Buch.
Neuntes
hundert, werden in Nicäa angegeben1. Auch bürgerliche Gebäude wurden
jetzt mit Mosaiken geschmückt; Manuel Komnenos (1143-1180) liess in
dem Blachernenpalast seine Feldzüge gegen die Barbaren darstellen. Von
Fresken hat Bayet (p. 147) nichts mehr aus dieser Epoche vorgefunden.
In Kappadocien hat Texier deren in einer Kapelle zu Urgub aufgewiesen.
Doch kann nicht zweifelhaft sein, dass auch Wandmalereien vielfach 11er-
gestellt wurden, wie das von S. Nikon berichtet wird, der um 966 bei Sparta
eine Kirche mit angeblich überaus schönen Fresken ausmalen liess.
Von Tafelgemalden werden manche der uns auf dem Berg Athos,
in Sicilien und im Museo Cristiano des Vatican erhaltenen Bilder den Byzan-
tinern des 11._12. Jahrhunderts zugeeignet. Mit Recht betont indessen Bayet
(p. 147), dass die chronologische Fixirung dieser Bilder höchst ungewiss ist;
hat man doch auf einem derselben ein byzantinisch behandeltes Dürersches
Motiv constatirt. Unter diesen byzantinischen Tafelbildern sind die dem
hl. Lucas zugeschriebenen Madonnen die bekanntesten. Einzelne dieser Bilder,
wie das in S. Maria Maggiore 2, sind durch eine gewisse Anmuth des Typus und
durch geschickte Behandlung der Gewandung beachtenswerth. Das gilt auch
von der berühmten ,Nikopea' (der siegreichen Madonna), welche die Vene-
tianer den Griechen 1203 in einer Schlacht abgenommen haben wollen und
die sich jetzt in S. Marco befindet.
Grosse Erfolge hat die byzantinische Kunst dieser Epoche dann weiter
in jenen kleinen musivischen Gemälden erzielt, die mit überaus feinen
Glas- und Steinwürfeln auf Wachsgrund erzeugt wurden. Odobesco hat in
seinen Notizen über die Athosklöster einige dieser Bilder aufgeführt 3, andere
wurden von J ulien Durand, Didron und Bayet4 verzeichnet. Unter den letz-
teren befinden sich zwei Tafeln mit der Transfiguration und der Verkün-
digung 5. Beide haben grosse Verwandtschaft mit dem hervorragendsten Denk-
mal dieser Gattung, den beiden Tafeln der Opera del Duomo in Florenz,
welche Gori und Rumohr zuerst besprochen und die ich kürzlich publicirt
habe (vgl. Fig. 446) 6. Diese Täfelchen, welche vermuthlich auf Hausaltären
aufgestellt wurden, zeichnen sich durch eine ausserordentliche Feinheit der
Technik, durch Correctheit der Zeichnung und dramatische Belebung der Com-
position aus. Nach jeder Hinsicht dürfen sie zu denjenigen Werken gerechnet
werden, welche uns von dem künstlerischen Vermögen der Byzantiner die
vortheilhafteste Vorstellung vermitteln. Gori setzt sie ins 10. Jahrhundert,
Rumohr hält sie für nicht viel jünger, worin man ihm beistimmen wird.
Inhaltlich gehören diese Tafeln zu den Bildercyklen, wie sie in jener Zeit
hauptsächlich auf den Thüren der Kirchen angebracht sind. Die hier veran-
schaulichten Scenen sind die Verkündigung, die Geburt Christi, die Darstellung
im Tempel, die Taufe Christi im Jordan, die Verklärung auf Tabor, die
Auferweckung des Lazarus, die Palmtragung, die Kreuzigung, Christus in der
Vorhölle, Christi Himmelfahrt, das Piingstfest und der Tod der Gottesgebärer-in.
rw Was uns aber den innern "Werth und den Charakter jener Epoche des
m- Byzantinismus weitaus am besten kennen lehrt, sind die Miniaturen. Wir
haben oben (S. 453) gesehen, wie Kondakoff, im Gegensatz zu den älteren
' BAYET c. p. 145.
2 GARRUCCI tav. 107.
3 DIDRON. Ann. archäol. XXVII
4 DURAND Träsor de St-Marc p.
BAYET l. c. p. 150.
262.
48.
5 BAYET 1. c. Fig. 44. 46.
6 Gom Mon. Basil. Bapt. Flor. p. 23,
tab. 4 4. RUMOHR Italienische Forschungen
I 304 f. KRAUS ili Zeitschrift für christl.
Kunst IV (1891) 202 f., Taf. 8. 9.