Achtes
in der späten Kaiserzeit Mappula, Orarium und Planeta (statt des
Pallium), in der griechischen Kirche noch das Omophori on einfach zur
Auszeichnung der priesterlichen Dignität übernommen" wurden. Neben der
Tunica kommt noch die Dalmatica, eine Abart derselben, als Kleid des
Diakons und die Beschränkung des Palliums als Abzeichen bischöflicher J uris-
diction auf. Die förmliche Ausbildung der liturgischen Gewandung fallt erst
ins Mittelalter; wir können daher hier davon absehen und auch die noch in
den altchristlichen Zeitraum fallenden Anfänge derselben einer später aufzu-
nehmenden Gesannntbetrachtung aufsparen1. Dagegen seien hier noch einige
Mittheilungen über die neuesten Funde altchristlicher Textilkunst und deren
Technik gegeben.
Aegyptischc Diese Funde hat uns Aegypten geliefert. Schon im Jahre 1801 war eine
F""de' Tunica bei Sakkarah gefunden worden, aus dessen Leichenfelde dann eine
reiche Anzahl von Textilgegenständen auftauchten, welche der Wiener Kauf-
mann Th. Graf so glücklich war zu erwerben und welche nun ins Oester-
reichische Museum gelangt sind. Andere auf die gleiche Fundstelle zurück-
zuführende Stoffrcste kamen nach Turin, ins British Museum, ins Louvre.
War man früher geneigt, diese Grabfunde der pharaonischen Zeit zuzuschreiben,
so zeigten die Sachverständigen Untersuchungen Birchs und Karabaceks,
dass sie der Epoche der griechisch-römischen Herrschaft im Nillandc an-
gehörten 2. Bald wurden neue Funde der Art aus einem andern Leichenfelde
zu Achmim, dem alten Panopolis, hervorgezogen, von denen wieder ein Theil
durch Graf für das Oesterreichische Museum, andere Collectionen durch
Fr. Bock u. A. für die Sammlungen in Krefeld, Düsseldorf, Nürnberg und
namentlich auch für das Kunstgewerbemuseum in Berlin gewonnen wurden.
In den letzten Jahren hat sich namentlich auch der Strassburger Antiquar
R. Forrer mit dem Erwerb und der wissenschaftlichen Bearbeitung der aus
dem Gräberfeld von Achiniln-Panopolis stammenden Textilien beschäftigt 3.
Eine auf den gesammten Bestand dieser Funde aufgebaute Geschichte der
spätrömischen und altchristlichen Textilkunst fehlt noch, doch können die
ausgezeichneten Arbeiten Aloys Riegls als Vorbereitung einer solchen gelten 4.
Schon jetzt ist abzusehen, dass die Geschichte der liturgischen Gewänder, wic
sie uns bisher geboten war, durch diese Entdeckungen eine wesentliche Ver-
änderung erfahren muss.
Die Mehrzahl der in den genannten Lcichenfeldern aufgetauchten Finide
sind Costümstüoke: kurze Aermeltuniken oder lange Aermelgewänder. Diese
Tuniken sind in mannigfacher Weise verziert, durch Halssaum, Spangen,
1 Eine Anzahl untergeordneter Gegen-
stände, die mehr ein antiquarisches als ein
kunstgeschiehtliches lnteresse beanspruchen,
müssen hier ebenfalls übergangen werden;
es genüge, dass hier auf die Artikel der
Real-Eneykl. der christlichen Alterthümer
l 32 (,Alba Tunica der Neugetaufteif), 1161
(,Birrus'),l 189 (,Calliculae'), l 29-5 f. (,Clavus'),
l 374 (,Dmninicale'), I 548 (Kiammadizt),
ll 574 (,Pallium'), II 901 (,T0nsur') ver-
wiesen werde.
2 BIRCII-WILKINSON Ancient Egyptians
ll 176. KARABAUEK Katalog der Th. Graf-
schen Funde in Aegypten. Wien 1883; der's.
Die Th. Grafschen Funde in Aegyptcn. Wien
1883.
3 Idommn Römische und byzantinische
Seiden-Textilien aus dem Gräberfelde von
Achmim-Panopolis. Strassb. 1891; Die früh-
christlichen Alterthümer aus dem Gräber-
felde von Achminl-Painopolis nebst analogen
unedirten Funden aus Köln etc. Strassbilrg
1893.
4 A1,. RIEGL Die ägyptischen Textilfunde
im k. k. Oesterreichischen Museum. Wien
1889. Vgl. dessen Abschnitt über die Textil-
kunst in Bncnnns (ieschichte der technischen
Künste Bd. Hi.