Volltext: Die hellenistisch-römische Kunst der alten Christen, die byzantinische Kunst, Anfänge der Kunst bei den Völkern des Nordens (Bd. 1)

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Farbe hatten die Christen von den Römern übernommen; sie ahmten auch 
den antiken Clavus nach, d. h. die Purpurstreifen, die bei den Römern 
ein Abzeichen des Standes oder der Würde eines Staatsbeamten waren. So 
werden auf den altchristlichen Bildern Christus und auch die Apostel in ihren 
Gewändern durch zwei schwarze oder purpurne Streifen ausgezeichnet. 
Wenn man dem gegenüber sich versucht fühlen sollte, die Anordnung 
des Papstes Stephan l (254-257), nach welcher die ,heiligen Kleidei" nur in 
der Kirche, nicht im gemeinen Gebrauch getragen werden sollten 1, als Gegen- 
beweis anzuführen, so muss darauf erwidert werden, dass die betreffende 
Notiz des Papstbuches Zustände und Einrichtungen einer spätern Zeit (es ist 
offenbar die des 6. Jahrhunderts) in eine frühere überträgt 2. 
Dass mit den Tagen Constantins für die liturgische Kleidung ein neues 
Stadium eingetreten sei, ist eine weitere unhaltbare Annahme. Zu Anfang des 
5. Jahrhunderts begegnen uns die ersten positiven Nachrichten von einer 
Unterscheidung (es folgt daraus noch keine Verschiedenheit im Schnitt) des 
Altar- und des Alltagskleides: Chrysostomus, wo er zum letztenmal vor 
seiner Verbannung das heilige Opfer darbringt, sucht ,die seines Ranges 
würdigen weissen Gewänder hervor, welche er über die Alltagskleider an- 
legte; auch wechselte er die Schuhe" 3. Aehnliches wird 419 von Bischof Ger- 
manus von Auxerre gemeldet. Papst Coelestin I (422-432) verweist gallischen 
Bischöfen, dass sie wie Mönche gekleidet  amiicto pallio et lumbos prae- 
einem?  also in kurzem Pallium, an den Altar traten 4. Auf den Mosaiken 
von S. Vitale in Ravenna ist die Tracht der einfachen Geistlichen noch nicht 
wesentlich von der der Hofbeamten des Kaisers Justinian verschieden, und 
selbst noch von Gregor d. Gr. hebt dessen Biograph hervor, dass er und 
seine Umgebung nichts von der Tracht der (herrschenden) Barbaren angenom- 
men, sondern an der trabeata Zatmitas festgehalten haben 5. Die Schriftsteller, 
welche, wie Hieronymus 6, Augustin und Gregor d. Gr. 7, von den alttestament- 
liehen Kleidern und ihrer Symbolik sprechen, vermeiden dabei jede Bezug- 
nahme auf eine angebliche Herausbildung der liturgischen Gewandung der 
Christen aus der jüdischen Priesterkleidung, ja sie sprachen gar nicht von 
ersterer. Von den Darstellungen zeigt das berühmte Mosaik von S. Vitale 
(547) zuerst in dem Costüm des Maximianus die specifische Kleidung des 
Bischofs 8. Festern Boden in der schriftlichen Bezeugung gewinnen wir erst 
mit den Zeiten Isidors von Sevilla9 und der unter seinem Vorsitz gehaltenen 
vierten toletanischen Synode von 638 (g 28. 40. 41), wo bereits Albe (tmzica), 
Orarium (Stola), Planeta und für den Bischof Stab und Ring (baculus und 
oimalus) aufgeführt werden. Man darf also annehmen, dass die Einführung 
specifisch priesterlicher Gewänder sich zwischen 500-600 vollzogen habe. 
Und zwar haben wir uns zu denken, dass die Insignien bürgerlicher Aemter 
1 Lib. pontii, ed. DUOHESNE I 154: ,Hic 
constituit sacerdotes et levitas ut vestes 
sacratas in usu cottidiana non uti, nisi in 
ecclesiaf 
2 Vgl. auch DUCHESNIYS Anmerkung zu 
der Stelle. Damit erledigt sich auch der in 
Real-Encykl. II 180 unternommene, ganz über- 
flüssige Versuch, die angebliche Verfügung 
Stephans in anderer Weise zu erklären. 
3 PALLAD. Hist. Laus. ä 100. 
4 LABBJT: II 1618. 
5 IOAN. Vita Greg. I. II 13; IV 83. 
6 Ep. LXIV ad FabioL, cap. 9; In Ezech. 
cap. 44. 
7 Expos. in Job XXVIII 6; Reg. past. 
II 2. 4; Epp. IV 2; X 55; II 54. 
8 Vgl. dazu noch die Illustration der 
Himmelfahrt in dem Cod. syriac. des Ra- 
bulas vom Jahre 586 (Facs. bei MARRIOTT 
1. c. tab. 26. 27).  GARRUGCI a. a. O. 
9 De offic. eccl. libri Il.  Oma. lib. XIX, 
cap. 21. 
34H
	        
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