Volltext: Die Kunst des Mittelalters, der Renaissance und der Neuzeit: Renaissance und Neuzeit (Bd. 2, Abth. 2, Hälfte 1)

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mählig loslösen. Auf sieben, zum Theil auf Löwen ruhenden Säulen, die durch 
gothisirende Bögen verbunden sind, ruht das Pulpito, an dessen Brüstung in 
fünf Reliefs die Geburt des Herrn (Fig. 12), die Anbetung der drei Könige 
(Fig. 13), die Darstellung im Tempel (Ilig. 14), Kreuzigung (Fig. 15) und 
Weltgericht dargestellt sind. 
In dieser ersten merkwürdigen Schöpfung, die Burckhardt als ein ge- 
schichtliches Curiosum bezeichnet hat, tritt uns nun in den der antiken 
Sarkophagsculptur entlehnten Typen der heiligen Personen beinahe gar kein 
christlicher Zug mehr entgegen. Die heilige Jungfrau ist eine Iuno oder eine Kai- 
serin, wenn man lieber will, der Hohepriester ist ein Bacchuspriester, Joseph sieht 
dem Hercules ähnlicher als dem demüthigen Nährvater Christi. Sechs Jahre 
und Gel 
Kanzel des Domes zu Sie] 
später (1266) schuf Niccolö die Kanzel im Dom zu Siena (vgl. Fig. 16), welche er, 
unterstützt von seinem Sohne Giovanni und seinen Schülern Arnolfo, Lapo 
und Donato, 1268 vollendete. Die Sujets, die hier an dem achteckigen Auf- 
bau angebracht sind, decken sich mit denen des Pisaner Pulpito, doch treten 
der Kindermord und ein weiteres Giudizio hinzu. So übereinstimmend der 
Inhalt dieser Bildwerke ist, so verschieden ist der geistige Gehalt derselben. 
In Siena verlieren Niccolifs Glestalten das Herbe, Spröde und die Kälte der 
römischen Vorwürfe; sie nähern sich der Natur, werden lebendiger, beweglicher, 
in ihrem Verhalten zutraulicher; die Pferde sind eleganter; eine Andeutung 
von Baumwerk und Landschaft tritt hinzu, um diese ganze Serie überaus viel 
moderner, natürlicher und lebensfrischer zu gestalten. Dagegen ist die Arbeit 
flüchtiger und die Reliefs leiden an Ueberfüllung. Man hat diesen Wechsel, 
welchen der Stil des Meisters in wenigen Jahren erlebt, auf die stärkere
	        
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