G eräthc
Kleidung.
liturgische
runde, quadratische oder blattförmige Einsätze, Aermelbesatz an der Hand-
wurzel. Dann fanden sich Langtüclier mit Borten (Kopfbinden IP), grosse
Tücher mit Eckeinsätzen (das waren wol zum Theil Tischtücher oder auch
Vorhänge, ähnlich denen, Welche wir auf altchristliclieii Mosaiken bemerken).
Andere Stücke dienten zur Umhüllung der Leichen. Es kommen dazu Schuhe,
kleine Tücher, Mützen, Spitzengeflechte, namentlich aber, worauf Forrer kürz-
lich hingewiesen hat, zahlreiche Hüllen, Biiidelagen, Gewandreste aller Art,
in welche die Mumien eingewickelt oder mit denen sie ausgestopft waren.
Die Zerstückelung so zahlreicher figurirter Gewandstücke fällt also nicht den
glücklichen Findern oder Räubern zur Last, aus deren Händen die europäischen
Sammler ihre Schätze bezogen haben, sondern vielmehr den christlichen Alt-
kopten, welche ihre Mumien mit denselben unihüllten. Der Rohstoff, aus
welchem diese Funde bestehen, ist vorwiegend Leinen, daneben auch Schaf-
wolle und Seide. Zur Färbung derselben wurden nur Pilanzenfarben ver-
wendet, vorwiegend lndigo und Krapp, und diese Färbung erstreckte sich
meist nur auf die Wolle; die weisse Zeichnung auf farbigem Grunde erzielte
man durch Leinenfäden. Nach der technischen Seite tritt uns zunächst die
NVeberei entgegen, und zwar kommen neben der einfachen Leinwandbindung
auch complicirtere Bindungen, auch die Laneirung und Broschirung vor. Die
Verzierungen der Gewebe geschah meist durch die Wirkerei, seltener durch
Stickerei, einigeinal auch durch Zeugdruck. Auch fehlt es nicht an Beispielen
der Posamenterie und der Strickerei. Ueberaus reich ist der Vorratli deco-
rativer Elemente, deren sich die Ornamentik dieser Textilkunst bediente. Wir
begegnen da der Welle, welche an die Spirale griechischer Mosaiken erinnert;
der einfachen und doppelten Wellenlinie, der rechtwinklig gebrochenen Wellen-
linie (dem Zinnenfries), dem mit Arcaturen nach aussen gedrehten Bogensaum
(dem Vorläufer des romanischen Bogenfrieses), der auch in den Katakomben
und in S. Vitale zu Ravenna vorkommt; weiter kreuzförmig sich durch-
schneidenden Ovalen, wie auf den Mosaiken, Herzfiguren, Doppelspiralen in
Form von Palmetten. Die Bandverschlingungen, welche bereits in der spät-
römischen Ornamentik (schon in Pompeji) eine grosse Rolle spielten, ünden wir
hier als Bordüre wie zur Verzierung ganzer Flächen verwendet, desgleichen
das Zickzack sowie das durch Verdoppelung desselben gewonnene Rauten-
schenia. Der vegetabilischen Ornamentik sind Blatt und Ranke entnommen;
weiter bunte Blüten, buscliiges, akanthisirendes Laubwerk. Bei Verwendung
von Thieren und Menschen zur Decoration wird das in Pompeji bereits uns
entgegentretende Princip befolgt: die Formen werden naturalistisch wieder-
gegeben, aber ordnen sich gänzlich der ornamentalen Raumabtheilung unter.
Es ergibt sich daraus die rein decorative Bedeutung und die Stilisirung der
als Streumuster verwendeten Figuren. Das ist auch für die vereinzelt auf-
tretenden historischen Darstellungen massgebend. Schon hier äussert sich
das Streben nach einer absoluten Symmetrie in der Anordnung von zwei
Hälften einer Composition rechts und links von einer idealen Mittellinie. Dies
für den Charakter der ganzen frühmittelalterlichen Kunst bestimmende Orna-
mentationsprincip wird von Riegl auf orientalischen Ursprung zurückgeführt.
Die der classischen Antike eigene, mehr relative Symmetrie suchte die beider-
seitigen Massenverhältnisse abzuwägen und in der Mannigfaltigkeit zu eon1-
pensiren. Von den iiguralen Motiven sind hier zu nennen: Männer und Frauen,
meist unbekleidet, Genien, Centauren, Victorien, Bacchanten, Krieger, Jäger,
Medaillonköpfe; von Thieren: Löwen, Hasen, Panther, Hunde, Hirsche, Enten,