Zehntes
iiguren werden erwähnt, letztere schon um 727 in dem von König Ina von
Wessex gestifteten Oratorium (Christus und Maria mit den zwölf Aposteln).
Wie es scheint, war die alte Bischofsstadt York Hauptmittelpunkt dieser
Thatigkeit im 8. Jahrhundert, und von da kam auch Kaiser Karls d. Gr.
Hauptrathgeber in künstlerischen Dingen ins Frankenreich herüber.
Die Steinplastik der Iren kennzeichnet sich in ähnlicher Weise durch
die Verwendung der geschlossenen und offenenen Spiralen, das geometrische
Motiv der Key-Patterns und das Band- und Flechtwerk (interlaced zcork), zu
welchen später erst Thierbestandtheile hinzutreten. Vertreten ist diese Sculptur
Grab- hauptsächlich oder einzig durch die Grabmonumente, deren erste Gruppe
Jahrhundert) aus höchst roh ornamentirten Megalithen besteht, die nun
von den Christen gewordenen Kelten mit Kreuzen bezeichnet wurden (vgl.
Fig. 477); dann folgen Grabplatten mit einem Krückenkreuz (in Irland bis
Ende des 9., in England im 7. und 8. Jahrhundert), zum Theil mit Itunen-
inschriften versehen (vgl. Fig. 478). Unter diesen sind die Platten von Clon-
macnoise mit dem Namen des hl. Findan und des Suibine, ,doct0r Scotorunz
peritissiwzusQ bemerkenswerthi; eine dritte, seit dem 9. Jahrhundert nur hier
auf den britischen Inseln allein auftretende Gruppe bilden die Grabplatten mit
Füllungen von regelmässigem Flechtwerk in vertieften Feldern und in den
spätern Arbeiten mit historischen und biblischen Scenen. Dahin zahlen die
Denkmäler von Rockland, Bexhill, Colsterworth; als eines der ersten dieser
Richtung wird der Grabstein des Königs Eadulf zu Alemouth in Northumber-
land (Anfang des 8. Jahrhunderts) genannt. Höchst merkwürdig sind dann
die phantastischen schottischen Sculpturen in Forfarshire.
Huvhkrßllw- Vor allem aber sind es die Hochkreuzez, in denen sich die Eigenart
der religiösen Kunst der Kelten und Angelsachsen bewahrt. Es scheint, dass
dieselben seit dem 6. Jahrhundert aufkommen, anfangs in der keltischen Form
mit ausgerundeten Armen und einem mittlern Kranze; dann wird die Gestal-
tung durch Wegfallen der Fenster zwischen Kreuzung und Kranz schlanker,
um im 10. Jahrhundert den Höhepunkt künstlerischer Ausgestaltung zu ge-
winnen. Das älteste datirbare Werk dieser Art ist dasjenige von 651 zu
Collingham (Yorkshire) mit Flechtornament und sehr rohen Evangelistenbildern.
Ungefähr derselben Zeit gehören mehrere englische und schottische Hochkreuze,
vor allem aber das Ruthwellkreuz an (Fig. 479) 3. Zu den besten Exemplaren
1 Vgl. G. PETRIE Christian Inscr. in Irish
language. Dublin 1872. E. HÜBNER Inscr.
Brit. Christ. Berol. 1876. ANDERSON, Smoxns
und RQMILLY ALLEN l. c. Für die späteren
Jahrhunderte CH. BOUTELL Christian Monu-
ments in England and Wales. London 1854.
2 Vgl. betreffs der Hochkreuze ausser der
angegebenen Litteratur STUART Sculptured
Stones of Scotland. 1856. RoMILLY ALLEN
The Crosses of Ilkley (J ourn. of the Brit. Arch.
Soc. XLI 351). STEPIIENS Handbook of Runic
Monum. p. 124. ALFR. RIMMEN Ancient
Stone Grosses of England. London 1875.
3 ANDEBSON 1. c. 185. 225. 261; II 1341i
(Abbild). STOKES 1. c. p. 124 f.
STnPnENs 1. c. II 405. 419 (Abbild).
HAMMERICH Aelteste christl. Epik der Angel-
sachsen u. s. f. Aus dem Dänischen über-
setzt von A. MIGHELSEN, Gütersloh 1874,
S. 32 f. (Abbild). Miss Stokes setzt das
Ruthivellkreuz erst ins 11. Jahrhundert und
sieht in seinen Sculpturen ein nach den Vor-
schriften des Malerbuches vom Berge Athos
gearbeitetes Werk Auch ALB. Coox
(,Academy' 1890, N0. 930, p. 153; vgl. Bnownn
ebd. N0. 931, p. 170; ferner ebd. 1888, N0. 833
u. 834) nimmt eine spätere Entstehung an.
Indessen hat HENRY BRADLEY (,Academy' 1888,
N0. 833, p. 279) die Mangelhaftigkeit der für
eine spätere Datirung beigebrachten Beweise
aufgewiesen und zu Gunsten des 7. Jahrhunß
derts geltend gemacht, dass ein datirtes Denk-
mal, die runische Inschrift vom Jahre 670
(z erstes Jahr des Königs Ecgfrith), nämlich
der Obelisk von Bewcastle, ganz ähnliche
Formen wie das Ruthwellkreuz zeigt.