Malerei:
Altchristliche
Gehen wir indessen dem Gespenste des altchristlichen Kunsthasses etwas ßildgr-
naher zu Leibe. Man hat sich natürlich bemüht, denselben aus den Schriften fifgjälie
der Kirchenväter zu beweisen, und man konnte in der That die Aeusserungen ä?-
mehrerer Autoren vorführen, welche offenbar keine Freunde der Bilder waren. chenschrifl:
Aber die Abneigung dieser Schriftsteller erklärt sich aus ganz persönlichen Stellw-
Gründen. Tertullians finsteres, allem Heitern abgeneigtes Temperament
hatte ihn in die Arme des Montanismus geführt; sein Zeugniss kann nicht
als das der katholischen Kirche Africas gelten. Eusebius wie alle offenen
oder heimlichen Arianer lehnten die Bilder Christi ab; das war in ihrer Lehre
mm LogßS und der Incarnation begründet, und diese Auffassung hat sich in
dem grossen Bilderstreit der griechischen Kirche und in Mohammeds Religion
Später ausgelebt. Man muss dies anerkennen, aber man hat kein Recht, die
Stimme des Arianismus mit derjenigen der katholischen Christenheit zu ver-
wechseln. Tertullian und Eusebius selbst aber, bei all ihrer Abneigung gegen
die Bilder, bestätigen doch den Gebrauch derselben innerhalb der Kirche.
Was zunächst Tertullian anlangt, so lässt ihn sein Eifer gegen den
Götzendienst allerdings Dinge sagen, Welche die Ansicht verrathen, es sei
d1e Kunst überhaupt nur eine Handlangerin desselben; erscheint ihm doch
jede Abbildung (omn-is forma vel formula idoluam se dici exposcirf) als eine Art
Idololatrie 1. Und in die Kategorie solch verbotener Dinge weist er Tempel,
Altäre, Schmucksachen, ja selbst die menschliche Wohnung 2. Man sieht, wie
die Masslosigkeit seines Temperamente den heissen Africaner zu Aeusserungen
fortreisst, welche der gesunde Sinn der Gemeinde sicher als Ueberspannung
angesehen hat. Er selbst aber bezeugt in seiner montanistischen Polemik
gegen die allgemeine Kirche mehr als einmal den Gebrauch bildlicher Dar-
stellungen seitens dieser. In der Schrift ,De Pudicitia" (c. 7 und 10) wird
mehrmals ornamentirter Becher gedacht (procedant ipsae picturae calicuvn
vest-rorunz), welche das Bild des guten Hirten darbieten (pastor, quem in
calice depingis), offenbar die älteste Erwähnung unserer Goldgläser, deren
Fabrication also wenigstens in den Anfang des 3. Jahrhunderts hinaufreicht,
wo Tertullian schrieb und wo er die von ihm gerügten Dinge in Rom ge-
sehen hatte.
Ein Bilderfeind ist auch der Kirchenhistoriker Eusebius; als solchen be-
zeichnet ihn Nicephorus Gregoras3 ausdrücklich (eizrlvopzllog), und als
1 TERTULL. De idolol. c. 3: ,Exinde iam
caput facta est idololatriae ars omnis, quae
idolum quoquomodo edit. Neque enim inter-
est, an plastes efüngat, an caelator exsculpat,
an phrygio detexat: quia nec de materia
refert, an gypso, an coloribus, an lapide, an
aere, an argento, an H10 formetur idolum.
Quando enim et sine idolo idololatria. Hat,
utique, cum adest idolum, nihil interest, qualo
sit, qua de materia, qua de efügie, ne qui
putet id solum idolum habendum, quod hu-
nlana. efügie sit consecratum. Ad hoc neues-
saria est vocabuli interpretatio: E7609 graeße
formam sonat ; ab eo per diminutionem swwlov
deductum, aeque apud nos formulam fecit.
Igitur omnis forma vel formula idolum so
dici exposcit. Iude idololatria omnis circa
omne idolum famulatus est servitus. Inde
et omnis idoli artifex eiusdem et unius est
criminis: nisi paruln idololatriam populus
admisit, quia. simulacrum vit-uli, et non ho-
minis sibi consecravitf
2 Ibid. o. 8: ,Sunt et aliae complurium
artium species, quae, etsi non contingunt ido-
lorum fabricationem, tamen ea, sine quibus
idola nil possunt, eodem crimine expediunt.
Nec enim differt, an exstruas vel exornes,
si ternplum, si aram, si aediculam eius in-
struxeris, si bracteanz expresseris, aut inszzqnia
aut etiam donmm fabricaveris. Maior est
eiusmodi opera, quae non efügiem confert,
sed auotoritatemf Aehnlich e. 15, wo die
leuchtenden tabernae et vianuae der Christen
getadelt werden.
5 Hist. Byz. XIX 3. Ueber die Ausgg.
vgl. KRUMBAGHEB. Gesch. d. byz. Litt. S. 96.