Zehntes Buch.
zählen in England das Carewkreuz (Pembrokshire), in Irland die Kreuze von
Cloninacnoise (Kreuz des Königs Fland, um 914) und Durrow, das von Muredach
in Monasterboice (924; Fig. 480), das in Tuam und Kells1.
Diesen Hochkreuzen kommt für die keltische und angelsächsische Cllltlll"
eine weit höhere Bedeutung zu, als man gewöhnlich annimmt. In einer Zeit,
wo die Kirchen auf dem flachen Lande noch sehr sparsam gesät waren,
bildete das mitten in den Feldern oder auf einer kleinen Anhöhe aufgericlitete
Kreuz für den ganzen uniwohneiiden Than' den Mittel unkt der Andacht 2.
o 7 P
Der hl. Augustin hatte am Tage nach seiner Landung auf englischem Boden
dem König Ethelbert das Kreuz zum Kusse
in geboten: es war das erste sieghafte Er-
scheinen des heiligen Zeichens auf diesen
Inseln. Dann pflanzte es der hl. Oswald als
ein Symbol der Hoffnung und Befreiung in
i den Boden Northumberlands ein. Von diesem
Tage ab werden die Hochkreuze Sinnbild
des Sieges Christi über die Barbarei. Mit
es" 95H x.
ihnen steigt die Poesie des Kreuzes und des
Leidens empor, eine ganz neue Auffassung
i; bildet sich in dem Herzen des Germanen,
T". der sich als Streiter und Genosse des per-
Es. fä-slß. r
sonificirten Kreuzes im Ixampfe gegen die
Mächte der Ifinsterniss empfindet. Den Be-
riiiifä. weis dafür liefert das Ruthwellkreuz.
73Min? H".
h- im Man weiss, dass um 680 ein Knecht
iz. gßrliwalgw ifllli -rr
gräig-a. 33-1; des Ödo gestifteten Klosters Streaiieshalch
1;, 971; ll
sich plötzlich als einen grossen gottbegnade-
ten Dichter enthüllte. Es war Kaednion,
KEIL-ja; if: {V11
dessen Geschichte uns Beda (Hist. eccl.
Q m; a i: 5m
IV 84) erzahlt hat. Von der Aebtissin llilda
als Laienbruder aufgenommen, hat dieser
merkwürdige Mann den ersten christlichen
Hocligesang in deutscher Sprache aiige-
stimmt. Bald folgt ihm Kynewulf. Einem
Ei von ihnen oder einem Unbekannten wird
eäfgj- v
Fig 48a Hochkrm von Muredam Jenes wundeibare Traumgesicht vom heiligen
(Nach Stokes. Early Christ. Ami. Irelaud.) Kreuz zugeschrieben, welches aus einer
Handschrift zu Vercelli 1834 herausgegeben
ö ö
wurde 3. Das Kreuz erscheint hier personificirt. Der Sänger erblickt in der
Vision ,den seltsamen Baum in Lüften schweben vom Lichte umwoben. Das
1 Vgl. STokEs 1. c. Fig. 62-65.
2 Vita S. Willibaldi (MAmLLoN Acta SS.
Ben. t. IV): ,Sic mos 0st Saxoniae gentis,
quocl in nonnullis nobilium bonorulnque ho-
minum praediis non ecclesiam, sed sanctae
Crucis signum Deo dicatum cum magno ho-
nore almum, in alto erectum ad commodam
diurnae orationis sedulitatem solent haberef
Vielleicht kann diese Stelle als Beleg dienen,
dass die Hochkreuze zuerst bei den Angel-
sachsen awufkanlen und von (liesen zu den
Iren gelangten. Vgl. noch Lnvaiuzn II 87-107.
MONTALEMBERT Les moines d'Oecident V 165.
3 BLUHME hat diesen Codex entdeckt,
TI-IORPE das Gedicht zuerst (1834) heraus-
gegeben. Es Endet sich ferner in GREINS
Bibl. der angelsächsischen Poesie II 143.
STEPI-IENS 1. c. II 423. HAMMERICH a. a. O.
EBERT Litteratur des Mittelalters II, wo die
Bedeutung des Gesanges und des Ruthwell-
kreuzes durchaus nicht hinreichend gewür-
digt ist.