-Commentare ein; um 1510 schrieb Franceseo 
Albertini, der Compilator der ,Mirabilia urbis R0mae'1, sein ,Me1noriale' über 
die Kunstwerke seiner Vaterstadt Florenzg, welches, wenn auch nicht direct 
benutzt, doch eine Hauptquelle für die Darstellung Vasarfs geworden ist. 
Albertini nennt als Werke des Cimabue die Tafel von S. Maria Novella (die 
auch der ,Ottimo' sicher gemeint hat) und ein Crucilix an der Nordwand 
von S. Croce. Die anonyme Sammlung von Künstlerbiographien, welche der 
Cod. XVII 17 der Biblioteca Nazionale zu Florenz besitzt und welche als die 
Hauptquelle Vasarfs gilt3, aus der Letzterer Ghibertfs Commentare allein 
benutzt hat, folgt Landino und Diesem in der Erklärung, dass mit Cimabue, 
der um 1300 gelebt, die Serie der italienischen Künstler beginne, dass er 
Giotto zum Schüler gehabt und ,die griechische Maniei" nachgeahmt habe; 
er gibt ihm dann noch Gaddo Gaddi als Genossen und fügt ein reicheres Ver- 
zeichniss seiner Bilder bei, u. a. Malereien in der Kirche S. Francesco zu Assisi. 
Vasari wob aus diesen Angaben seine Darstellung zusammen. Aus Ghibertfs 
Nachricht, Cimabue sei der griechischen Manier treu geblieben, macht er den 
Satz, er sei von Griechen unterrichtet worden. Er lässt ihn um 1240 geboren 
werden, mit Arnolfo am Dombau zu Florenz beschäftigt sein und 1300 sterben 
 urkundlich wissen wir, dass Cimabue 1302 noch am Leben war 4. Von 
Werken weiss er ihm, namentlich in der zweiten Ausgabe der ,Vite' (1568), 
eine Reihe vorgiottesker Bilder zuzuweisen, vor allem umfangreiche Arbeiten 
in Assisi  die Fresken aus dem Leben des Herrn und demjenigen des 
hl. Franeiscus im Langhause der Unterkirche, das Leben der Jungfrau im 
Chor der Oberkirche, die Wölbung und die Langhausbilder mit den Scenen 
aus dem Alten und Neuen Testament daselbst. 
Alle Darstellungen von Cimabue's Wirken, wie sie in unsern älteren 
,Kunstgeschichten' auftreten, fussen auf dem- Texte Vasaris. Crowe und 
Cavalcaselle nehmen auch 1240 als Geburtsjahr Cimabues an, berichtigen 
dann Vasarfs Behauptung von den griechischen Lehrmeistern, Welche, an- 
geblich von dem Florentiner Magistrat berufen, die Gondi-Kapelle in der (erst 
' FR. DE ALBERTINIS Opuscululn de mim- 
bilibus uovae et veteris urbis Romae. Romae 
MDX. Neu herausgeg. von A. SCHMARSOW, 
Ausg. Heilbr. 1886. 
2 ,Mem01'ia1e di malte Statue et picture 
sono nella inclyta cipta di Florentia etc. per 
mester Francisco Albertini 1510", neu ab- 
gedruckt bei Cuown und CAVALUASELLE 
D. Ausg. II 434 ff. 
3 I] Cod. Magliabechiano C1. XVII 17 con- 
tenente notizie sopm Tarte degli antichi etc. 
Hemusgeg. v. CARL FREY. Berl. 1893. Ders. 
herausgeg. v. C. 1m FABRICZYI 11 Cod. del- 
l" anoninlo Gaddiano (Estr. Areh. stor. ItaL, 
Fir. 1893, p. 32). 
4 Wir wissen jetzt auch, dass er nicht 
Giovanni, sondern Cenni (Abkürzung für Ben- 
venuto) hiess und Sohn eines Pepo, geb. zu 
Florenz im Sprengel von S. Ambrogio, war 
(GIUS. FONTANA Due documenti inediti riguar- 
danti Cimabue, pubbl. Pisa 1878). Cimabue 
war ein Beiname.
	        
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