der KEESÜ bei
Ansätze
Erste
ilgqwjlxprdischen Vigligllll.
aus der Legende des grossen Heidenapostels S. Martin denken kann. Aber
nicht bloss die Grabkirche desselben, sondern auch die Stadt- oder Bischofs-
kirche, die oft mit jener verwechselt wurde, erzählte den Ruhm des Heiligen.
Auch sie (begründet unter Kaiser Valens) war nach einem Brande 589 von
Gregor von Tours wieder neu und stattlicher aufgeführt werden, und Gregors
Freund, der Dichter Venantius Fortunatus, dichtete dazu die Tituli, denen
gemäss die (gewiss nicht in Mosaik, sondern in Wandmalerei angebrachten)
Bilder folgende Scenen veranschaulichten: 1. S. Martin heilt einen Aus-
sätzigen durch einen Kuss (leproszawz 11114196175) ; 2. er theilt den Mantel mit
dem Armen (chlavnys (iivisa); 8. seine Hände bedecken sich infolgedessen
mit Edelsteinen (tunicaviz. dedit); 4. er erweckt Todte (nrortuos suscifrurif);
5. er stürzt einen Baum durch das Kreuzzeichen um (pivms excisa); 6. er
wirft die Götzenbilder um (idola prost-zeta); 7. er entlarvt einen falschen
Martyrer (falsus martyrj.
Mehr als ein anderer Bote des Glaubens hatte S. Martin dazu beige-
tragen, das nördliche Gallien dem Christenthume endgiltig zuzuführen: seine
Klosterstiftung ist für lange Jahrhunderte ein Mittelpunkt des Mönchthums
geworden; die zahllosen Kirchen, die seinen Namen tragen (Frankreich allein
zählt deren 8665), zeugen von der Verbreitung seines Cultes, der auch in
Deutschland tief eindrang. Die bildende Kunst hat sich auch jenseits der
Alpen bald seines Namens bemächtigt. Wir wissen aus dem Briefe des
hl. Paulinus von Nola (Ep. XXXII), dass dessen Freund Severus bereits
gegenüber dem Bildnisse des Dichters selbst das Porträt des nur wenige
Jahre zuvor verstorbenen Martinus im Baptisterium zu Primuliacum hatte
anbringen lassen. Von da wanderte es frühzeitig nach Italien, wo nach dein
Zeugnisse des Venantius Fortunatus selbst (lV 672) die "Wände der Kirche
S. Iustina in Padua seine Wunder erzählten und S. Giovanni e Paolo in
Ravenna das Porträt des Heiligen besass. Einige Jahrhunderte später ent-
stand in S. Ambrogio in Mailand jenes Mosaik, welches die Beisetzung des
hl. Martin in Tours und die in der Vision erlebte Anwesenheit des hl. Am-
brosius bei diesem Begräbniss schildert Jahrhundert). Heiligen-
legenden sind auch in den nächstfolgenden Jahrhunderten, namentlich an
Grabmälern, öfter dargestellt worden; aber man muss bis zum 13. Jahr-
hundert, bis zu S. Francesco d'Assisi, herabgehen, um einen Heiligen von
so unermesslicher Popularität zu finden, dessen Name Maler und Bildhauer
in solchem Masse beschäftigt hätte und dessen Name in so glorreicher Weise
mit der Geschichte der bildenden Kunst verwachsen wäre 1. Wir begegnen
hier einem neuen, für die christliche Kunst der Folgezeit höchst frucht-
baren Element.
Die Anfänge der merowingischen Plastik gehören dem Völker- Mernwingi-
wanderungsstil an 2. Sie fallen, als dem Christenthum dieses Volkes vor-schelilaslik"
ausgehend, ausserhalb des Rahmens unserer Aufgabe. Das gleiche gilt von
der Verhandlung über das von Worsaae begründete Dreiperiodensystem,
zu welchem die germanischen und speciell die skandinavischen Grabfunde
Anlass gaben. Die durch Einführung dreier verschiedener Völker als der
1 Vgl. LECOY m: LA MARGHE St. Martin.
Tours 1881. BULLIOT et PIIIOLLIER La mis-
sion et le culte de St. Martin etc. Autun et
Paris 1892. (S. dazu oben S. 219.)
2 Vgl. für das Folgende die Werthvollc
Untersuchung P. CLEMENS Merowing. u. karo-
ling. Plastik. Bonn 1894. (Abgedr. aus den
Jahrb. d. Vor. v. Alterthulnsfreullden im R11.)